Sutil fährt Bestzeit im Regentraining
Regenmeister Adrian Sutil war zum Auftakt in Hockenheim eine Klasse für sich, sein Kumpel Lewis Hamilton landete hingegen in den Barrieren
(Motorsport-Total.com) - Zwar hätten sich die Zuschauer in Hockenheim trockene Bedingungen gewünscht, um auf den Tribünen nicht nass zu werden, doch zumindest wurden sie für das schlechte Wetter mit einer deutschen Bestzeit entschädigt. Denn im verregneten Freien Vormittagstraining setzte sich mit Adrian Sutil ein echter Regenspezialist durch.
Der Force-India-Pilot benötigte nur 20 Runden, um auf eine Bestzeit von 1:25.701 Minuten zu kommen, und war damit um mehr als eine Sekunde schneller als seine nächsten Verfolger. Wenn Sutil auf der Strecke war, war er immer der Schnellste, allerdings verstand er es in der Schlussphase auch am besten, die langsam abtrocknende Fahrbahn zu nutzen. Am Boxenfunk berichtete er von einer stabilen Front und einem hervorragenden Topspeed (305 km/h).
Besondere Erinnerungen an Hockenheim
"Hockenheim war die erste Rennstrecke, die ich jemals gesehen habe", berichtet Sutil von seiner besonderen Beziehung zum Heim-Grand-Prix. "Immer, wenn ich zu meinen Großeltern nach Aachen gefahren bin, musste meine Mutter hier anhalten. Ich bin auf die Tribüne gegangen und habe ein bisschen ins Motodrom geguckt, auch wenn da gar keiner gefahren ist. Aber das hat mir Gänsehaut bereitet. Daran erinnere ich mich gerne."
Der 27-Jährige hielt sich bei allerschwierigsten Bedingungen auch schadlos, was nennenswerte Zwischenfälle angeht. Fast alle waren wegen des starken Regens einmal neben der Strecke, am öftesten sicherlich Felipe Massa, der unter anderem einen ziemlich spektakulären 400-Grad-Dreher zeigte. Der Ferrari-Pilot ließ sich von seinen Ausritten aber nicht verunsichern und belegte 1,149 Sekunden hinter Sutil den zweiten Platz.
Dritter wurde Jenson Button (McLaren/+1,235) vor Rubens Barrichello (Williams/+1,246) und Vitaly Petrov (Renault/+1,247). Nico Rosberg (6./Mercedes) und Sébastien Buemi (7./Toro Rosso) mischten phasenweise ebenfalls ganz vorne mit. Generell darf man den Positionen aber nicht allzu viel Bedeutung beimessen, weil natürlich nicht von allen volles Risiko gegangen wurde und weil es sehr darauf ankam, den letzten Run gut zu timen.
Alguersuari zockt mit Slicks
Michael Schumacher (23./Mercedes/+6,749) schenkte sich die Zeitenjagd gleich komplett und nutzte die letzten Minuten stattdessen, um einen Satz Bridgestone-Full-Wets anzufahren. Jaime Alguersuari (16./Toro Rosso/+3,665) ging genau ins andere Extrem und probierte noch Slicks aus, landete damit aber prompt neben der Strecke. Den einzigen Unfall der Session lieferte jedoch ausgerechnet Lewis Hamilton (17./McLaren/+3,728) ab.
"Lewis hat die Kurve eingangs Parabolica sogar zu gut und zu weit innen erwischt, sodass das Auto ausbrach. Er hat gegengelenkt, aber das Auto war nicht zu bändigen und schlug in einem merkwürdigen Winkel mit dem Heck voran ein", schildert Formel-1-Experte Anthony Davidson den Abflug nach 67 von 90 Minuten. "Der Schaden ist recht groß, aber Lewis scheint das nicht allzu sehr zu beeindrucken."
Hamilton: Zu hoch gepokert?
Hamilton hatte zunächst als einziger Fahrer darauf verzichtet, die regennasse Strecke vorsichtig zu erkunden, und wartete über eine Stunde zu, ehe er seinen ersten richtigen Run absolvierte. Das sollte sich rächen: Nach nur acht Runden passierte dem an neunter Stelle liegenden McLaren-Piloten in Kurve vier das beschriebene Missgeschick. Ansonsten blieb nur Bruno Senna (22./HRT/+6,019) in der Zielkurve im Kiesbett stecken.
Im "Bullenduell" ging es von Anfang an heiß her: Zuerst fuhr Mark Webber Bestzeit, dann leistete sich Sebastian Vettel einen Ausritt, wenig später war auch Webber neben der Strecke. Am Ende belegte Vettel den elften Platz, 0,313 Sekunden vor seinem Teamkollegen (14.). Fernando Alonso (Ferrari) wurde nur 19., seine 3,983 Sekunden Rückstand sind aber sicher nicht repräsentativ für seine wahre Konkurrenzfähigkeit.
Eine auffällige Performance zeigte neben Sutil übrigens auch der zweite 'Motorsport-Total.com'-Kolumnist im Feld, Timo Glock. Der Virgin-Pilot absolvierte 21 Runden und beendete die Session mit 3,034 Sekunden Rückstand als Zwölfter, zeitgleich mit Topfavorit Vettel - und das, obwohl er im ersten Sektor noch um eine halbe Sekunde langsamer war als sein Landsmann. Teamkollege Lucas di Grassi (18.) hängte Glock um acht Zehntelsekunden ab.