Lokalmatador Alonso am Freitag Schnellster
Ferraris Neuerungen scheinen Früchte zu tragen: Fernando Alonso hielt am ersten Tag bei seinem Heim-Grand-Prix die Red Bulls in Schach
(Motorsport-Total.com) - Veranstalter Valmor Sports rechnet für den diesjährigen Grand Prix von Europa dank der guten Wettervorhersage ohnehin mit einem besseren Besuch als im Vorjahr - und der sollte nun noch um einen Tick besser werden. Denn im Freitagstraining in der spanischen Hafenstadt Valencia fuhr mit Fernando Alonso der unumstrittene Liebling der spanischen Fans Bestzeit.
Der Ferrari-Pilot umrundete den Stadtkurs in 1:39.283 Minuten und setzte sich damit 0,056 beziehungsweise 0,144 Sekunden vor dem Red-Bull-Duo Vettel/Webber durch. Das ist insofern ein wenig überraschend, als Ferrari und Red Bull am Freitag nicht immer ganz vorne stehen und Valencia obendrein als Anti-Red-Bull-Strecke gilt. Aber die beiden Teams scheinen für das neunte Rennwochenende der Saison gut gerüstet zu sein."
Alonso schneller als vor einem Jahr
Alonso unterbot seine eigene 2009er-Freitagszeit, damals noch auf Renault, um gut eine Zehntelsekunde, was auch daran lag, dass die Strecke im Vergleich zum Vormittag jede Menge Grip aufbaute: "Es ist deutlich griffiger geworden", vermeldete Nico Hülkenberg (Williams/17./+2,088) gleich nach seiner ersten Runde im zweiten Freien Training. Dennoch gab es erneut viele harmlose Ausrutscher und auch zwei echte Dreher.
Für den zweiten sorgte Vitaly Petrov (Renault/13./+1,335), doch den folgenschwereren Patzer leistete sich Felipe Massa: Der Ferrari-Pilot stieg ausgangs Kurve fünf etwas zu früh aufs Gas, verlor das Heck und würgte den Motor ab, sodass die Streckenposten seinen runderneuerten F10 mit einem Traktor abschleppen mussten. Aus diesem Grund gab es nach einer halben Stunde eine kurze Unterbrechung - und Massa konnte erst nach einer weiteren halben Stunde wieder fahren.
"Ein ganz normaler Dreher", urteilt 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer. Zustimmung bei Ex-Formel-1-Pilot Anthony Davidson: "Ein einfacher Fehler. Er war anscheinend nicht schnell genug auf der Kupplung, normalerweise stirbt der Motor wegen des Anti-Stall-Programms aber trotzdem nicht ab." Generell findet der Brite: "Massa wollte heute zu viel. Im Vergleich mit Alonso ist das wie Tag und Nacht. Alonso hat die Strecke hier im Griff."
Red Bull viel stärker als 2009
Doch das Thema des Tages ist nach zwei McLaren-Doppelsiegen die unerwartete Stärke von Red Bull, denn nach dem Valencia-Fiasko von 2009 brauchten Sebastian Vettel und Mark Webber heute nicht einmal eine Steigerung auf den (sehr gut haltbaren) weichen Bridgestone-Reifen, um im Spitzenfeld zu landen. "Red Bull ist hier stärker als in Kanada", glaubt Surer, und Davidson fügt an: "Solche Zeiten mit Reifen in solchem Zustand zu fahren, ist ziemlich beeindruckend."
In Schlagdistanz zu den Top 3 waren aber gleich mehrere Fahrer: Nico Rosberg (Mercedes/+0,367), Lewis Hamilton (McLaren/+0,466), Robert Kubica (Renault/+0,597), Massa (+0,664) und sogar Adrian Sutil (Force India/+0,737). Der achte Platz des Deutschen ist umso beeindruckender, als er heute Vormittag noch wegen des Einsatzes von Freitagspilot Paul di Resta zum Zuschauen verdammt war. Aber die Neuerungen bei Force India scheinen voll anzuschlagen.
Schumacher nicht in den Top 10
Weltmeister Jenson Button (McLaren/+0,746) hatte auf weichen Reifen etwas Pech im Verkehr, Vorjahressieger Rubens Barrichello (Williams/+0,891) dürfte mit Rang zehn hingegen nicht allzu unzufrieden sein. Michael Schumacher, heute Morgen auf der für ihn neuen Strecke schon nach gut 40 Minuten erstmals in Führung, fiel vom ersten auf das zweite Training auf Position elf zurück. Rückstand des Mercedes-Superstars: 1,004 Sekunden.
Die Mittelfeldpositionen machen hier wie immer Williams, Sauber und Toro Rosso unter sich aus, in der Hierarchie der neuen Teams scheint wie so oft Lotus vor Virgin und HRT zu liegen. Virgin-Pilot Timo Glock musste kurz nach Halbzeit wegen eines technischen Defekts aussteigen, hatte zu jenem Zeitpunkt 0,929 Sekunden Vorsprung auf Teamkollege Lucas di Grassi. Diesen Abstand konnte der Brasilianer bis zum Ende noch auf 0,043 Sekunden verkürzen.
Was der Ausgang des heutigen Trainings für Qualifying und Rennen zu bedeuten hat, ist noch unklar. Ferrari, Mercedes und Renault scheinen dank ihrer neuen auspuffangeströmten Diffusoren näher herangekommen zu sein, müssen dies aber erst endgültig bestätigen. Red Bull dürfte indes stärker als erwartet sein. Ob Mitfavorit McLaren, im Vorjahr trotz Krise souverän in der ersten Startreihe, noch zulegen kann, bleibt abzuwarten.