Raddefekte bei Mercedes & Renault geklärt
Die Gründe für die wegfliegenden Räder bei Nico Rosberg und Robert Kubica in Suzuka wurden gefunden - An der Sicherheit wurde bereits nachgebessert
(Motorsport-Total.com) - Herumfliegende Räder können ganz schnell zu einer Gefahr für Fahrer, Streckenposten und Zuschauer werden. Deshalb schreibt die FIA seit vielen Jahren Halteseile vor, damit die Reifen im Falle eines Unfalls nicht unkontrolliert herumfliegen. Da in diesem Jahr nicht mehr nachgetankt wird, hängt die Standzeit beim Boxenstopp von der Zeit des Reifenwechsels ab. Dabei gab es schon einige Probleme, wie beispielsweise Nico Rosbergs verpatzten Stopp in Ungarn, als das Rad durch die Boxengasse flog.
Zuletzt in Suzuka gab es dann wieder Probleme mit den Rädern. Robert Kubica rollte bereits in der dritten Runde aus, nachdem sich das rechte Hinterrad gelöst hatte. Das passierte zum Glück bei langsamer Fahrt. Später erwischte es auch Rosberg, dem in den schnellen Kurven hinter den Boxen das linke Hinterrad abhanden gekommen war. Ein heftiger Unfall war die Folge. Sowohl Renault als auch Mercedes konnten nicht sofort die Ursache für die Defekte finden.
Das linke Hinterrad hatte alle Teams in Suzuka vor Probleme gestellt. Aufgrund der vielen schnellen Rechtskurven, konnte man nach 53 Runden bei den meisten Autos die Radmutter rechts hinten relativ leicht von der Felge drehen. Ein Sicherheitsrisiko, bei der am Limit gebauten Formel 1.
Speziell bei Rosberg konnte ein Montagefehler ausgeschlossen werden, denn er hatte seinen Stopp bereits in Runde eins absolviert. Bis zum Unfall waren 46 Umläufe vergangen. Eine Materialermüdung? Nicht ganz, denn das Problem ist auf die verwendeten Materialien und wie sie aufeinander wirken zurückzuführen. Die Radnabe ist aus Titan, die Felge aus Magnesium und die Radmutter aus Stahl. Stahl wird deshalb verwendet, weil sich die Mutter beim Reifenwechsel schneller auf das Gewinde schrauben lässt.
Titan und Stahl reagieren aber unterschiedlich bei Hitze. Durch die Dauerbelastung und der Fliehkräfte, wurde die Radmutter immer weiter nach außen gedrückt. Wenn die Sicherheitsvorkehrungen auch nicht mehr greifen, dann fliegt das Rad einfach ab. Mercedes verwendet ab Südkorea Radmuttern aus Aluminium. Der Sicherungsmechanismus wurde ebenfalls modifiziert.
Haarscharf am gleichen Defekt schrammte Nick Heidfeld vorbei. Der Sauber-Pilot war in den letzten Runden in Japan etwas langsamer unterwegs und lies auch seinen Teamkollegen ohne großer Gegenwehr vorbei. Der Grund für die defensive Fahrweise: Das linke Hinterrad wurde nur noch von den Sicherungsstiften gehalten. Im Anschluss an das Rennen konnte der Reifen mit bloßen Händen auf dem Radträger bewegt werden.
Bei Renault war Unachtsamkeit, beziehungsweise menschliches Versagen für den Defekt verantwortlich. Es war etwas Schmutz zwischen die Felge und der Radnabe geraten. Die Radmutter konnte deshalb nicht perfekt angezogen werden. Die Sicherungsstifte konnten deshalb auch nicht richtig sitzen, was den Mechanikern aber nicht auffiel. Deshalb war der Radverlust nur eine Frage der Zeit. Auch Renault hat reagiert. Die Sicherungen wurden verbessert. Ebenso werden die Radmuttern kontrolliert, sobald sie am Vorstart montiert sind.