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Könnte Netflix' Einstieg in die Formel 1 die Art der Übertragung verändern?
Streaming-Riese Netflix soll ein Auge auf die US-Fernsehrechte an der Formel 1 geworfen haben - Doch welche Auswirkungen könnte das auf andere Märkte haben?
(Motorsport-Total.com) - Die Nachricht, dass Netflix in das Rennen um die Formel-1-Rechte in den USA einsteigen könnte, kommt nicht überraschend. Allerdings könnte dies erhebliche Folgen für die Übertragung der Königsklasse in anderen Ländern haben.
![Formel 1 in Miami Foto zur News: Könnte Netflix' Einstieg in die Formel 1 die Art der Übertragung verändern?](/public/news/tt/n-16x9-lg/307747.webp)
© Motorsport Images
Ab 2026 könnte Netflix in die Übertragung der Formel 1 in den USA einsteigen Zoom Download
Aktuell verkauft der Rechteinhaber der Formel 1, Liberty Media, TV-Verträge weltweit. Dieses Geschäftsmodell wurde in den 1980er Jahren von Bernie Ecclestone eingeführt: Fernsehsender boten auf die Übertragungsrechte für ihr jeweiliges Land.
Dies ermöglichte es Ecclestone nicht nur, die Rechte in jedem Land immer wieder zu verkaufen, sondern auch interne Bieterkriege zwischen nationalen Sendern zu entfachen. Die TV-Sender erhielten im Gegenzug das Live-Signal der Rennen, waren jedoch für ihre eigenen Begleitprogramme verantwortlich.
Dieses Modell führte schließlich dazu, dass Sky F1 im Jahr 2012 einen Vertrag mit der Formel 1 unterzeichnete. Anfangs sendete Sky parallel zur BBC, bevor es letztlich die exklusiven Live-Übertragungsrechte für Großbritannien übernahm, während Channel 4 weiterhin eine Highlight-Show ausstrahlte.
Sky F1 hat diesen Vertrag inzwischen verlängert. Er läuft nun bis 2029 und umfasst zusätzlich die Sky-Kanäle in Deutschland und Italien. Der Preis dafür: Die Streaming-Plattform F1 TV Pro ist in diesen Regionen nicht verfügbar.
Fotostrecke: Von Rosberg bis Villeneuve: Diese Ex-Formel-1-Fahrer sind heute TV-Experten
Im deutschsprachigen Raum sind die aktuellen TV-Experten sehr bekannt. Für das 'ORF' in Österreich analysiert Alex Wurz (69 GPs) die Geschehnisse. Hier ist der zweimalige Le-Mans-Sieger, der keinen aktiven Motorsport mehr betreibt, im Gespräch mit Toro-Rosso-Pilot Brendon Hartley. Fotostrecke
F1 TV Pro bietet Abonnenten in anderen Ländern die Übertragung aller 24 Rennen, inklusive ungeschnittener Funkübertragungen aus den Sessions. Allerdings ist das Wachstum in Europa aufgrund der geoblockierten Regionen (Großbritannien, Italien und Deutschland) infolge des Sky-Formel-1-Deals eher langsam.
Das ist alles gut und schön - vorausgesetzt, man hat ein Sky-Abo oder kann es sich leisten. Doch genau dadurch wird das potenzielle Formel-1-Publikum von vornherein begrenzt.
Die Situation in den USA
In den USA hat Liberty Media enge Verbindungen zum Sender ESPN. Um den Sport in den USA wachsen zu lassen, bot Liberty ESPN die Rechte 2018 zunächst kostenlos an.
Der Disney-eigene Sender zahlte zwischen 2019 und 2022 jährlich nur fünf Millionen US-Dollar für die Rechte, bevor 2022 ein neuer Vertrag unterzeichnet wurde, der bis Ende 2024 läuft und mit 90 Millionen Dollar pro Jahr deutlich teurer ist.
Während Sky F1 stark in Technologie und Begleitprogramme investiert, hält sich ESPN eher zurück. Der Sender übernimmt größtenteils die Inhalte von Sky F1, obwohl die US-TV-Zuschauerzahlen erheblich gestiegen sind.
