Formel-1-Boss: 24 Rennen auch in Zukunft, aber mit Rotation?
Wie sich Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali den Rennkalender der Zukunft vorstellt und warum Rotation ein Thema wird für Grands Prix in Europa
(Motorsport-Total.com) - Für die Formel-1-Fahrer sind 24 Grands Prix in einem Jahr "deutlich über dem Limit". Aber ist diese Anzahl nur eine Zwischenstation auf dem Weg zu noch mehr Rennen, wie einige befürchten? Das verneint Formel-1-Chef Stefano Domenicali: "Wir glauben, 24 Rennen sind die richtige Zahl. Das möchte ich bestätigen."
Stabilität über die reine Rennanzahl hinaus ist aber nicht garantiert für den Formel-1-Kalender. Denn für die Saison 2026 unter dem dann neuen Technischen Reglement prüft Domenicali "bestimmte Möglichkeiten" und "verschiedene Optionen", mit denen die Formel 1 "auf die richtige Art und Weise spielen" wolle.
Was er zwar nicht direkt sagt, aber andeutet: Die Formel 1 denkt über die Einführung von Rotationsrennen "hauptsächlich" in Europa nach. Sprich: Austragungsorte wechseln sich miteinander ab, stehen deshalb nur alle zwei Jahre im Rennkalender. So wie zum Beispiel Hockenheimring und Nürburgring von 2008 bis 2014 beim Deutschland-Grand-Prix.
Auf ein ähnliches Szenario müssen sich vielleicht die Veranstalter der Grands Prix in Imola, Monaco, Monza, Spa-Francorchamps und Zandvoort einstellen. Die Verträge der genannten Rennstrecken laufen nämlich nach der Formel-1-Saison 2025 aus. Und das eröffnet die von Domenicali angesprochenen "Möglichkeiten" zur Saison 2026 mit einem Formel-1-Besuch nur m Zwei-Jahres-Rhythmus.
Europa ist ein Auslaufmodell in der Formel 1
Denn der Trend ist kein Freund der Europa-Rennen. Oder wie es Domenicali selbst formuliert: "Wir haben uns von einer europäischen zu einer weltweit agierenden Rennserie entwickelt. Und das müssen wir auch in Zukunft beibehalten."
Die Chancen, dass ein künftiger neuer Grand Prix nicht in Europa liegt, sind also groß. Die Formel 1 denkt wohl zum Beispiel über ein Comeback in Südkorea nach, wo die Rennserie von 2010 bis 2013 viermal gastierte, ehe das Projekt fallengelassen wurde - vorzeitig, denn der eigentliche Vertrag ging über sieben Jahre.
Madrid als eine Blaupause für künftige Grands Prix
Europa spiele aber weiterhin eine große Rolle für die Formel 1, versichert Domenicali und verweist auf den angekündigten Grand Prix in der spanischen Hauptstadt Madrid: "Das ist wichtig für uns, denn es zeigt, die Aufmerksamkeit für die Formel 1 ist noch vorhanden. Jeder sagt, wir müssen raus aus Europa, weil es da kein Interesse mehr gibt. Aber wir haben [damit] das Gegenteil bewiesen."
Überhaupt sei Madrid gewissermaßen als eine Blaupause für künftige Veranstaltungen zu verstehen. Domenicali nennt den Grand Prix einen "großen Impuls", weil dieser "in der Nähe des Messegeländes [...] den Fans die Möglichkeit [gibt], das Ereignis auf unglaubliche Art und Weise zu erleben". Details nennt der Formel-1-Chef an dieser Stelle aber nicht.
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Allerdings sei die Rennserie "fest entschlossen", neben Madrid auch weiterhin Barcelona im Kalender zu halten. Dort soll "in den nächsten Jahren" ein "großartiger Grand Prix" stattfinden. Noch aber fehlt dafür die vertragliche Grundlage: Barcelona ist nur noch bis einschließlich 2026 an die Formel 1 gebunden.
"Natürlich" geht es der Formel 1 ums Geld
Doch 2026 wird ohnehin vieles anders im Formel-1-Kalender. Domenicali kündigt "etwas Interessantes" an, ohne mehr zu verraten. Er befinde sich aber bereits in Gesprächen mit europäischen Rennveranstalter, "um etwas zu machen, dass wir [erst] ankündigen werden, sobald wir uns einig geworden sind".
Damit spielt Domenicali auf die anstehenden Vertragsverhandlungen an. Dabei gäbe es immer "viele Faktoren" zu berücksichtigen. "Ganz wichtig ist natürlich der finanzielle Aspekt", räumt er ein. "Außerdem können wir gewisse Promoter stabilisieren, indem wir unglaubliche Möglichkeiten in den jeweiligen Märkten schaffen. Auch das ist ein relevanter Punkt."
Das Wort "unglaublich" verwendet Domenicali erneut, wenn er von den langfristigen Vereinbarungen spricht, die die Formel 1 zuletzt mit der Mehrheit der aktuellen Rennstrecken getroffen hat. Und er sagt frei heraus: "Von unserer Seite her sind das natürlich sehr interessante finanzielle Pakete."
Die sehr langfristigen Verträge mit den Strecken seien aber auch eine "unglaubliche Chance", das Formel-1-Geschäft in zusätzlichen Bereichen auszuweiten, "und zwar über die Promoter-Gebühr hinaus", erklärt Domenicali. "Das ist unsere Herangehensweise."