Lotus zuversichtlich für Barcelona
Lotus kommt als bester Neuling nach Europa - Neue Teile sollen den Anschluss an das Mittelfeld ermöglichen
(Motorsport-Total.com) - Auch das Lotus-Team hat zwei intensive Wochen voller Arbeit hinter sich. Nach dem China-Grand-Prix "strandete" die Mannschaft wegen der Aschewolke erst einmal in Kuala Lumpur, zurück in der Heimat wurden 34 Tonnen Fracht aus- und umgepackt, das Chassis R127-02 intensiven Tests unterzogen, die Rennwagen bekamen ein umfangreiches Upgrade-Packet verpasst und neu lackiert. Jetzt macht sich das Rennteam auf den Weg nach Barcelona.
"Jetzt liegen die ersten vier Überseerennen hinter uns und wir starten in die Europasaison", sagt Lotus-Technikchef Mike Gascoyne. Er weiß, dass in Spanien alle Teams Neuerungen dabei haben werden, "aber wir hoffen, dass unsere noch umfangreicher sind als die unserer Rivalen. Denn wir haben unseren Startplatz so spät bekommen und mussten die erste Spezifikation des Autos schon sehr früh im Designprozess einfrieren."
Gascoyne geht davon aus, dass die Lotus-Upgrades "signifikant" sind: "Wir haben ein Aerodynamikpaket mit überarbeiteten Seitenkästen, Frontflügeln und Bremsschächten sowie einige mechanische Änderungen. Aber wir müssen natürlich abwarten, welche Fortschritte unsere Gegner machen werden."
Nur eine Woche nach Barcelona geht es direkt weiter nach Monaco, für Gascoyne wieder "eine ganz andere Herausforderung". Der Stadtkurs im Fürstentum ist von seiner Konfiguration her "einmalig": "Alle fahren mit maximaler Downforce und es ist ein sehr enger, holpriger Stadtkurs. Aber aufgrund der Erfahrung, die unseren beiden Fahrer mitbringen und der Fortschritte, die wir in der Fabrik und auf der Strecke gemacht haben, bin ich zuversichtlich, dass wir in beiden Rennen gut aussehen werden."
Unterdessen ist die Arbeit in der Lotus-Fabrik im britischen Hingham voll angelaufen. "Jede Abteilung ist nun personell fast voll besetzt und kann anfangen, ihr Potenzial voll auszuschöpfen", erklärt Gascoyne. "Damit können wir uns jetzt der langfristigeren Entwicklung zuwenden und uns Gedanken über die künftigen Autos machen. Was das Wachsen des Teams angeht, haben wir die härteste Zeit hinter uns. Jetzt sind wir für die Zukunft sehr gut aufgestellt."
Pilot Heikki Kovalainen musste ebenfalls einen unerwarteten Zwischenstopp in Malaysia einlegen, bevor er mit dem Team zurück nach Europa fliegen konnte. "Ich habe zwei Nächte zu Hause in der Schweiz verbracht und bin dann nach Finnland geflogen, um meine Familie zum ersten Mal seit Weihnachten wieder zu treffen", berichtet der Finne. "Ich habe ein paar Dinge für meine finnischen Sponsoren erledigt, ein bisschen ausgespannt und natürlich wie immer trainiert. Ich habe auch neue Golfschläger, mit denen ich geübt habe. Mein Golfspiel wird also auch immer besser!"
Statt auf den grünen Rasen geht es für Kovalainen aber nun wieder auf die Rennstrecke. Er freut sich auf den Auftakt der Europasaison: "Es ist immer schön, nach Barcelona zu kommen, weil hier die meisten Teams ihre ersten großen Updates dabei haben", sagt der Finne. "Es ist eine sehr schnelle Strecke und alle Teams verbringen dort im Winter viel Zeit, daher kennen wir sie sehr gut."
"Aber es ist das komplette Gegenteil zu Monte Carlo", fährt Kovalainen fort. "In Barcelona gibt es mehr Überholmöglichkeiten, aber nirgends gibt es so viel Glamour und Prestige wie in Monaco. Dort ist auf der Strecke so viel los, dass man keine Zeit zum Durchatmen hat. Und da es keine Auslaufzonen gibt, muss man für Fehler teuer bezahlen. Ich mag Stadtkurse wirklich - dort profitiert man davon, wenn man eine gute Fahrzeugkontrolle hat. Jetzt freue ich mich darauf, auf die Strecke zu kommen und zu sehen, welche Fortschritte wir mit unseren Upgrades gemacht haben."
Trulli hofft auf mehr Glück
Auch Lotus-Kollege Jarno Trulli freut sich darauf, nach Barcelona zurückzukehren - und nach Monaco, wo er 2004 gewinnen konnte. "Zusammen mit ein paar anderen Fahrern kam ich von China zurück. Seither war ich zu Hause bei meiner Familie und habe einige Trainingseinheiten absolviert. Nun freue ich mich aber endlich wieder ins Auto zu steigen." Zu seinem bisherigen Saisonverlauf meint der Italiener: "Ich denke ich hatte etwas Pech, aber das liegt hinter mir. Jetzt können wir sehen, wie viel uns die neuen Teile nach vorne bringen. Ich hielt engen Kontakt mit dem Team, um mich über die Fortschritte zu informieren. Mit den Resultaten, die sie bei Simulationen erzielten, bin ich sehr zuversichtlich. Ich denke wir werden einen Schritt machen."
Seit 1997 ist Trulli in der Königsklasse und hat auf der Paradeteststrecke Barcelona unzählige Runden absolviert. Trotzdem mag der 35-Jährige den Kurs: "Mir liegt Barcelona. Wir kennen hier jedes Detail, weil wir hier seit Jahren fahren und viel Testen. Monaco ist natürlich ein spezieller Ort für mich. Viele meiner Fans werden vor Ort sein und die Daumen drücken. Ich liebe es, an einen Ort zu kommen, wo ich bereits gewonnen habe. Es wird eine aufregende, aber gute Woche werden."
Teamchef Tony Fernandes hat sich seit dem letzten Rennen Gedanken darüber gemacht, wie sein Team sich in der Formel 1 etabliert hat, und wie die Fans darüber denken. "Wir sind zurück in Europa und ich bin mit unserer Position sehr zufrieden. Die erste Phase des Rennstalls ist nun abgeschlossen und die nächste Herausforderung startet hier. Wir haben alle Zweifler überzeugt und haben gezeigt, dass die harte Arbeit, die jeder in das Team steckt, den Traum Realität werden ließ."
Wie wird Lotus in Europa aufgenommen?
In Spanien schließt sich der Kreis für Fernandes: "Ich kann mich erinnern, wie stolz ich war, als ich zum ersten Mal unser Auto bei den Tests in Barcelona sah. Und jetzt kehren wir hierhin zurück und sind vor den anderen neuen Teams. Das neue Paket soll uns helfen in die Nähe des Mittelfeldes zu kommen. Letztendlich ist es eine lange Reise für Lotus an die Spitze des Feldes zu kommen. Die neuen Teile werden der nächste Schritt sein."
Gespannt ist Fernandes auch, wie sein Team mit dem Traditionsnamen in Europa aufgenommen wird: "Ich liebe es nach Spanien zu kommen. Mit Monaco gleich darauf bin ich sehr gespannt zu sehen, wie unsere Fangemeinde im Rennsportherzen der Formel 1 wächst. In Australien, Asien und China haben wir neues Terrain erobert. Nun kommen wir an Orte, die in der Lotus-Geschichte sehr berühmt sind."