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Webber pokert am besten: Pole in Spa!
Zwei Regenschauer machten das Qualifying zum Taktikpoker, den Mark Webber am besten beherrschte: Pole vor Hamilton, Kubica und Vettel
(Motorsport-Total.com) - Wie erwartet war Regen während des heutigen Qualifyings in Spa-Francorchamps ein entscheidender Faktor. Zwar blieb es über weite Strecken trocken, aber zwei kurze Schauer wirkten sich auf das Ergebnis aus. Am Ende war das Timing von Mark Webber (Red Bull) am besten, was dem WM-Leader seine fünfte Pole-Position in dieser Saison einbrachte.
Im ersten Run des Top-10-Finales legte Webber eine Bestzeit von 1:45.778 Minuten hin, womit er mehr als drei Zehntelsekunden Vorsprung auf Robert Kubica (Renault) hatte. Dann setzte noch einmal ein Regenschauer ein, den niemand mehr auf dem Radar hatte! "Du weißt hier nie, ob es nicht zu regnen beginnt, daher habe ich einfach gepusht", strahlt Webber. "Ich glaube aber, dass wir auch unter normalen Bedingungen schnell gewesen wären."
Nur Hamilton mit Verbesserung
Verbessern konnte sich im letzten Run nur noch Lewis Hamilton, der seine Zeit von 1:46.203 auf 1:45.863 Minuten pulverisierte und sich damit in die erste Startreihe schob. "Mit dem wechselnden Wetter war es ein schwieriges Qualifying, aber meine zweite Runde war gut. In der ersten habe ich ein paar Zehntel verloren", analysiert der McLaren-Pilot, der den Grundstein für seine Steigerung mit einem starken letzten Sektor legte.
Dritter wurde Robert Kubica (Renault), der mit dem neuen F-Schacht-System die starken Trainingsleistungen bestätigen konnte. Nur 0,322 Sekunden fehlten dem Polen auf die Pole-Position. "Das war ein gutes Qualifying", freut er sich. "Wir waren hier bei allen Bedingungen konkurrenzfähig. Leider hatte ich vor meiner letzten Runde in der letzten Kurve Verkehr. Der Sieg ist eigentlich außer Reichweite, aber im Motorsport kann alles passieren."
Das weiß auch Sebastian Vettel (Red Bull), der laut Teamchef Christian Horner "in Kurve 13/14 einen kleinen Fehler" gemacht hat. "Stimmt", gibt der deutsche WM-Anwärter zu. Auffällig war, dass Red Bull wie schon im Vorjahr im kurvenreichen Mittelsektor mit Abstand am schnellsten war, im ersten und dritten Sektor aber nicht die Pace von McLaren gehen konnte. Das könnte im Rennen in den direkten Zweikämpfen ein Nachteil sein.
Vierte Startreihe für Sutil
Jenson Button (McLaren/+0,428) wurde Fünfter, Felipe Massa (Ferrari/+0,536) Sechster und Jubilar Rubens Barrichello (Williams/+0,824) starker Siebter, obwohl er in Q3 nur einen einzigen Run fuhr. Der war aber gut genug, um vor Adrian Sutil (+0,881) zu bleiben. "Man musste ein bisschen Glück haben, im richtigen Moment draußen zu sein", glaubt der Force-India-Pilot. "Das habe ich ein bisschen verpasst, wir waren zu spät. Dadurch konnte ich keine zweite Runde fahren."
Nico Hülkenberg (Williams/+1,275) und Fernando Alonso (Ferrari/+1,663) rundeten die Top 10 ab. Letzterer dürfte sich im Nachhinein enorm über seinen verpatzten ersten Run ärgern, denn im Gegensatz zu Hamilton konnte er sich bei Regen im Finish nicht mehr verbessern. Massa trug es im Finalrun sogar ein paar Meter neben die Strecke, was heute aufgrund der schwierigen Bedingungen aber keine Seltenheit war.
