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Andretti-Ablehnung: US-Kongress hat drei Fragen an die Formel 1
Der Kongress der Vereinigten Staaten hat Fragen an die Formel 1: Warum sich die US-Politik jetzt für die abgelehnte Bewerbung von Andretti interessiert
(Motorsport-Total.com) - "Lieber Herr Maffei, mit diesem Schreiben wollen wir unsere Besorgnis zum Ausdruck bringen." So beginnt ein Brief, den zwölf Mitglieder aus dem US-Kongress an Greg Maffei als Boss von Formel-1-Eigentümer Liberty Media geschickt haben. Und die Politiker beschäftigt vor allem eine Frage: Weshalb das Formel-1-Management (FOM) die Bewerbung von Andretti ablehnt, obwohl der Automobil-Weltverband (FIA) zustimmt.
"Es wirkt, als wäre die Ablehnung getrieben von den aktuellen Formel-1-Teams aus Europa", so heißt es in dem Kongress-Schreiben. "Viele dieser Teams gehören fremdländischen Automobil-Herstellern an, die in direktem Wettbewerb mit US-amerikanischen Automobil-Unternehmen wie General Motors (GM) stehen."
"Die Teilnahme aller Formel-1-Teams - und das schließt US-amerikanische Teams ein - sollte leistungsabhängig erfolgen und nicht durch den Versuch beschränkt sein, die aktuellen Rennteams zu schützen."
Dann fällt ein entscheidender Satz: "Es ist unfair und falsch, zu versuchen, US-amerikanische Unternehmen vom Formel-1-Einstieg abzuhalten, zumal dergleichen gegen das US-amerikanische Kartellrecht verstoßen könnte."
Deshalb richten die Kongress-Mitglieder drei Fragen an Liberty-Media-Chef Maffei und setzen dafür gleich eine Frist an: Bis zum 3. Mai 2024, morgen, erwarten die Politiker eine Antwort von den Formel-1-Eigentümern.
Begründung: "Wir verfolgen diese Angelegenheit weiterhin [...] und werden sicherstellen, dass etwaige Verstöße gegen US-amerikanische Wettbewerbsgesetzte rasch untersucht und weiterverfolgt werden."
Die drei Fragen an Liberty Media
Es folgen die drei Fragen, beginnend mit der Feststellung, dass das aktuelle Concorde-Agreement zwischen FIA, FOM und den Teams "bis zu zwölf Rennställe" in der Formel 1 vorsieht. Das Sportliche Reglement der Saison 2024 wiederum verweist in Artikel 8.6 auf "maximal 26 Autos", also bis 13 Teams.
Das steht für die US-Kongress-Politiker im Kontrast zur ablehnenden Haltung der Formel 1: "Was befugt das FOM dazu, die Bewerbung von Andretti Global abzulehnen? Wie lautet die Begründung für die Ablehnung? Vor allem mit Blick darauf, dass Andretti und sein Partner GM potenziell das erste Team wären, das unter US-amerikanischem Besitz steht und [dessen Rennautos] in Amerika gebaut werden."
In der zweiten Frage verweisen die Briefverfasser auf den "Sherman Antritrust Act of 1890", der "unangemessene Wettbewerbsbeschränkungen" verbiete, um "das bestmögliche Ergebnis für US-amerikanische Kunden" zu ermöglichen, so erklärt es der Brief an Maffei.
Es schließt sich die konkrete Frage an: "Inwiefern passt die Ablehnung der beiden US-Unternehmen Andretti Global und GM zum Sherman Act? Denn die Entscheidung bevorteilt europäische Teams und ihre zugehörigen Automobil-Hersteller aus dem Ausland."
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In der dritten Frage gehen die Kongress-Politiker auf das Vorhaben von GM ein, seine Marke Cadillac wieder in Europa auf den Markt zu bringen. "Das würde tausende gutbezahlte US-Arbeitsplätze unterstützen, vor allem durch das weltweite Publikum der Formel 1 und den Scheinwerfer-Effekt [der Formel 1] auf Teams und Sponsoren."
Dann wird es konkret: "Welche Rolle haben der Wettbewerbs-Einstieg von GM und Andretti und der [damit verbundene] Anteil am Motorsport-Markt sowie GMs Einstieg in den europäischen Markt und der [damit verbundene] Marktanteil gespielt, das Team Andretti Global abzulehnen, wo sich die bestehenden Formel-1-Teams öffentlich gegen einen neuen US-amerikanischen Rivalen positioniert haben?"
Was Andretti mit dem Schreiben zu tun hat
Andretti selbst könnte das Schreiben an Liberty-Media-Chef Maffei angeregt haben: Der frühere Formel-1-Weltmeister Mario Andretti hat zu Wochenbeginn den Politiker John James getroffen, der als einer der zwölf Mitverfasser auf dem Brief genannt ist. Gegenstand der Gespräche soll unter anderem ein möglicher Verstoß gegen das US-amerikanische Kartellrecht gewesen sein, wie er auch im Brief aufgegriffen wird.
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Bislang haben weder Liberty Media noch die Formel 1 auf das Kongress-Schreiben reagiert.
Im Oktober 2023 hatte der Weltverband Andretti die Formel-1-Freigabe erteilt. Das Formel-1-Management wiederum lehnte drei Monate später ab. Die Begründung damals: "Unsere Analyse hat ergeben, dass ein elftes Team an sich keinen [zusätzlichen] Wert mitbringt für die Meisterschaft. Ein neues Team könnte vor allem durch Konkurrenzfähigkeit Wert generieren. Wir glauben aber nicht, dass der Bewerber konkurrenzfähig sein kann."
Was der US-Kongress eigentlich macht
Der Kongress ist im US-amerikanischen politischen System zuständig für die Gesetzgebung. Er setzt sich im Senat aus 100 Senatoren und im Repräsentantenhaus aus 435 Abgeordneten zusammen.
Im Senat hat aktuell die demokratische Partei von US-Präsident Joe Biden die Mehrheit der Sitze, im Repräsentantenhaus die republikanische Partei. Biden selbst war von 1973 bis 2009 als Senator des US-Bundesstaats Delaware im Senat aktiv.