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Hamilton beendet Red Bulls Pole-Serie
Riesenjubel bei Lewis Hamilton nach dem gewonnenen Pole-Fight gegen die Red Bulls - Michael Schumacher scheidet erstmals vorzeitig aus
(Motorsport-Total.com) - Der schnelle Circuit Gilles Villeneuve in Montréal wurde schon vor diesem Wochenende als Strecke gehandelt, auf dem Red Bull erstmals in dieser Saison ein Qualifying verlieren könnte, weil auf den langen Geraden Höchstgeschwindigkeit wichtiger ist als Anpressdruck. Heute gelang es der Konkurrenz dann tatsächlich, die Pole-Serie der "Bullen" zu beenden.
Lewis Hamilton war derjenige, dem diese Ehre zuteil wurde, aber der McLaren-Pilot musste für die Pole-Position einen hohen Preis zahlen. Genauer gesagt fuhr er seine Bestzeit von 1:15.105 Minuten mit den weicheren Reifen, die bisher stark zu Graining neigten. "Die weichen Reifen lassen mit viel Benzin schon nach vier oder fünf Runden nach", weiß Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Unsere Fahrer wollten daher unbedingt mit den harten Reifen fahren."
Reifen als Zünglein an der Waage?
Red Bull überraschte in Q1 mit den weichen Reifen, fuhr in Q2 je einen Run auf beiden Mischungen und in Q3 dann nur noch mit den härteren Medium-Bridgestones. McLaren vertraute in etwa auf die entgegengesetzte Strategie. Das war einerseits Kalkül, andererseits experimentierten die Teams in Q1 und Q2 auch noch herum, weil die Bedingungen mit Asphalttemperaturen von 31 Grad deutlich wärmer waren als während des Vormittagstrainings.
Dass Polesetter Hamilton mit den weichen Reifen im Rennen keinen Vorteil haben wird, ist allen klar, aber der Montréal-Spezialist lässt sich davon nicht beunruhigen: "Man muss jeden Tag nehmen, wie er kommt", gibt er sich gelassen. "Es stimmt, gestern haben wir schon gesehen, dass die weichen Reifen nicht ideal sind, aber wir werden alles tun, um sie zu schonen. Das Safety-Car könnte uns helfen. Wir haben eine gute Chance."
Lob gibt es von Teamchef Martin Whitmarsh: "Wir dachten schon, dass wir hier stark sein können, und Lewis war von Anfang an schnell. Ich hoffe, dass wir das morgen fortsetzen können", so der Brite, dem wie allen anderen Experten klar ist: "Entscheidend wird sicher die Reifenstrategie. Mit den weichen Reifen sollten wir am Start einen Vorteil haben - und dann hoffen wir auf ein frühes Safety-Car, wie so oft hier in Kanada."
Horner rechnet mit McLaren-Problemen
"Wenn jemand so etwas sagt", grinst Horner, "dann rechnen sie damit, dass sie unter normalen Umständen in Probleme geraten!" Sebastian Vettel nickt zustimmend: "Ich glaube, dass unsere Reifenwahl besser ist", so der Deutsche, und auch Teamkollege Mark Webber ist sich sicher: "McLaren hat die weichen Reifen und wir stehen in der ersten Reihe. Ich glaube, das ist ein Vorteil für uns, auch wenn es hier jederzeit ein Safety-Car geben kann."
Webber fehlten am Ende 0,268 Sekunden auf die Pole-Position, aber er war erneut um 0,047 Sekunden schneller als Vettel, führt damit im teaminternen Qualifyingduell schon mit 5:3. Der Australier ging in seiner besten Runde voll ans Limit, streifte am Ausgang der Zielschikane sogar die "Wall of Champions" leicht. Dieses Fighten war aber auch notwendig, denn zwischen dem zweiten und achten Startplatz ging es extrem knapp zu.