Enttäuschung bei Mercedes
Katzenjammer herrscht nach einem bislang wenig erfreulichen Wochenende auch bei Mercedes: "Michael und Nico haben um rund sechs Hundertstel die Top 10 verpasst", ärgert sich Sportchef Norbert Haug über die Plätze elf und zwölf und erklärt: "Michael startet jetzt nach seiner Rückversetzung als 21. und Nico nach dem Getriebewechsel als 17. Keine gute Ausgangsbasis, aber wir wissen ja, dass in Spa bei der Wetterlotterie alles möglich ist."
Schumacher glaubt, dass "Q3 sicherlich drin gewesen wäre", verpasste diese Chance aber wegen Verkehrs auf seiner schnellsten Runde. Bereits in Q1 hatte er Glück, als er sich bei einem Massenausritt in Stavelot irgendwie durch diverse Autos hindurchschlängeln konnte, ohne einen Konkurrenten zu berühren. Und: Das Stallduell gegen Rosberg gewann der siebenfache Weltmeister in seinem Wohnzimmer um elf Tausendstelsekunden.
Rosberg ist mit der Ausgangsposition für morgen nicht zufrieden, lässt sich aber aus eben diesem Grund auf einen riskanten Poker ein: "Das Wetter macht auf jeden Fall Hoffnung. Ich habe mein Auto auf Regen abgestimmt und bin schnell, wenn es nass und rutschig ist. Ich kann nur hoffen, dass es am Sonntag erneut solche Bedingungen gibt", kündigt der Mercedes-Pilot über Nacht einen belgischen Regentanz an.
Überraschung durch Glock
Jaime Alguersuari (13.) entschied das Toro-Rosso-Stallduell gegen Sébastien Buemi (15.) für sich, in Q2 waren aber auch zwei Namen mit von der Partie, die sonst ein Abo auf ein Erstrunden-Aus haben: Heikki Kovalainen (Lotus/16.) und Timo Glock (Virgin/17.)! "Man braucht halt die Erfahrung und auch ein bisschen das Händchen für schwierige Bedingungen. Das sind genau die Wetterverhältnisse, bei denen wir eine Chance haben, wenn andere Fehler machen", jubelt Glock.
Der Deutsche nutzte seine Chance, als es in Q1 nach nur einer trockenen Runde des Feldes zu regnen begann. Zwar ließ die schnell abtrocknende Strecke am Ende des Abschnitts wieder Verbesserungen zu, sodass zum Beispiel Sakon Yamamoto (HRT) noch vom 13. auf den 21. Platz zurückfiel, aber wer sich gut auf das Gripniveau einstellen konnte und das Timing perfekt hinbekam, war fein aus dem Schneider.
Sauber bereits in Q1 out
Gleich zu Beginn hatte es wegen eines Abflugs von Vitaly Petrov (Renault/24.) eine Unterbrechung gegeben. "Ich wollte den Randstein testen, aber offensichtlich war er noch zu nass", meint der Russe achselzuckend. Auch die beiden Sauber-Piloten Kamui Kobayashi (19.) und Pedro de la Rosa (22.) landeten im Kiesbett, sodass sie die starken Performances in den Freien Trainings nicht wiederholen konnten, als es drauf ankam.
Auch sonst gab es in Q1 jede Menge Wirbel: In Stavelot wurden sechs Autos in eine Massenpirouette verwickelt, darunter auch die Herren Sutil und Schumacher. Letzterer lag vor seiner letzten Runde noch auf Rang 18, wäre damit knapp ausgeschieden gewesen, konnte sich aber nach Ablauf der Zeit noch auf Position fünf verbessern. Der Deutsche verhinderte damit ein Lotus-Doppelpack im zweiten Qualifying-Abschnitt.
Was darf man sich vom morgigen Rennen erwarten? "Es wird nicht im ersten oder dritten Sektor gewonnen", glaubt Polesetter Webber und ergänzt: "Am Start auch nicht." Das sieht Hamilton wahrscheinlich anders, denn der McLaren-Pilot würde am liebsten sein ausgereiftes F-Schacht-System nutzen, um gleich nach Eau Rouge aus dem Windschatten zu überholen - ganz ähnlich, wie es Kimi Räikkönen im Vorjahr mit KERS gemacht hat...