McLaren: Schlüsselrennen Spa-Francorchamps?
Die McLaren-Piloten Lewis Hamilton und Jenson Button möchten auf der klassischen Strecke in Spa-Francorchamps unbedingt gewinnen
(Motorsport-Total.com) - Bis Hockenheim führte McLaren beide WM-Wertungen an, doch mit dem enttäuschenden letzten Rennen vor der Sommerpause in Budapest mussten die Spitzenplätze an Mark Webber und Red Bull abgegeben werden. Red Bull hat außerdem das bislang schnellste Auto im Feld, sodass mit dem Ende der Sommerpause die entscheidende Phase dieser Saison beginnt.
Sieben Rennen vor Schluss fehlen Lewis Hamilton vier und Jenson Button 14 Punkte auf Spitzenreiter Webber, was derzeit die Plätze zwei und vier in der Fahrer-WM bedeutet. Bei den Konstrukteuren liegt McLaren acht Zähler hinter Red Bull. Entscheidend wird sein, den auspuffangeströmten Doppeldiffusor endlich zu optimieren und in Sachen flexible Flügel das Defizit im Vergleich zu Red Bull und Ferrari zu überbrücken.
Windkanal neu kalibriert
"Die Sommerpause kam uns aus mehreren Gründen extrem gelegen", erklärt Teamchef Martin Whitmarsh. "Erstens konnte das Team nach einigen stressigen Rennen einmal abschalten, zweitens hatten unsere Ingenieure Zeit, sich vor den Entscheidungsrennen Gedanken zu machen, und drittens konnten wir uns so endlich überfälligen Wartungsarbeiten an unserem Windkanal widmen, die den Korrelationsgrad verbessern sollten."
"Nach dem enttäuschenden Ungarn-Grand-Prix unternehmen wir alles, um im Vergleich zu unseren Rivalen wieder so stark zu werden, wie wir am Saisonbeginn waren", zeigt der Brite Zähne. "Wir sind uns zwar sicher, dass wir durch unsere Updates Anpressdruck hinzugewonnen haben, aber es scheint, dass das Paket noch nicht voll ausgereizt wurde, vor allem was Konstanz und Vertrauensbildung für die Fahrer angeht."
Denn die spüren mit dem neuen Diffusor zwar mehr Grip in schnellen Kurven, müssen dafür aber mit einer unberechenbaren Balance zurechtkommen. Whitmarsh: "Während des Trainings in Ungarn konnten wir einige nützliche Evaluierungstests durchführen, die uns nützliche Daten brachten und mögliche Entwicklungswege aufzeigten. In Spa werden wir dieses Programm fortsetzen und im Training mit Unterbodensensoren weitere Informationen sammeln."
Damit sei das Ende der Fahnenstange aber noch lange nicht erreicht: "Wir haben schon immer gesagt, dass wir glauben, in unserem Auto noch großen Spielraum für Leistungsverbesserungen finden zu können. Mit dem neuesten Upgrade und unserer soliden Herangehensweise auf Ingenieursseite sind wir zuversichtlich, dass wir dieses Potenzial früher oder später entfalten können", so der 52-Jährige.
Darauf hofft natürlich auch Button, der nach einem starken Saisonbeginn im teaminternen Vergleich immer weiter abgerutscht ist. Von den fünf Piloten, die sich 2010 schon als Grand-Prix-Sieger feiern lassen durften, hat er am längsten nicht mehr gewonnen (Schanghai am 18. April). Daher weiß er: "Wir müssen aufholen. Ungarn war kein besonders starkes Rennen, aber das ganze Team will so schnell wie möglich zurückschlagen!"
Button rechnet mit Steigerung
"Wir sind optimistisch, dass die Regelpräzisierung im Karosseriebereich den Abstand zwischen den Topteams kleiner werden lässt und dass uns Spa und Monza besser als der Hungaroring liegen müssten, aber umso wichtiger ist es, den Schwung vom Saisonbeginn wieder aufzunehmen", sagt Button. "Spa ist eine der wahrhaft großartigen Strecken - hier würde ich gerne einmal gewinnen! Im Vorjahr wurde ich in der ersten Runde abgeschossen, aber umso motivierter bin ich diesmal."
Dass Spa-Francorchamps und Monza schon eine Vorentscheidung bringen könnten, glaubt er allerdings nicht: "Die verbleibenden zwei Europarennen sind nicht der Dreh- und Angelpunkt für den WM-Kampf, aber es wird bei den Überseerennen am Saisonende zugegebenermaßen schon schwieriger, Updates einzuführen. Daher ist es für das ganze Team wichtig, in Spa und Monza gute Punkte zu holen", erklärt der amtierende Champion.
Teamkollege Hamilton freut sich auf das nächste Rennwochenende, "obwohl es für das ganze Team großartig war, die Fabrik einmal zu schließen und einfach Ferien zu machen. Während der Pause konnten wir darüber nachdenken, wie wir unser Auto noch schneller machen können. Für die nächsten zwei Rennen erhoffen wir uns nicht nur bessere Ergebnisse als zuletzt, sondern vor allem auch eine verbesserte Performance."
"Weder Jenson noch ich hatten im Vorjahr in Spa ein gutes Rennen", spricht er die Karambolage bei Les Combes in der ersten Runde an. "Ich konnte aus dem Cockpit fast nichts sehen, aber ich glaube, Jenson wurde von hinten in einen Dreher geschoben. Durch den anschließenden Unfall wurde auch ich aus dem Rennen gekegelt. Es war irgendwie schon komisch, das ganze Rennen aus der Garage anschauen zu müssen..."
"Auch jetzt habe ich gerade einen Ausfall in Ungarn hinter mir", fährt Hamilton fort. "Wir haben die Ursachen untersucht und denken, dass das nicht mehr vorkommen wird. Ich persönlich halte Spa für eine der großen Formel-1-Strecken, eine, auf der ich gerne gewinnen würde! Ich werde alles geben, um uns in Belgien wieder ins Titelrennen zu manövrieren. Es wäre fantastisch, am Sonntag einen weiteren Sieg mitnehmen zu dürfen!"