São Paulo: Red Bull gibt den Ton an
Sebastian Vettel setzt sich zum Auftakt knapp vor Mark Webber an die Spitze - Fernando Alonso und Lewis Hamilton zunächst in Lauerposition
(Motorsport-Total.com) - Ferrari in Problemen, Red Bull überlegen: Aus deutscher Sicht hätte das Rennwochenende in Interlagos bei São Paulo gar nicht besser beginnen können. Denn nicht Lokalmatador Felipe Massa sicherte sich die Freitagsbestzeit beim Grand Prix von Brasilien, sondern Sebastian Vettel knackte als einziger Teilnehmer die 1:12-Minuten-Schallmauer.
Sein Teamkollege Mark Webber legte auf den Supersoft-Reifen zunächst 1:12.072 Minuten vor, als etwa eine halbe Stunde vor Schluss für das Qualifying geübt wurde. Vettel ging etwas später auf die nur 4,309 Kilometer lange Strecke und unterbot den Australier um 0,104 Sekunden. Dabei drehte der Deutsche um sechs Runden weniger - wahrscheinlich, um mit seinen langsam immer knapper werdenden Renault-Motoren hauszuhalten.
Alonso erster Red-Bull-Verfolger
Dass Webber in beiden Einheiten Rang zwei belegte, nährt die Hoffnung, dass das Autódromo José Carlos Pace eine Red-Bull-Strecke ist. "Wir haben zwar erst Freitag, aber das war schon mal kein schlechtes Zeichen", sagt Vettel sichtlich zufrieden. "Wir sind hier sehr gut unterwegs." Auch Webber lobt das Auto, sieht aber keine Vorteile bei seinem deutschen Rivalen aus dem eigenen Lager: "Wir sind auf einem Niveau."
"Es scheint, dass der Red Bull das überlegene Auto ist", analysiert Mercedes-Sportchef Norbert Haug. "Dann sind Alonso und Hamilton die ersten Verfolger." WM-Leader Fernando Alonso (Ferrari) belegte mit 0,360 Sekunden Rückstand Rang drei. Sein Motorschaden am Ende des ersten Freien Trainings tat nicht weiter weh, weil das V8-Aggregat ohnehin das Ende der geplanten Lebensdauer erreicht hatte. Allerdings hatten die Mechaniker über Mittag alle Hände voll zu tun.
Auch Massa bescherte ihnen dann noch ein wenig Arbeit, denn der Brasilianer rollte an gleicher Stelle wie sein Teamkollege aus. "Ich habe ein Problem mit der Kupplung", funkte er an den Kommandostand, später revidierte das Team jedoch: "Wahrscheinlich war es die Hydraulik." Massa hielt mit nur 0,709 Sekunden Rückstand trotzdem den fünften Platz und deutete an, dass er bei seinem Heim-Grand-Prix wieder einmal zu Hochform auflaufen könnte.
Heidfeld hat Kobayashi im Griff
Lewis Hamilton (McLaren) klassierte sich im Ferrari-Sandwich auf Platz vier, 0,688 Sekunden hinter der Spitze, aber relativ deutlich hinter seinem Stallgefährten Jenson Button (7./+1,238), der die absoluten Topzeiten nie fahren konnte. Dazwischen landete noch Robert Kubica (Renault/6./+0,914). Drei Deutsche - Nick Heidfeld (Sauber), Nico Rosberg und Michael Schumacher (beide Mercedes) - rundeten mit 1,254 bis 1,378 Sekunden Rückstand die Top 10 ab.
Heidfeld darf sich darüber freuen, seinen Teamkollegen Kamui Kobayashi (12./+1,642) diesmal recht klar zu dominieren. Kobayashi sorgte aber wieder mehrfach für Herzklopfen, als er beinahe mit Rosberg kollidiert wäre und kurz vor Schluss bei Start und Ziel auf der Bremse fast einen Konkurrenten abgeräumt hätte. Schumacher hatte indes weniger Glück und rasierte im Senna-S bei einem Überholmanöver den Frontflügel von Jaime Alguersuari (18./+2,610).
Der Toro-Rosso-Pilot beschwerte sich über "starkes Untersteuern in den mittelschnellen und schnellen Kurven", während der Schweizer Sébastien Buemi (17./+2,336) im zweiten STR5 Bremsprobleme meldete - in Interlagos durchaus nicht ungewöhnlich. Vitaly Petrov (Renault/15./+1,850) kämpfte eher mit den Nachwirkungen seines Unfalls in der ersten Session, der möglicherweise durch ein Problem mit dem F-Schacht-System verursacht wurde.
Force India holt auf Williams auf
Bei Force India herrschten wie immer klare Verhältnisse: Adrian Sutil (14./+1,773) hatte die Nase um drei Zehntelsekunden vorne, nörgelte aber, dass die Balance "nicht mehr so gut wie heute Morgen" war. Zumindest hat das indisch-britische Team dank neuer Teile wieder ein wenig Anschluss zu Williams gefunden - beim Team aus Grove herrscht ja seit Wochen Stillstand, wie auch Lokalmatador Rubens Barrichello (11./+1,552) zu spüren bekam.
Ganz hinten interessierte heute weniger der Kampf um die "kleine" Bestzeit, die sich Jarno Trulli (Lotus/19./+3,016) sicherte, sondern das HRT-Duell zwischen Lokalmatador Bruno Senna (22.) und Christian Klien (23.) - das Senna in seiner Heimat um zwölf Tausendstelsekunden für sich entscheiden konnte! Timo Glock (Virgin) wurde nur Letzter, 4,182 Sekunden hinter der Spitze und recht deutlich hinter seinem Teamkollegen Lucas di Grassi (21./+3,465).
Trotz der Red-Bull-Dominanz ist für morgen Spannung angesagt, denn: "Es wird definitiv regnen", übt sich Webber als Wetterfrosch. Mercedes-Sportchef Haug nickt zustimmend: "Morgen soll es Regen geben. Ich denke, da können wir vielleicht ein bisschen besser aussehen." Interessant auch: Nur sechs Fahrer lagen zum Auftakt innerhalb von einer Sekunde, obwohl die Strecke normalerweise für ihre extrem knappen Zeitabstände bekannt ist.