Glock: Platz 19 mag enttäuschend aussehen...
Der Virgin-Pilot analysiert das erste Qualifying des Teams, das Problem mit dem Rad im Freien Training und die größten Mankos des Autos
(Motorsport-Total.com) - Timo Glock qualifizierte sich zusammen mit dem Einsteiger-Team Virgin am Samstag auf Position 19. Das Auto ist um rund fünf Sekunden langsamer als die Boliden der Top-Teams Red Bull Racing und Ferrari. "Wir müssen mit dem Qualifying generell zufrieden sein", meinte Glock. "Dies war das Maximum, was wir rausholen konnten. Ich bin zufrieden, dass wir das beste der neuen Teams sind."
Das letzte Freie Training am Morgen lief für den Deutschen nicht nach Plan: "Wir haben im Freien Training heute Morgen einen ziemlich schwierigen Start gehabt, wo wir leider Gottes das vordere linke Rad verloren haben. Das hat uns Zeit gekostet, was ärgerlich ist. Die Mechaniker haben ziemlich harte Tage hinter sich. Fehler passieren. Diese dürfen nicht noch einmal passieren, dafür müssen wir sorgen."
"Der Mechaniker hat nicht lange genug, also nicht mit genügend Drehmoment, den Reifen fixiert", analysiert der Rennfahrer aus Wersau das Problem. "Ich habe gemerkt, dass der Reifen locker ist. Irgendwann ist er abgefallen. Das ist schade, das sollte nicht sein."
"Aber die Jungs hatten in den vergangenen Wochen einen sehr harten Job, auch während den vergangenen zwei Tagen. Weil die Teile etwas später angekommen sind als erwartet, haben wir sehr lange Nächte gehabt. Irgendwann passiert da halt auch mal ein Fehler. Ich will einfach nur, dass dieser Fehler nicht noch einmal vorkommt. Das ist alles, was ich will."
Im Zeitenfahren lief alles problemlos - zumindest was die Technik betrifft: "Generell waren wir im Qualifying ganz gut. Ich war überrascht, dass wir mit den Reifen etwas Probleme hatten. Wir waren das erste Auto auf der Strecke, was vielleicht ein kleiner Nachteil war. Wir sind heute Morgen eigentlich mit dem weicheren Reifen ziemlich gut klargekommen."
"Im Qualifying waren wir auf einmal meilenweit weg. Deswegen sind wir auf dem härteren Reifen noch eine Sicherheitsrunde gefahren, die eigentlich ganz gut war. Ich bin glücklich, dass wir mit dem härteren Reifen vor Lotus standen. Im Qualifying hatten wir keine Probleme, jetzt hoffe ich, dass dies auch morgen im Rennen der Fall sein wird."
"In den Augen vieler mag es enttäuschend sein, dass wir nur auf Position 19 stehen, aber wir können nicht mehr erwarten", betont Glock. "Für mich war dies wirklich das Beste, was wir erreichen konnten. Und das haben wir geschafft. Ich war überrascht, dass wir nur um 1,7 Sekunden von Toro Rosso entfernt waren, was gut ist. Während der Testfahrten im Winter sah dies nach wesentlich mehr aus."
"Wir sind während des Wochenendes nicht viel gefahren, hatten ein wenig mit den Reifen zu kämpfen. Wir hatten auf dem ersten Versuch mit dem weicheren Reifen jede Menge zu kämpfen, gingen dann auf dem härteren auf Nummer sicher. Selbst mit dem härteren waren wir schneller als Lotus auf dem weicheren, was für uns gut ist. Ein ordentlicher Versuch auf weichen Reifen wäre für uns ein weiterer Schritt gewesen."
"Am Morgen sind wir eine niedrige 58er gefahren, ich dachte, dass wir im Qualifying eine 57er hätten fahren können. Das hat nicht funktioniert, aber zumindest sind wir das schnellste der neuen Teams. Jetzt können wir hoffentlich vor dem morgigen Tag etwas entspannen und dann das erste Rennen abspulen."
Wie kommt es, dass das Team plötzlich vor Lotus liegt? "Wir hatten einfach ein ruhiges Qualifying. Zuvor hatten wir immer Probleme, mussten Teile tauschen und hatten Zeit verloren. Vielleicht sind wir auch ein etwas anderes Programm als Lotus gefahren. Wir sind niemals leicht gefahren, hatten immer - in Anführungszeichen - viel Sprit drin. Das ist vielleicht der Hauptgrund. Aber der Hauptgrund war einfach jener, dass wir einen runden Ablauf des Qualifyings hatten, ohne größere Probleme."
Dass HRT im Moment das Schlusslicht bildet, wundert Glock nicht: "Hispania hat überhaupt keine Test absolviert. Man muss fair sein, sie haben ziemlich gute Arbeit geleistet. Lotus ist morgen unser härtester Gegner. Dies gilt meiner Meinung nach auch für den Rest der Saison, sie haben eine Menge erfahrener Leute. Ich kenne sie von Toyota. Meiner Meinung nach ist dies das Team, das wir im Auge behalten müssen. Wir müssen versuchen, vor ihnen zu bleiben."
Der Unterschied zum Toyota aus der vergangenen Saison ist natürlich einer wie Tag und Nacht: "Das Auto ist im Qualifying etwas schwieriger zu fahren als jenes vom vergangenen Jahr. Wir haben noch ein paar mechanische Probleme, die es zu beheben gilt. In Zukunft kommen da noch viele neue Teile, die unserem Auto helfen werden. Über Unebenheiten ist das Auto schwierig zu beherrschen. Dies war unser erster Schritt, es muss alles Schritt für Schritt kommen."
Nichts zu bemängeln gibt es am Motor: "Die Motorleistung ist ziemlich gut. In der Qualifikation konnten wir noch etwas aus dem Motor kitzeln. Ich war über die Leistung ziemlich überrascht. Die Fahrbarkeit ist wirklich gut. Ich muss sagen, dass ich bisher mit dem Motor sehr zufrieden bin. Cosworth leistet gute Arbeit."
Ganz anders sieht es beim Abtrieb aus: "Der Unterschied ist gewaltig. Wenn man nicht so viel Abtrieb hat wie die anderen, dann ist der Unterschied noch einmal größer. Es ist überraschend, wie langsam man wirklich fahren muss. Zwischen dem Qualifying und dem Rennen ist der Fahrstil gewaltig anders."
"Der Schwachpunkt unseres Autos ist der Abtrieb in den langsamen Kurven. Beim Einlenken müssen wir uns im Vergleich zu den Top-Teams deutlich verbessern. Generell ist der Abtrieb unser Problem. In den Hochgeschwindigkeitskurven sind wir allerdings nicht allzu schlecht. Aber in den langsamen bis mittelschnellen Kurven müssen wir uns verbessern."
Mit dem Blick auf das erste Saisonrennen am Sonntag hat Glock jedoch vor allem die Reifen im Visier: "Wir sind keinen ordentliche Longrun gefahren, ich denke jedoch, dass dies morgen der hauptsächliche Punkt sein wird. Wir müssen wirklich auf die Reifen aufpassen."