Silverstone: Fan-Interesse 2024 geringer als im Rekordjahr 2023
Warum die Veranstalter des Formel-1-Rennens in Silverstone 2024 mit einem kleineren Vor-Ort-Publikum planen als im Rekordjahr 2023 mit 480.000 Besuchern
(Motorsport-Total.com) - Am 7. Juli sieht der Formel-1-Kalender 2024 den Großbritannien-Grand-Prix in Silverstone vor. Doch gut zwei Wochen vorher sind immer noch Tickets zu haben. Silverstone ist also bislang nicht ausverkauft. Ein Zeichen dafür, dass der ganz große Formel-1-Boom allmählich nachlässt?
Laut Silverstone-Streckenchef Stuart Pringle ebbt zumindest der unmittelbare und "deutliche Corona-Effekt" ab: Nach der Pandemie habe ein erhöhtes Interesse bestanden an der Formel 1 und Motorsport allgemein. "Das haben wir so auch in anderen Sportarten und in der Unterhaltungsbranche gesehen." Jetzt aber rücken die Pandemie-Folgen mehr und mehr in den Hintergrund, meint Pringle.
Und noch ein Faktor komme dazu: "Wenn die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass immer der gleiche Fahrer gewinnt, und wenn dann noch das Zufallselement gering ist, dann nimmt das die Spannung weg."
"Natürlich: Wir hatten [mit Lewis Hamilton] über Jahre hinweg einen britischen Fahrer, der die Meisterschaft dominiert hat. Als britischer Promoter hatten wir damit natürlich kein Problem. Seit Red Bull den Ton angibt, ist es für uns viel schwieriger geworden."
Das deckt sich so aber nicht mit der Realität: 2023, im Jahr der bislang größten Red-Bull-Dominanz in der Formel 1 mit Siegen in 21 von 22 Rennen, hat Silverstone ein Rekordpublikum von 480.000 vermeldet. Das heißt: Über alle Veranstaltungstage hinweg sind insgesamt 480.000 Besucher gezählt worden. Wer von Donnerstag bis Sonntag vor Ort war, ging viermal in die Zuschauerstatistik ein.
Silverstone reduziert seine Kapazität
2024 wird diese Statistik anders ausfallen: Silverstone hat seine Kapazität leicht reduziert und wird die Werte von 2023 nicht erreichen. Streckenchef Pringle plant mit 465.000 bis 470.000 Vor-Ort-Fans. Das ist auch den Erfahrungen aus dem Vorjahr geschuldet: Man will verhindern, dass Silverstone aus allen Nähten platzt und sicherstellen, dass die Vor-Ort-Erfahrung der Besucher nicht unter einem (zu) hohen Ansturm leidet.
Und hier hat Silverstone im internationalen Vergleich ein Luxusproblem: Selbst mit verkleinertem Publikum wäre die Rennstrecke in England immer noch die Nummer eins im Formel-1-Kalender vor Melbourne (2024: 452.000), Austin (2023: 445.000) und Mexiko-Stadt (2023: 400.000). (Hier unsere Übersicht zu den Formel-1-Zuschauerzahlen abrufen!)
Britische Erfolge sind gut für Silverstone
Zuletzt ist das Interesse an der Formel 1 in Silverstone wieder gestiegen: Mit Lando Norris und George Russell standen zuletzt beim Kanada-Grand-Prix gleich zwei britische Fahrer auf dem Podium. Das hat das Ticketgeschäft vor dem Großbritannien-Grand-Prix nochmals angekurbelt.
Und "vielleicht ändern sich die Dinge" in der Saison 2024 noch, so Pringle, nach den anfänglichen Red-Bull-Erfolgen: Max Verstappen hat zwar vier der ersten fünf Grands Prix 2024 gewonnen, aber nur zwei der jüngsten vier. Bleibe es weiter abwechslungsreich ganz vorne, dann schlage sich das womöglich in weiteren Ticketverkäufen nieder.
Klar ist aber: An 2022 kommt Silverstone mit seinem diesjährigen Vorverkauf nicht heran. Damals hatte die Rennstrecke ihre 142.000 Eintrittskarten für den Formel-1-Renntag binnen kurzer Zeit komplett verkauft, schneller denn je in ihrer Grand-Prix-Geschichte.