Deshalb wird Sky den "Netflix-Effekt" genau beobachten. Der Streaming-Anbieter hat das Potenzial, einen Markt mit Leichtigkeit zu erschließen - und die mangelnden Investitionen von ESPN zeigen, dass aufwendige Zusatzprogramme für die Eroberung neuer Märkte vielleicht gar nicht mal so entscheidend sind.
Das wirft Fragen auf: Muss Sky F1 wirklich bei jedem Rennen alle Moderatoren und TV-Teams vor Ort haben? Braucht es detaillierte Rennanalysen für Gelegenheitszuschauer? Sind die kostspieligen Vorberichte vor den Rennen wirklich notwendig?
Aus meiner Sicht ja - sie machen das Produkt besser. Aber es ist fraglich, ob das allgemeine Publikum das genauso sieht oder ob es ihm überhaupt wichtig ist.
Das weiß auch Liberty Media und bietet deshalb seinen Dienst F1 TV Pro an, der alle Analysen liefert, die eingefleischte Formel-1-Fans benötigen, aber in Form eines Abonnements, das direkt an den Rechteinhaber zurückgeht.
Netflix' Interesse an Live-Sport
Dass Netflix in den Live-Sport einsteigen will, sollte Sky nicht überraschen. Bereits 2023 übertrug die Plattform den Netflix Cup, ein Live-Sport-Event mit einer Mischung aus Formel-1-Fahrern und Golfprofis vor dem Großen Preis von Las Vegas.
Zudem holte Netflix im November 2023 Kate Jackson als Leiterin des Live-Sportbereichs an Bord, die zuvor als Vizepräsidentin für die Formel-1-Berichterstattung bei ESPN verantwortlich war. Und natürlich hat Netflix mit "Drive to Survive" (seit 2019) erheblich zur weltweiten Popularität der Formel 1 beigetragen.
Sky dürfte auch genau verfolgen, wie Netflix auf seinen globalen Plattformen neue Zuschauer gewinnt. Ein Beispiel ist die NFL: Netflix hat es geschafft, die Liga einem weltweiten Publikum zu präsentieren - mit über 30 Millionen Zuschauern aus 218 Ländern pro Spiel, und das sogar am Weihnachtstag.
Was bedeutet das für Sky F1?
Kurzfristig dürfte der neue US-Rechtevertrag keinen direkten Einfluss auf Sky F1 haben, da der Vertrag bis 2029 gesichert ist. Insider gehen jedoch davon aus, dass Liberty Media in den USA Deals mit mehreren Sendern und Streaming-Plattformen anstrebt, um die Reichweite der Formel 1 zu vergrößern.
Ein ähnliches Modell existiert bereits in anderen US-Sportarten. Die NFL ist auf fünf verschiedene Sender verteilt. Apple hat sich nur für die Freitagabendspiele der MBL (Baseball) eingekauft, und Amazon hat ein Paket mit bestimmten NBA-Spielen.
Auch im Vereinigten Königreich wurden die Spiele der Premier-League-Spiele inzwischen auf diverse Partner aufgeteilt, nämlich Amazon, TNT Sports und Sky.
Das Ende der Exklusivität?
Alles deutet darauf hin, dass die Zeiten der exklusiven TV-Rechte vorbei sind. Durch die Öffnung der Märkte für neue Zuschauer erhält der Sport mehr Möglichkeiten, zu wachsen.
Die Formel 1 muss sich neuen Übertragungswegen öffnen - und das wird nicht nur den US- und UK-Markt betreffen, sondern die gesamte globale TV-Strategie der Serie verändern. Ja, die regionalen TV-Verträge der Vergangenheit waren äußerst lukrativ. Doch gleichzeitig hemmten sie das Wachstum der Formel 1.
Der Netflix-Hit "Drive to Survive" hat bereits gezeigt, dass eine globale, leicht zugängliche Plattform den Sport für neue Zuschauer enorm öffnen kann - und das könnte langfristig deutlich mehr wert sein als ein exklusiver TV-Deal.