• 16. Oktober 2024 · 16:44 Uhr

Horner: Budgetobergrenze spielte bei Red-Bull-Abgängen eine Rolle

Red-Bull-Teamchef Christian Horner sah sich bei den jüngsten Abgängen die Hände gebunden - Schuld daran sei auch die Budgetobergrenze

(Motorsport-Total.com) - Red Bull hat offengelegt, wie die finanziellen Rahmenbedingungen der Formel 1 dazu beigetragen haben, dass das Team in diesem Jahr die Abgänge wichtiger Mitarbeiter wie Jonathan Wheatley und Will Courtenay nicht verhindern konnte.

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Adrian Newey (rechts) war Red Bulls prominentester Verlust in dieser Saison Zoom Download

"Man kann keinen Galactus haben, weil man ihn sich nicht leisten kann. Man muss das Preis-Leistungs-Verhältnis im Auge behalten, und das zwingt einen dazu, einige wirklich schwierige Entscheidungen zu treffen", sagt Teamchef Christian Horner über die Herausforderung, in der aktuellen Formel 1 Spitzenkräfte zu halten.

Red Bull durchläuft derzeit eine Phase der Umstrukturierung, nachdem mehrere hochrangige Mitarbeiter Positionen bei anderen Rennställen angenommen haben.

Design-Guru Adrian Newey wechselte zu Aston Martin, Sportdirektor Wheatley wird Teamchef bei Sauber/Audi, und Strategiechef Courtenay steigt als Sportdirektor bei McLaren ein. Die Abgänge sorgten nach einer Saison, die sich für Red Bull sowohl auf als auch abseits der Strecke schwierig gestaltete, für Schlagzeilen.

Während einige Beobachter darin ein Zeichen für teaminterne Probleme sehen, betont Red Bull, dass solche Abgänge keine Seltenheit seien, da Rivalen häufig großzügige Angebote machen, um erfahrenes Personal abzuwerben. Gleichzeitig sei es in der Ära des Kostendeckels schwierig geworden, Gegenangebote zu machen.

Zum Hintergrund: Die Budgetregeln der Formel 1 berücksichtigen die Gehälter aller relevanten Mitarbeiter eines Teams, mit Ausnahme der drei Spitzenverdiener.

Zwar wird die Identität dieser drei Personen bei jedem Team nicht veröffentlicht, aber es wird vermutet, dass weder Wheatley noch Courteney bei Red Bull dazu gehören.

Horner: Wir konnten ihnen nicht mehr bieten

"Es ist hart", sagt Horner. "Jonathan war ein sehr guter Sportdirektor, aber auch ein teures Gut. Man muss also abwägen. Als er die Möglichkeit bekam, zu Audi zu wechseln, sagte ich ihm: 'Weißt du was? Ich denke, du solltest das machen. Wir sind in unseren Möglichkeiten und dem, was wir hier für dich tun können, eingeschränkt.'"

Horner versteht die Beweggründe seiner leitenden Angestellten, das Team zu verlassen - vor allem, wenn die Umstände es ihnen erlauben, eine Position einzunehmen, die bei Red Bull nicht verfügbar war, und dazu noch ein höheres Gehalt lockt.


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Ihre Abgänge sind jedoch nicht nur negativ, denn sie ermöglichen es anderen, innerhalb der aktuellen Organisation in höhere Positionen aufzusteigen, was ihnen eine Karriereentwicklung ermöglicht, die verhindert, dass sie sich festgefahren fühlen und den Drang bekommen, sich woanders umsehen zu müssen.

"Jonathan war schon lange hier und bekam die Möglichkeit, Teamchef zu werden", fügt Horner hinzu. "Diese Chance gab es bei uns nicht, und seine Rolle wurde immer eindimensionaler. Er war kaum noch hier, sondern immer an der Rennstrecke."

"Er hat sich weiterentwickelt und das hat es anderen im Umkehrschluss ermöglicht, auf natürliche Weise aufzusteigen. Diese Evolution muss man haben", findet der Brite.

