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Uralkali macht Ernst: Gerichtsvollzieher marschiert auf bei Haas!
Uralkali als der frühere Titelsponsor von Formel-1-Team Haas lässt den Streit eskalieren: Was die Gerichtsvollzieher tun und mit welchen Auswirkungen
(Motorsport-Total.com) - Exakt zwei Monate nach einem Gerichtsurteil im Streit zwischen Formel-1-Team Haas und dessen früherem Titelsponsor Uralkali eskaliert die Situation erneut: Infolge eines Gerichtsbeschlusses in den Niederlanden haben Polizei und Gerichtsvollzieher das Haas-Material im Fahrerlager in Zandvoort gesichtet, aber (noch) nicht beschlagnahmt.
Praktische Konsequenzen ergeben sich daraus erst einmal nicht: Haas kann trotzdem am Niederlande-Grand-Prix 2024 teilnehmen (hier alle Einheiten im Formel-1-Liveticker verfolgen!). Allerdings darf die Ausrüstung des Rennstalls anschließend nicht das Land verlassen, sollte die Angelegenheit bis dahin nicht geklärt worden sein. Und das könnte zum Problem werden, weil direkt nach Zandvoort in Monza gefahren wird.
Formel-1-Team Haas ist also zum Handeln gezwungen, will es nicht riskieren, beim Italien-Grand-Prix in einer Woche ohne Rennfahrzeuge dazustehen. Und Haas versichert: "Wir haben fest vor, Uralkali die ausstehenden Summen zu bezahlen. Die Höhe der Beträge steht nicht zur Debatte."
Gemeinsam mit seinen Anwälten werde der US-amerikanische Rennstall alles dafür tun, die Zahlung zu veranlassen und den entsprechenden Gesetzen und Vorgaben in den USA, in der Europäischen Union, in Großbritannien und in der Schweiz Folge zu leisten, so heißt es in einem Haas-Statement.
Schlusssatz: "Wir werden in den kommenden Tagen weiter mit Uralkali zusammenarbeiten, um diese Angelegenheit endgültig zu einem Abschluss zu bringen."
Uralkali hatte sich schon im Juli über Haas beschwert
Schon im Juni hatte ein Schweizer Gericht das weitere Vorgehen zur Beilegung des Rechtsstreits zwischen Uralkali und Haas skizziert. Gut einen Monat später monierte Uralkali, Haas komme seinen sich daraus ergebenden Verpflichtungen nicht nach: "Haas hat im festgelegten Zeitraum leider weder das Geld bezahlt noch das Rennauto überstellt. Das steht im Widerspruch dazu, was beide Seiten unterzeichnet haben."
Fotostrecke: Dubiose Formel-1-Sponsoren
Moneytron (Onyx): Jean-Pierre van Rossem überzeugt Investoren, dass er einen Supercomputer habe, der die Bewegungen des Aktienmarktes vorausberechnen könne. Mit dem erhaltenen Geld tritt er 1989 als Sponsor des Formel-1-Teams Onyx auf. Zwei Jahre später wird von Rossem wegen Betrugs zu fünf Jahren Haft verurteilt. 2018 stirbt der Belgier. Fotostrecke
In einem öffentlich gemachten Schreiben warf Uralkali Haas "unsportliches Verhalten" vor, zumal Haas auf wiederholte schriftliche Aufforderungen nicht reagiert habe. Seiner darauffolgenden Ankündigung, "alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, um die Umsetzung des Urteils zu erwirken", leistete Uralkali nun Folge, indem es die Behörden in den Niederlanden einschaltete.
Gerichtsvollzieher in der Formel 1
In der Formel-1-Vergangenheit sind immer wieder Gerichtsvollzieher ins Fahrerlager marschiert, meist aufgrund von Vertragsstreitigkeiten zwischen Teams und Fahrern oder Sponsoren. In den vergangenen zehn Jahren waren zum Beispiel Lotus (heute Alpine) und das ehemalige Caterham-Team auf Druck der Behörden dazu gezwungen gewesen, rasch Lösungen für ihre finanziellen Schwierigkeiten zu finden.
Der Fall Uralkali/Haas ist etwas anders: Das Team hatte sich im Frühjahr 2022 im Anschluss an die russische Invasion in der Ukraine von seinem russischen Titelsponsor getrennt, woraufhin Uralkali bis dahin geleistete Zahlungen zurückforderte - bisher ohne Erfolg.
Wie Uralkali die Angelegenheit kommentiert
Dass nun Polizei und Gerichtsvollzieher antreten müssen, sei "die erwartete Konsequenz" für das Nichthandeln von Haas, sagt ein Uralkali-Sprecher. "Haas hat den Gerichtsbeschluss vom 12. Juni ignoriert, obwohl dieser Beschluss sofort hätte umgesetzt werden müssen. Seither hatte Haas zwei Monate lang Zeit."
Uralkali habe Haas kontaktiert, um die Bezahlung und die Übergabe eines Rennautos in die Wege zu leiten. "Wir haben aber nie eine gescheite Antwort gekriegt", meint der Uralkali-Sprecher. "Es gab und gibt auch keine Sanktionen, die Haas vom Erfüllen der Forderungen abgehalten hätten. Man hat sie einfach nur nicht erfüllt."
Das russische Unternehmen zeigt sich "erfreut" darüber, dass Haas auf die Ereignisse in Zandvoort reagiert. O-Ton: "Endlich nimmt man das Gerichtsurteil ernst. Wir wollen ja auch nicht mehr als das, was uns in einem fairen Verfahren zugesprochen wurde. Hoffentlich kommt Haas jetzt schnell seinen Verpflichtungen nach, damit wir die Sache endgültig abschließen können."