Honda: Der Formel-1-Rückzug 2021 als Ansporn für 2022
Warum Honda sich vom Ehrgeiz hat packen lassen, obwohl der Formel-1-Ausstieg des japanischen Herstellers bereits beschlossene Sache war
(Motorsport-Total.com) - Der Rückzug vom Rückzug kam überraschend für viele Beobachter. Denn eigentlich war Honda zum Ende der Formel-1-Saison 2021 ausgestiegen und Red Bull sollte die Antriebe fortan in Eigenregie einsetzen. Dann aber folgte ein Sinneswandel und Honda mischte doch wieder mit - und hat sich vom Abschied aus der Formel 1 sogar neu motivieren lassen, wie Projektleiter Tetshushi Kekuda nun erklärte.
Als während der Saison 2020 klar geworden sei, dass Ende 2021 Schluss sein würde, habe man bei Honda noch einmal alle Kräfte mobilisiert. "Wir zogen den [für 2022 geplanten] neuen Antriebsstrang auf 2021 vor", sagt Kekuda.
Das geschah in enger Abstimmung mit den Formel-1-Partnerteams Red Bull und AlphaTauri und laut Kekuda sogar noch vor der offiziellen Bekanntgabe, dass Honda aussteigen würde.
Red-Bull-Konzern vertraut Honda blind
Was daran besonders bemerkenswert gewesen sei: Red Bull und AlphaTauri stimmten den Honda-Plänen zu, "obwohl beide Teams noch nicht mal Zeichnungen vom neuen Antrieb gesehen hatten", sagt Kekuda. "Wir waren sehr dankbar für diese Flexibilität. Denn wir wollten es unbedingt machen. Und ich glaube, auf diese Weise haben wir einen Beitrag zum WM-Titelgewinn [2021] geleistet."
Doch an diesem Punkt stellte Honda das Formel-1-Projekt nicht einfach ein, sondern machte weiter, entgegen den eigentlichen Planungen. Begründung: Man wollte Red Bull und AlphaTauri nicht hängen lassen. "Es sollte keine Situation eintreten, in der die Teams über Jahre mit nicht konkurrenzfähigen Antrieben hätten fahren müssen", sagt Kekuda.
Also entwickelte Honda weiter, um pünktlich einen modifizierten Antrieb zu haben, bevor der Entwicklungsstopp für die Formel-1-Antriebe eintrat. Kekuda erklärt: "Die [finale] 2021er-Spezifikation diente dabei als Basis für die 2022er-Spezifikation."
Warum Honda nochmals ehrgeizig wurde
"Anfangs wollten wir hier nur dem Reglement Genüge tun, aber dann wurde unser Ingenieursgeist wiederbelebt. Deshalb haben wir alles in unserer Macht Stehende getan, um leistungsfähigere Antriebe zu haben."
Und der Erfolg auf der Rennstrecke gibt Honda Recht: Nach dem WM-Titelgewinn mit Verstappen in der Saison 2021 siegte Red Bull 2022 in beiden Formel-1-Gesamtwertungen und wird auch 2023 beide WM-Titel nach Milton Keynes holen.
Doch so klar waren die Erfolgsaussichten nicht immer. Laut Kekuda waren manche Honda-Verantwortliche auch skeptisch gewesen. "Anfangs gab es jemanden, der meinte: 'Warum betreiben wir so viel Aufwand für etwas, das Honda gar nicht selbst verwendet?' Aber unterm Strich konnten wir unsere Aufgabe erfüllen."