Vettel erst am Ende mit einer Zeit
Daher kann Vettel mit seinem Abschneiden trotz der Niederlage gegen Webber einigermaßen leben: "Es dauert eine Weile, bis die harten Reifen auf Temperatur kommen", sagt er. "Ich habe wirklich keine Runde hinbekommen bis auf die letzte. Die war nicht ganz sauber, insofern bin ich über Platz drei fast ein bisschen erleichtert. Jetzt brauchen wir einen guten Start auf der guten Innenseite, dann ist sicher einiges drin. Wir sind näher dran als erwartet."
Fernando Alonso (Ferrari) war recht unauffällig unterwegs, wurde aber nur 15 Tausendstelsekunden hinter Vettel guter Vierter, knapp vor Jenson Button im zweiten McLaren. Letzterer hat den Überraschungsmann des Nachmittags neben sich: Vitantonio Liuzzi (Force India) setzte seine starke Trainingsform um, wurde mit 0,543 Sekunden großartiger Sechster und gewann das Stallduell gegen Adrian Sutil um zwei Zehntelsekunden.
Sutil wäre natürlich lieber vor dem Italiener gestanden, trägt das Ergebnis aber mit Fassung: "Es war ein gutes Qualifying. Am Ende ging es einfach nicht schneller." Platz neun hinter Felipe Massa (Ferrari) und Robert Kubica (Renault) in der vierten Reihe kann sich auch durchaus sehen lassen, zumal er um 0,190 Sekunden schneller war als der extrem frustrierte Nico Rosberg (Mercedes), der seine Reifen einfach nicht zum Arbeiten bekam.
Rosberg klar schneller als Schumacher
Zumindest setzte er sich in Q2 gegen Michael Schumacher um fast eine halbe Sekunde durch. Der siebenfache Weltmeister befand sich als Zehnter von Anfang an auf dem Schleudersitz, verbesserte sich dann kurzzeitig auf Rang neun, wurde aber wenig später wieder aus den Top 10 gedrängt. Als er im letzten Versuch die Schikane abkürzte und das Aus damit besiegelte, war er angesichts der vorherigen Zwischenzeiten eigentlich ohnehin schon draußen.
Im ersten Gespräch mit seinem Renningenieur Andrew Shovlin wirkte Schumacher stinksauer, genau wie ein paar Minuten später im TV-Interview: "Selbstverständlich, dass man erstmal in die Top 10 fahren möchte, um das Qualifying aufzubauen, aber das war aus irgendwelchen Gründen überhaupt nicht möglich", ärgert sich der Montréal-Rekordsieger. "Wir hatten gehofft, dass wir uns zwischen Platz fünf und acht einreihen können."
Hülkenberg mit starker Leistung
Die ganz große Sensation war, dass sich Schumacher sogar dem Williams-Duo geschlagen geben musste, wobei Rubens Barrichello in der Entscheidung einmal mehr seine Routine ausspielte und somit Nico Hülkenberg noch um vier Tausendstelsekunden verdrängte. Vitaly Petrov (Renault), die beiden Toro Rossos und vor allem Pedro de la Rosa (Sauber) hatten in Q2 keine realistische Chance. Kamui Kobayashi (Sauber) hatte es sogar schon in Q1 erwischt.
Das "kleine Qualifying" der neuen Teams entschied diesmal Heikki Kovalainen (Lotus) für sich, was für morgen den 19. Startplatz bedeutet. Kovalainen war um 2,348 Sekunden langsamer als die Spitze und hätte um ein Haar sogar Kobayashi geknackt - Aufwärtstrend unübersehbar! Timo Glock (Virgin) musste mit Rang drei unter den neuen Teams Vorlieb nehmen, was angesichts der immer besser werdenden HRT-Form keine Selbstverständlichkeit war.
Das morgige Rennen könnte zu einer echten Reifenschlacht werden, aber viele Faktoren sind zum jetzigen Zeitpunkt noch unberechenbar. Ein frühes Safety-Car würde Hamilton helfen, eine über Nacht sauber gewaschene Strecke eher den Red Bulls mit den harten Reifen. Auch während des Rennens könnte es unter Umständen regnen oder zu einer Safety-Car-Phase kommen. Die Vergangenheit beweist jedenfalls: Montréal ist immer für eine Überraschung gut...