Monza: Überraschende Tagesbestzeit für Vettel
Sebastian Vettel kann McLaren und Ferrari ärgern: Tagesbestzeit für den Red-Bull-Youngster vor den Roten - Mark Webber im Pech
(Motorsport-Total.com) - Monza wird von allen verbleibenden Rennen des Jahres das schwierigste für Red Bull. Diese Einschätzung hatten im Vorfeld des Rennwochenendes viele Experten abgegeben, jedoch muss man diese Aussage nach dem Freitag wohl revidieren. Sebastian Vettel markierte überraschend in 1:22.839 Minuten die Tagesbestmarke und spuckte somit nicht nur den favorisierten McLaren, sondern auch Ferrari in die Suppe.
Fernando Alonso und Felipe Massa hatten rund 20 Minuten vor dem Ende der Session für Freude bei den Tifosi gesorgt. Zunächst konnte der Brasilianer seinen F10 nach vorne schieben, wenig später holte Alonso die vorübergehende Bestzeit - die Ferrari-Welt war bestens in Ordnung. Aber nur kurz, denn Vettel konterte überraschend noch einmal und verwies Alonso (+ 0,076) und Massa (+ 0,222) auf die Plätze zwei und drei. Der Brasilianer sorgte am Ende mit einem wilden Ritt durch den Kies für Aufsehen.
Die Vettel-Bestzeit war letztlich zwar ein gutes Signal seitens Red Bull, aber es ist fraglich, wie sich die Hackordnung tatsächlich darstellt. Zu Beginn der Session war wieder Jenson Button (5./+ 0,371) an der Spitze zu finden. Der Champion hatte bereits das erste Training im Griff gehabt. Button blieb bei der Konfiguration des Vormittags und setzte weiter auf steilen Heckflügel und F-Schacht, Teamkollege Lewis Hamilton wählte unterdessen einen anderen Weg.
Über Mittag baute man den F-Schacht aus, installierte einen anderen Unterboden und einen neuen Heckflügel für wenig Abtrieb. Zwar musste sich Hamilton auf den ersten Runden an das nervösere Fahrzeug gewöhnen, aber trotzdem war er sofort auf dem Niveau von Button. Zwei grundsätzlich verschiedene McLaren waren gleich schnell. Die Techniker werden sich am Abend den Kopf über die richtige Variante für den Rest des Wochenendes zerbrechen müssen.
Webbers Wagen kurz vorm Überkochen
Hinter den beiden britischen Silberpfeilen konnte sich Mark Webber (6./+ 0,576) einreihen. Für den Australier lief am Freitag nur wenig rund. Am Vormittag war er weit hinter Vettel zurück und der Nachmittag war frühzeitig beendet. In seiner 24. Runde wurde Webber mit den Worten "Stop, stop, stop" per Funk zum Abstellen seines RB6 aufgefordert. Ein Wasserleck ließ die Temperaturen in die Höhe schnellen, der aktuell Zweitplatzierte der Gesamtwertung musste den Motor vorsichtshalber abstellen.
Ähnlich viel Pech hatte am Vormittag Rubens Barrichello gehabt, an dessen Williams die Antriebswelle riss. Am Nachmittag lief es deutlich besser beim Brasilianer. Mit nur 0,896 Sekunden Rückstand auf die Tagesbestzeit fuhr Barrichello auf den guten siebten Rang. Sein Teamkollege Nico Hülkenberg (9./+ 1,013) unterstrich die solide Williams-Form von Monza. Zwischen den beiden rangierte Robert Kubica (8./+ 0,870) als bester Renault-Pilot.
Und Mercedes? Bei den deutschen Silberpfeilen spulte man ein solides Programm ab, ohne jedoch dabei zu beeindrucken. Nico Rosberg (10./+ 1,018) und Michael Schumacher (14./+ 1,609) fuhren ohne F-Schacht relativ weit hinten. "Wir waren am Ende mit viel Sprit unterwegs", erklärt Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Der Freitag lasse aus seiner Sicht kaum Rückschlüsse auf die Hackordnung zu: "Es ist schwer, die Konkurrenz einzuschätzen. Ich glaube, es hat sich nicht viel verschoben."
Schumacher kämpft mit schwerem Mercedes
Vor allem Schumacher kämpfte auf der schnellen Monza-Strecke. Immer wieder räuberte der Rekordchampion hart über die Randsteine, mehrfach wirbelte auch Staub auf - an die Zeit seines Teamkollegen kam er jedoch nicht heran. "Es sind unterschiedliche Programme. Übliche Freitagszeiten", winkt Haug ab, der jedoch bei herrlichem Sonnenschein bei seinen Aussagen eher ein trübes Gesicht präsentierte.
Force India konnte die Rolle als Geheimfavorit am Freitag noch nicht ganz ausfüllen. Adrian Sutil (11./+ 1,342) und Vitantonio Liuzzi (12./+ 1,541) waren zwar auf den Geraden erwartet schnell, aber die Rundenzeiten waren von der Spitze weit entfernt. Bei Sauber und Toro Rosso muss man über Nacht erheblich zulegen, wenn man Monza-Punkte in Angriff nehmen möchte. Jaime Alguersuari rollte zu allem Übel auch noch vorzeitig aus.
Ein anderer darf sich "Pechvogel des Tages" nennen: Bruno Senna. Der HRT-Pilot musste seinen Boliden gleich dreimal innerhalb einer Session am Rand parken. Er kam jeweils nicht einmal eine Runde weit. Schon am Vormittag war bei Senna nach acht Runden Schluss gewesen. Jarno Trulli war mit dem Lotus schnellster Mann der neuen Teams, die beiden Virgin-Piloten Timo Glock und Lucas di Grassi führten überraschend die Tabelle mit den besten Topspeeds an.