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Hamilton sauer: "Vertraue dem Team immer"
Lewis Hamilton übt scharfe Kritik an der Strategieentscheidung seines Teams, die womöglich aber gar nicht so falsch war, wie sie aussehen mag...
(Motorsport-Total.com) - Gäbe es wie in der Rallye-WM eine Auszeichnung für den "Spirit of the Race", man hätte sie heute an Lewis Hamilton vergeben müssen: Der McLaren-Pilot fuhr in Melbourne "eines der besten Rennen meines Lebens", wurde aber ausgerechnet vom eigenen Team um einen möglichen Sieg gebracht. Davon war er nach der Zieldurchfahrt auf Platz sechs zumindest selbst überzeugt.
"Mit meiner Leistung bin ich zufrieden, denn ich habe mir die Seele aus dem Leib gefahren und ich hätte mir mehr verdient gehabt, aber ich werde weiterkämpfen", seufzt der Melbourne-Sieger von 2008. "Das Auto war gut, obwohl es leicht beschädigt war und dadurch ein bisschen Anpressdruck fehlte. Aber es war ein solides Rennen. Es war kein schönes Wochenende. Leider bin ich durch die Strategie zurückgefallen."
Fragwürdige Entscheidung des Teams
Noch während des Rennens bezeichnete es Hamilton am Boxenfunk als "schreckliche" Entscheidung, ihn zu einem zweiten Boxenstopp hereinzuholen. Der Brite fiel dadurch vom dritten Platz im Windschatten von Robert Kubica auf Rang fünf zurück, musste die beiden Ferraris, die auf einen Reifenwechsel verzichteten, durchlassen - und hatte plötzlich rund 20 Sekunden Rückstand auf einen möglichen Podestplatz!
"Meine Reifen waren in Ordnung. Ich wäre schnell genug gewesen, um Kubica zu überholen", ärgert sich Hamilton. "Ich musste mir den Arsch aufreißen, um die 20 Sekunden Rückstand aufzuholen. Dann waren meine Reifen natürlich hinüber und ich konnte nicht mehr überholen. Das Schlimmste war, dass mich dann auch noch Mark Webber abgeschossen hat. Er hat anscheinend nicht nachgedacht und uns beide abgeräumt."
Sein Team nimmt er ausnahmsweise nicht in Schutz: "Die Strategie war heute nicht richtig, denn alle anderen vor mir kamen nur einmal an die Box, ich aus irgendeinem Grund zweimal. Ich war schon Dritter und diese Entscheidung hat mir ein sicheres Podium gekostet - mindestens! Wir hätten heute ganz locker einen Doppelsieg feiern können. Ich habe es aber nicht in Frage gestellt, weil ich dem Team immer vertraue", sagt der 25-Jährige.
Objektiv betrachtet muss man den McLaren-Kommandostand jedoch in Schutz nehmen, denn Hamilton war mit seinem ersten Reifensatz extrem aggressiv unterwegs, besonders bei seinen mehrfachen Überholversuchen gegen Kubica. Gut möglich, dass die Reifen darunter so sehr gelitten haben, dass sie später massiv eingebrochen wären. Das im Nachhinein mit Sicherheit festzustellen, ist aber unmöglich.
Button versteht seinen Teamkollegen
Wer die Entscheidung getroffen habe, "werde ich herausfinden", kündigt Hamilton an, der trotz des dank F-Schacht-System mit Abstand besten Topspeeds im Feld nicht an Alonso vorbeikam: Ein Ding der Unmöglichkeit." Sein Teamkollege Jenson Button, der mit nur einem Satz Slicks über die Runden kam und gewann, kann Hamiltons Unmut übrigens verstehen: "Ein Stopp ist im Moment die einzig richtige Strategie."
Zumindest lieferte Hamilton ein attraktives Rennen ab: Am Start schob er sich vom elften auf den vierten Platz nach vorne, ehe er im Gerangel wieder auf Rang sieben zurückfiel. Anschließend zeigte er insgesamt sechs Überholmanöver aus eigener Kraft - besonders beeindruckend jenes, als er innerhalb weniger Sekunden erst Felipe Massa in Kurve zwei und dann auch noch Webber in Kurve drei niederfightete!
Auch vom Rennspeed her sah McLaren heute erstaunlich gut aus, denn Hamilton fuhr hinter Webber und Nico Rosberg die drittschnellste Runde. Allerdings war bei Sebastian Vettel der Tank zum Zeitpunkt des Ausfalls noch ziemlich voll, während die Ferraris am Ende mit den Reifen zu kämpfen hatten, als die Autos am leichtesten gewesen wären. Daher vermutet Hamilton: "Es wird in Malaysia nicht so gut laufen. Im Qualifying sind wir noch nicht so stark wie heute."