Will Courteney, der seit 20 Jahren im Team ist, bot McLaren eine Rolle mit deutlich höherem Gehalt. Auch für diesen Wechsel zeigt Horner Verständnis: "Wir haben über andere Aufgaben innerhalb der Gruppe gesprochen. Aber angesichts dessen, was im McLaren bot, muss man sagen: 'Viel Glück. Nimm es an.'"

"Gleichzeitig gibt das Hannah Schmitz die Möglichkeit, aufzusteigen, und wenn sie diese Möglichkeit nicht gehabt hätte, wäre sie ein Hauptziel für jemanden gewesen. In jeder Organisation gibt es eine Evolution. Wir hatten hier eine Fluktuation von weniger als fünf Prozent, was für eine enorme Loyalität spricht."

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Obwohl das Rampenlicht, das auf den Wechsel von Spitzenkräften fällt, zwangsläufig größer ist als bei weniger bekannten Mitarbeitern, betont Horner, dass die natürliche Fluktuation in der Formel 1 bedeutet, dass sich Organisationen ständig verändern.

"Als ich 2005 hier anfing, haben wir ein großartiges Team zusammengestellt", erinnert er sich. "Wenn ich mir heute die Ingenieure anschaue, die damals bei den Siegen mit Vettel und Webber von 2010 bis 2013 dabei waren, sind es von den wahrscheinlich 25 Leuten im Ingenieurbüro nur noch drei Personen hier, glaube ich."

"Da ist Paul Monaghan, der immer noch bei uns ist. Michael Manning, der auch immer noch bei uns ist, und wahrscheinlich waren nur Jonathan und Will damals auch dabei."

"Hannah war damals Absolventin der Universität Cambridge, aber der Rest des Teams: die Renningenieure, die Kontrollingenieure, alles entwickelt sich weiter, und das muss es in jeder Organisation laufen", erklärt der Red-Bull-Teamchef.

Newey wollte nicht aus der Formel 1 aussteigen

Der prominenteste Abgang bei Red Bull ist jedoch Newey, der mit einem gut dotierten Vertrag zu Aston Martin wechselt. Der Design-Experte wird im März bei dem in Silverstone ansässigen Team anfangen. Horner ist der Meinung, dass sich die Partnerschaft mit Newey für Red Bull jedoch ohnehin ihrem Ende zuneigte.

Auf die Frage, ob die Turbulenzen bei Red Bull zu Beginn der Saison der Auslöser für den Wechsel waren, antwortet Horner: "Es ist leicht, einen kausalen Zusammenhang zu sehen, aber die Realität ist, dass die Dinge nichts miteinander zu tun haben."

Neweys Abgang habe sich schon Ende 2023 abgezeichnet: "Die ursprüngliche Vereinbarung war, dass er sich Ende 2025 aus der Formel 1 zurückziehen und wirklich nur noch als Mentor fungieren sollte. Andernfalls hätte ich die anderen Jungs in unserer Technikabteilung an einige konkurrierende Teams verloren."

"Aber ich glaube, er hatte das Gefühl, dass seine Zeit in der Formel 1 noch nicht vorbei war, und so traf er seine eigenen Entscheidungen, die verständlich sind."


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"Der Deal, den er von Aston bekommen hat, mit Aktien und so weiter, ist etwas, das hier einfach nicht zur Debatte stand. "Ich kann verstehen, dass Adrian noch einmal eine Runde um den Block in der Formel 1 drehen will, und als Aktionär und Partner eines Teams kann ich ihm das nicht verübeln", betont Horner.

Noch einmal unterstreicht der Red-Bull-Teamchef, wie sehr sich das Arbeiten im neuen Zeitalter des Kostendeckels verändert hat. "Die Formel 1 ist ganz anders als noch vor fünf Jahren. Wir verbringen 90 Prozent unserer Zeit damit, uns zu fragen: Was kann man sich innerhalb der Budgetobergrenze leisten?"

"Mit einem Budget von 140 Millionen Dollar muss jeder Cent sehr weise investiert werden. Die größeren Teams haben in der Vergangenheit manchmal ein bisschen Überfluss in sich getragen. Der Kostendeckel hat jedoch Effizienz erzwungen."

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