Webber selbstkritisch, aber hoffnungsvoll

Mark Webber gibt unumwunden zu, in Singapur keine Chance gegen Sebastian Vettel zu haben, glaubt aber, dass trotzdem noch viel passieren kann

(Motorsport-Total.com) - "Mehr als Platz fünf verdiene ich heute nicht": Mark Webber weiß, dass er in Singapur rein vom Speed her keine Chance gegen seinen Teamkollegen Sebastian Vettel hat, der ihm an diesem Wochenende bisher eine deutliche Niederlage zugefügt hat. Aber der aktuelle WM-Leader geht dennoch hoffnungsvoll ins heutige Rennen.

Mark Webber hat nach Qualifyings schon mal glücklicher ausgesehen als gestern

"Was die Pace angeht, habe ich ehrlich gesagt keine Bäume ausgerissen. Ich habe mein Bestes gegeben und wäre gerne in der zweiten Reihe gestanden, aber es ist nur die dritte geworden", weiß der Red-Bull-Pilot. "Aber das ist kein Drama, denn in den letzten zwei Rennen war ich nach der ersten Kurve Siebter und Neunter und ich habe trotzdem 26 Punkte geholt. Der fünfte Startplatz ist nicht das Ende der Welt, denn es wird ein langer Grand Prix, in dem viel passieren kann."

Hoffnung auf das Rennen

Dass ihm Vettel wie schon am Freitag mehr als eine halbe Sekunde aufgebrummt hat, ärgert Webber, er steckt deswegen jedoch nicht den Kopf in den Sand: "Seb und ich stehen meistens in der gleichen Reihe, aber diesmal eben nicht. Er hat einen guten Job gemacht und ich konzentriere mich ja nicht nur auf ihn, sondern auf alle", sagt er und betont erneut: "Es kann noch komplett drehen. Wir haben gesehen, dass Felipe einen Defekt hatte. Viel kann noch passieren."

Der vierfache Saisonsieger sucht auch gar nicht nach Ausreden für die klaren Verhältnisse im teaminternen Stallduell, sondern akzeptiert Singapur als schlechtes Wochenende: "Sicher, zwei, drei Zehntel wären schon noch gegangen, aber das sagt jeder Fahrer", winkt er ab. "Singapur ist eine schwierige Strecke, um eine perfekte Runde zu treffen, und es war eine recht gute Runde. Aber morgen habe ich 61 Chancen, die perfekte Runde zu fahren!"


Fotos: Mark Webber, Großer Preis von Singapur


Webber gibt auch ganz ehrlich zu, dass er "nicht unbedingt zuversichtlich" ist, dass sich das Blatt im heutigen Rennen komplett zu seinen Gunsten drehen wird: "Ich denke, wir werden ähnlich schnell sein wie im Qualifying." Zumindest weiß er aber, dass ihm die Kurven 13, 14, 20 und 21 am meisten Zeit kosten - eigentlich keine Schlüsselstellen: "Das sind recht einfache Kurven, aber aus irgendeinem Grund verliere ich dort", seufzt der 34-Jährige.

WM-Führung weiterhin in Sicht

Interessantes Rechenspiel am Rande: Die fünf WM-Anwärter stehen in der Startaufstellung auf den ersten fünf Plätzen. Würden sie in dieser Reihenfolge auch ins Ziel kommen, wäre Webber weiterhin Gesamtleader. Er und Lewis Hamilton hätten dann je 197 Punkte, Polesetter Fernando Alonso 191, Vettel 181 und Jenson Button 177. "Die Hunde schlafen nicht", weiß Webber. "McLaren ist noch dabei, war eigentlich nie wirklich weg."

Beim Nachtrennen muss Mark Webber versuchen, den Schaden zu begrenzen

"Wenn ich jedes Mal Fünfter werde, reicht das nicht, denn es sind ja noch fünf Rennen. Das kann nicht der Plan sein. Aber wenn es hier das Maximum ist, dann nehme ich es und schaue weiter nach Suzuka", sagt er zu seiner Taktik. "Ich glaube, dass nicht Performance alleine diese Weltmeisterschaft entscheiden wird. Zuverlässigkeit und Zielankünfte sind sehr wichtig. Wenn es für das Qualifying Punkte geben würde, wäre das anders, aber die gibt es nicht."

Offenbar fährt der Australier schon ein wenig auf Sicherheit, um nur ja keine Punkte zu verschenken, wie das Hamilton in Monza passiert ist: "Ich kann morgen nicht Weltmeister werden, aber es wird schwieriger, wenn ich nicht ins Ziel komme. Das ist eine langweilige Herangehensweise ans Racing, aber das Gesamtbild ist sehr wichtig. Es kommt auf die richtige Mischung an", gibt Webber abschließend zu Protokoll.