• 10. Juli 2010 · 10:14 Uhr

Silverstone neu: Fahrer geteilter Meinung

Fernando Alonso und Mark Webber sind Fans der neuen Strecke, andere weniger: "Es ist rutschig, wellig, keine Herausforderung mehr", schimpft Robert Kubica

(Motorsport-Total.com) - Der neue Arena-Komplex in Silverstone, der im letzten Sektor nach Club beginnt und bei Brooklands wieder zurück auf die alte Strecke führt, stieß gestern nach den beiden Freien Trainings zum Grand Prix von Großbritannien auf gemischte Reaktionen: Während die einen hellauf begeistert sind und mehr Überholmanöver erwarten, sehen die anderen den Umbau kritisch.

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Streckenumbau in Silverstone: Rechts geht die alte, links die neue Abbey weg Zoom Download

"Es ist rutschig, wellig, keine große Herausforderung mehr. Ich bin überrascht", kritisiert zum Beispiel Robert Kubica. "Der neue Teil ist okay, aber mir persönlich war der alte lieber", nickt Heikki Kovalainen zustimmend. "Bridge und Priory waren wirklich coole Kurven, während diese neue Strecke nichts Aufregendes ist. Wenn man nun mehr überholen kann, toll, aber sonst finde ich die neue Strecke nicht sonderlich aufregend."

Neue Abbey statt alter Bridge

"Die schnelle Rechts ist ziemlich cool", fügt er an, "aber dort hat es eine große Bodenwelle." Kovalainen meint damit die neuralgische Stelle bei Abbey, die schon im Training einigen zum Verhängnis wurde. Paul di Resta erklärt: "Sie haben Bridge entfernt, um Überholmanöver zu ermöglichen. Da habe ich meine Zweifel. Abbey ist dafür sehr schnell geworden. Die Bodenwelle macht es schwierig, am Ausgang auf dem Gas zu bleiben. Das könnte Überholmanöver fördern."

"Das Problem ist: Durch den zweiten Scheitelpunkt sind alle gezwungen, auf der gleichen Linie zu bleiben", meint der Freitagsfahrer von Force India. "Man wird sehen, ob das clever ist oder nicht, denn ich finde es gut, wenn die Autos unterschiedliche Linien fahren. In der alten Abbey konnte man überholen, wenn es aus Club heraus einen Geschwindigkeitsunterschied gegeben hat. Jetzt wird die Geschwindigkeit angeglichen."

Di Resta glaubt, dass die Streckenarchitekten - der Umbau wurde ausnahmsweise nicht von Hermann Tilke, sondern von einem britischen Büro durchgeführt - den falschen Weg eingeschlagen haben. Seiner Meinung nach hätte man die Kurven anders gestalten müssen: "Ich glaube, dass man für Überholmanöver Kurven braucht, die dem Fahrer am Ausgang genug Raum geben, sodass er nicht doppelt bestraft wird, wenn seine Attacke schiefgeht."

"Das heißt zum Beispiel, dass der Ausgang von Haarnadeln breiter sein sollte als der Eingang - für den Fall, dass die zwei Autos am Ausgang Rad an Rad fahren", sagt er und fügt an: "Hockenheim ist ein gutes Beispiel dafür. Auf anderen Strecken verlierst du meistens selbst Positionen, wenn ein Angriff nicht funktioniert, weil du am Kurvenausgang abbremsen musst. In Hockenheim kannst du hingegen auf dem Gas bleiben."

Als Fan der neuen Streckenführung outet sich Mark Webber, ansonsten eigentlich eher ein Traditionalist: "Sie haben es hinbekommen. Ich weiß nicht, wer dieses Layout gezeichnet hat, aber wer auch immer es war, hat es genau richtig gemacht, sodass es für uns schwierig wird. Es gibt knifflige Stellen. Wer auch immer den Bleistift in der Hand hatte, hat einen guten Job gemacht", lobt der Red-Bull-Pilot.

Vettel verwundert über Bodenwelle

Sein Teamkollege Sebastian Vettel stimmt weitgehend zu, ärgert sich aber wie viele andere über die Bodenwelle mitten in Abbey: "Kurve elf hat eine riesengroße Bodenwelle, wo es alle Autos ziemlich versetzt. Das ist fast so, als würde man vom Stuhl fallen - zum Glück haben wir Sitzgurte! Ich bin ein bisschen überrascht, denn eigentlich ist es ein neuer Streckenteil, aber es hat doch eine recht heftige Bodenwelle dort", so der Deutsche.

"Ansonsten ist es nicht allzu schlecht", setzt er seine Kritik an einer einzelnen Kurve in den richtigen Gesamtkontext. "Es ist gar nicht so langsam, wie es ausschaut, und doch recht flüssig. Es passt natürlich nicht zum alten Silverstone, so eine langsame Kurve zu haben, aber es ist etwas Neues und es macht Spaß. Gott sei Dank hat man die Kurven, die es bisher gab, mehrheitlich nicht verändert. Das ist etwas Gutes."


Fotos: Großer Preis von Großbritannien


"Die neue Strecke ist besser", findet Fernando Alonso. "Sie macht mehr Spaß. Ich mag den neuen Streckenteil wirklich sehr." Und Lokalmatador Jenson Button gibt zu Protokoll: "Ich denke, es ist für alle Piloten etwas seltsam, bei Abbey nach rechts abzubiegen, statt wie in früheren Jahren nach links zu fahren. Dort ist es zudem recht holprig. Das neue Streckenlayout scheint allerdings ansonsten ganz nett zu sein."

Christian Horner trauert lediglich der schnellen Bridge-Kurve nach: "Die haben sie leider weggegeben. Schade, denn Bridge war eine echte Herausforderung für die Fahrer und es war immer spektakulär, ein Grand-Prix-Auto dort durchfahren zu sehen", bedauert der Red-Bull-Teamchef. Dafür wurde mit Abbey eine neue schnelle Kurve geschaffen, die es in dieser Form früher nicht gegeben hat, ebenso wie eine neue Gerade zwischen der Arena und Brooklands.

Fast untergegangen ist, dass die Curbs im schnellen Becketts-Komplex für die MotoGP ausgetauscht wurden. Einigen Fahrern wäre das beinahe entgangen: "Das ist mir gar nicht aufgefallen, denn dort verwenden wir die Curbs sowieso nicht", sagt di Resta. "In so einer schnellen Kurve willst du das Auto nicht aus der Balance bringen, indem du über die Curbs fährst, sondern da ist das Ziel, den Bodenabstand so niedrig wie möglich zu halten."

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