Offiziell: Alpine beendet Motorenengagement in der Formel 1

Der Renault-Konzern hat bestätigt, dass er sein Engagement mit Werksmotoren in der Formel 1 beenden wird - Standort Viry-Chatillon wird umgewandelt

(Motorsport-Total.com) - Renault hat bestätigt, dass der französische Konzern sein Motorengeschäft in der Formel 1 mit Blick auf das neue Reglement 2026 einstellen wird. Die Mitarbeiterproteste, unter anderem beim Formel-1-Rennen in Monza, sowie ein Streik konnten die Konzernführung um Luca de Meo nicht umstimmen.

Die Alpine-F1-Boliden werden künftig von Mercedes-Motoren angetrieben werden

Nach monatelangen Spekulationen über die Zukunft des französischen Herstellers, der sich seit langem in Gesprächen mit Mercedes über einen Vertrag für ein Kundenaggregat befindet, wurde das Schicksal des Unternehmens am Montag schließlich bekannt gegeben.

In einer Erklärung heißt es, dass die F1-Motorenfabrik des Unternehmens in Viry-Chatillon in der Nähe von Paris in ein Ingenieurszentrum umgewandelt werden soll, um einen Beitrag zur Spitzentechnologie künftiger Renault- und Alpine-Fahrzeuge zu leisten. Es trägt den Namen "Alpine Hypertech".

Die Erklärung besagt, dass Viry jedoch seine Bemühungen fortsetzen wird, den aktuellen V6-Turbomotor an Alpine bis zum Ende der nächsten Saison zu liefern.

"Die Formel-1-Aktivitäten von Viry, mit Ausnahme der Entwicklung eines neuen Motors, werden bis zum Ende der Saison 2025 fortgesetzt", heißt es in der Erklärung.

Zu den alternativen Projekten, die für Viry vorgesehen sind, gehören die Entwicklung eines künftigen Alpine-Supersportwagens, die Arbeit an der künftigen Batterietechnologie und die Forschung und Entwicklung von Technologien für Elektroautos.

Viry soll auch weiterhin zu den anderen Motorsportaktivitäten von Renault beitragen, einschließlich des Alpine-Projekts in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC), sowie zu Kundenprojekten, der Formel E und Raid-Rallyes für Partnermarken (Dacia).

Mitarbeiter erreichen F1-Beobachtungsstelle

Noch Mitte September war Luca de Meo zu Gesprächen bei den betroffenen Mitarbeitern in Viry-Chatillon. Und offenbar haben diese einen kleinen Erfolg erzielt, denn das Thema Formel 1 bleibt dem Standort zumindest in Form einer Mini-Abteilung erhalten.

"Nach dem Konsultationsprozess und dem Dialog mit den Arbeitnehmervertretern in Viry-Chatillon hat Alpine beschlossen, eine Formel-1-Beobachtungsstelle einzurichten", heißt es in der Mitteilung. "Diese Abteilung soll das Wissen und die Kompetenzen der Mitarbeiter in diesem Sport erhalten und die Innovation bei den verschiedenen Projekten von Alpine an der Spitze halten."

Zudem werde es keinen Stellenabbau geben. Wie viele Mitarbeiter freiwillig gehen werden, bleibt abzuwarten. Denn die protestierenden Mitarbeiter machten in Monza deutlich, dass es ihnen vor allem um die Formel 1 geht.

Die Mitarbeiter setzten sich mit einem auffälligen Protest in Monza für den Erhalt ein

Alpine soll ab der Saison 2026 mit Mercedes-Kundenmotoren an den Start gehen. Dieser Wechsel geht auf eine intensive Prüfung des Engagements von de Meo und dem Flavio Briatore zurück, der erst im Juni 2024 als Berater zu seinem früheren Team zurückgeholt wurde.

Der Wechsel zu Kundenmotoren bedeutet für Alpine Kosteneinsparungen im Formel-1-Programm. Zudem ist der aktuelle Mercedes-Motor dem von Renault überlegen.

Beides ist für die Mitarbeiter am Traditionsstandort aber kein Grund, fast 50 Jahre Formel-1-Engagement deshalb einfach wegzuwerfen. Sie verwiesen beim Protest in Monza auch darauf, dass sie beim Motor für die Formel-1-Saison 2026, dessen Entwicklung längst angelaufen war, die Nase vorn hätten.

Fotostrecke: Alle Formel-1-Autos von Renault/Alpine

Geholfen hat es nicht, der Wandel wird kommen. "Die Realisierung des Hypertech-Alpine-Zentrums ist der Schlüssel für die Entwicklungsstrategie von Alpine und im weiteren Sinne für die Innovationsstrategie des Konzerns", sagt Alpine-Chef Philippe Krief.

"Es ist ein Wendepunkt in der Geschichte des Standorts Viry-Chatillon, der gleichzeitig das Know-how bewahrt, seine außergewöhnlichen Kompetenzen einbezieht, die ehrgeizige Zukunft des [Renault-]Konzerns sichert und die Position von Alpine als 'Innovationswerkstatt' stärkt."

"Die Rennsport-DNA bleibt ein Eckpfeiler der Marke. Sie wird weiterhin ein beispielloses Industrie- und Automobilprojekt vorantreiben, insbesondere dank Hypertech Alpine".

Der neue Alpine-Teamchef Oliver Oakes sagte kürzlich im Vorfeld der Entscheidung, dass er zwar die Leidenschaft der Mitarbeiter für einen eigenen Formel-1-Motor verstehe, es sich aber letztlich um eine rationale Entscheidung handle.

"Es spielen viele Faktoren eine Rolle, aber am Ende will man einfach den besten Motor im Auto haben. Ich denke, das ist die Entscheidung, die Luca im Moment abwägt", sagte er damals. Die Verhandlungen mit Mercedes sind noch nicht abgeschlossen, aber der Verzicht auf eine eigene Motorenabteilung ist ein klares Zeichen, wie es in Zukunft weitergehen wird.