• 24. Oktober 2010 · 16:15 Uhr

Ferrari feiert Rückeroberung der WM-Führung

Fernando Alonso ist nach dem Südkorea-Sieg der neue WM-Führende - das hatte selbst bei Ferrari niemand so richtig erwartet

(Motorsport-Total.com) - Vor 190 Tagen ging ein Ferrari-Fahrer als WM-Führender in ein Rennen, dem vierten der Saison, und seither führte Ferrari nicht mehr die Weltmeisterschaft an. Erst nach der Aufholjagd von Fernando Alonso ist den vergangenen Wochen und dem Sieg in Südkorea ist der Spanier jetzt an der Spitze der Wertung. Felipe Massa rundete den Tag mit Rang drei ab.

Foto zur News: Ferrari feiert Rückeroberung der WM-Führung

Feierstimmung bei Ferrari: Unerwartetes Siegesgeschenk in Südkorea Zoom Download

"Es ist toll, auf dieser Art und Weise zu siegen, dann es war ein schwieriger Sieg, wenn man die Streckenbedingungen beachtet", so Alonso. "Vor allem beim Start war die Sicht wirklich schlecht. Das war die schlimmste Phase. Ich wusste, dass es schon eine Leistung war, auf der Strecke zu bleiben. Wir sind hier nie im Nassen gefahren, es gab keine Referenzpunkte."

"Der Ausfall von Webber änderte dann unsere Herangehensweise, denn ein Podestplatz wäre auch ohne Risiken möglich gewesen", fuhr er fort. Folglich schwamm im Alonso einfach mit. "Die Schlussphase war besonders schwierig, denn die halbe Strecke war schon trocken und die Reifen bauten daher schnell ab. Beide Red-Bull-Zwischenfälle sah ich aus nächster Nähe und man bleibt da voll konzentriert."

Dank des Red-Bull-Nullers ist die WM-Lage nun wieder erfreulich. "Natürlich war das eine große Hilfe für die Meisterschaftschancen, aber das Glück zeigt auch, dass es in der Formel 1 nicht nur um Mathematik geht", so Alonso weiter. "Aber es sind noch 50 Punkte zu holen. Red Bull bleibt der Favorit, aber wir werden weiter alles geben, um immer auf das Podest zu kommen. Das Auto hat sich in der zweiten Saisonhälfte dank stetiger Entwicklungen stark verbessert. Vielleicht sprang hier mehr heraus als erwartet, aber es kann sich schnell wieder drehen."

Massa wiederum hatte den Enttäuschungen der Vergangenheit wieder Grund zum Lächeln. "Ich bin sehr zufrieden, für mich und Team", erklärte er. "Fernando hat sich toll geschlagen. Nach zwei schlechten Wochenenden bin ich froh, dass wieder auf dem Podest stehe. Ich danke auch dem Rennleiter, er hat zu Beginn des Rennens die richtigen Entscheidungen getroffen."


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Südkorea


"Gegen Ende des Rennens war es fast dunkel und die Intermediates abgefahren, speziell hinten. Auf dem Lenkrad gibt es kleines Licht, das sehr hell ist. Bei diesen Bedingungen lenkte das wirklich ab", so der Brasilianer. "Wir hatten etwas Glück, aber wir haben auch gut gearbeitet, waren sogar auf dieser Bahn konkurrenzfähig. Wie es in Abu Dhabi und Brasilien laufen wird, wissen wir nicht, die Strecken sind auch sehr verschieden. Es ist aber wichtig, dass wir mit dem Auto um Podestplätze kämpfen können und dann keine Fehler machen."

"Ein fantastischer Tag", lobte Chefingenieur Chris Dyer. "Das hat sich gezeigt, dass es nicht vorbei ist, ehe es vorbei ist! Wir sagen immer, dass wir nie aufgeben, aber hier haben wir es demonstriert. Unserer Fahrer haben Außergewöhnliches bei extrem schwierigen Bedingungen geleistet." Doch auch bei Ferrari gab es Probleme, so beim Boxenstopp von Alonso.

"Beim Stopp gab es ein Problem mit der Radmutter, damit verlor er einen Platz an Hamilton, aber später - auch durch den Druck, den er ausübte -, schnappte er sich ihn wieder", fuhr er fort. "Für Felipe lief in dieser Phase alles glatt, er hielt seine Position. Danach teilten sich beide Reifen wunderbar ein, speziell Alonso, der Vettel noch bis zu dessen Ausfall unter Druck setzen konnte."

Danach fuhr der Spanier dem Sieg entgegen, entspannend war das aber nicht. "Das war eine sehr angespannte Phase, denn wir wussten nicht, ob die Reifen bis zum Ende halten würden", so Dyer. "Es ist schwer zu verstehen, wie Fernando nach allem, was in dieser Saison passierte, nun die WM anführt. Zwei Rennen stehen noch aus, aber die Gegner sind stark. Wir haben gezeigt, dass wir unser Auto Rennen für Rennen verbessern - und so müssen wir weitermachen."

Teamchef Stefano Domenicali mahnte zur Gelassenheit. "Es war ein fantastischer Tag, wir haben die Situation in der Fahrermeisterschaft gedreht und sind in der Herstellerwertung in einer besseren Position. Aber der schwierige Teil beginnt erst", erklärte er. "Zwei Rennen stehen noch an, und die müssen wir genauso angehen. Ich habe es immer gesagt und wiederhole es gern wieder: Wichtig ist Schlussteil der Saison, da müssen Fahrer und Team kühlen Kopf bewahren."

"Unsere Fahrer waren großartig, sie haben nicht den kleinsten Fehler gemacht", fuhr er fort. "Das Team arbeitete gut und der Fehler bei Fernandos Boxenstopp wurde beim Stopp wieder gutgemacht. Es ist eine Ehre, dass Ferrari der erste Name ist, der auf die Siegertrophäe der Südkorea-Grand-Prix kommt."

"Was mich am meisten freut, ist, dass wir gezeigt haben, dass man mit Entschlossenheit, harter Arbeit, Dickköpfigkeit und Siegeswillen auch aus den schwierigsten Situationen wieder herausfinden kann", so Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo. "Wir geben als Team nie auf, das haben wir auch heute gezeigt. Ich möchte dem gesamten Team danken, Fernando fuhr außergewöhnlich und Felipe brachte einen wichtigen dritten Rang ins Ziel. Aber wir müssen auf dem Boden bleiben, die Meisterschaft ist noch offen und wir wissen, dass die Gegner stark sind."

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