Hugo Boss möglicher Titelsponsor: So läuft die Partnersuche bei AlphaTauri
AlphaTauri wird 2024 unter einem neuen Namen in der Formel 1 an den Start geben und hat gleich mehrere interessierte Titelsponsoren an der Angel
(Motorsport-Total.com) - Der Teamname AlphaTauri, das ist kein Geheimnis mehr, wird 2024 aus dem Starterfeld der Formel 1 verschwinden. Der italienische Rennstall ist auf der Suche nach einem externen Titelsponsor, der im besten Fall auch die Namensrechte langfristig übernehmen soll. Und hat dabei laut Recherchen von 'Motorsport-Total.com' mehrere mögliche Partner an der Hand.
© Red Bull
Franz Tost und Helmut Marko wünschen sich 2024 einen Titelsponsor für AlphaTauri Zoom Download
"Wir haben momentan zwei Titelsponsorkandidaten", erklärt Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko. Diese sind seiner Aussage nach aber "nicht kombinierbar". Sprich: Wenn der eine Partner kommt, kann der andere wegen eines Markenkonflikts auch nicht als "normaler" Sponsor ohne die Komponente Namensrechte an Bord kommen.
Wer die zwei möglichen Sponsoren sind, von denen Marko spricht, ist nur zum Teil bekannt. Bei einem Interessenten soll es sich um die deutsche Modemarke Hugo Boss handeln, die große Tradition als Sponsor in der Formel 1 hat und derzeit, kaum sichtbar, auf den Rückspiegeln von Aston Martin wirbt.
Ein Deal, der auf vielen Ebenen Sinn ergeben würde. Denn die namensgebende Modemarke AlphaTauri aus dem Red-Bull-Konzern könnte ebenfalls komplett an Hugo Boss verkauft werden, heißt es in übereinstimmenden Medienberichten, unter anderem bei 'RacingNews365' und 'Formula.hu'.
Hugo Boss einer von mehreren Interessenten
Doch Hugo Boss ist nicht der einzige Interessent. Seit Red Bull entschieden hat, das Team aus Faenza nicht zu verkaufen, sondern stattdessen Teile der Operation nach England zu verlegen und durch den Verkauf von Namensrechten Umsatz zu generieren, stehen potenzielle Sponsoren beim im März engagierten Head of Commercial Lars Stegelmann Schlange.
Und für die ist jetzt auch Platz auf dem Auto. Bisher hatte Red Bull das Team aus Faenza in der Außendarstellung komplett auf die blau-weiße Corporate Identity der Modemarke AlphaTauri zugeschnitten. Das soll in Zukunft anders werden, indem man für neue Partner Raum schafft. Und die bekommen dafür auch mehr Raum als bei Teams wie Ferrari, wo die Eigentümermarke dominant auftritt.
Während Marko offiziell von zwei recht konkreten Interessenten spricht, soll am Hungaroring ein Treffen mit einem weiteren interessierten Partner stattgefunden haben. Um wen es sich dabei, abseits Hugo Boss, handeln könnte, ist allerdings unklar und wird von offizieller Seite nicht bestätigt.
Erweitert Orlen sein bisheriges Sponsoring?
Naheliegend wäre, sollte es sich bei einem der Unternehmen um den polnischen Mineralölkonzern Orlen handeln. Orlen ist seit 2023 Hauptsponsor bei AlphaTauri und wäre womöglich dazu bereit, sein Engagement auszuweiten. Ob ein Mineralölkonzern als Namensgeber allerdings zur langfristigen Marketingstrategie von Red Bull für sein zweites Team passt, sei dahingestellt.
Denn die Formel 1 hat es sich zum Ziel gesetzt, bis spätestens 2030 CO2-neutral zu sein, und ist mit diesem Ziel inzwischen auch aktiv in die Kommunikation gegangen. Möglich, dass man sich mit einem Mineralölkonzern als Titelpartner Möglichkeiten verbauen könnte, andere Sponsoren zu gewinnen, die sonst vielleicht an der Formel 1 und an AlphaTauri interessiert wären.
Und das Interesse ist groß: "Wir sprechen gerade mit mehreren Firmen, die daran interessiert sind, in Zukunft mit uns zu arbeiten", sagt AlphaTauri-CEO Peter Bayer, und der scheidende Teamchef Franz Tost erklärt: "Das Titelsponsoring ist attraktiv. Wir werden sehen, was die Verhandlungen in den nächsten Monaten bringen. Wir sprechen mit verschiedenen Firmen."
Für AlphaTauri ist ein finanzstarker Titelpartner im Zuge der Neuausrichtung elementar. Seit Red-Bull-Konzernchef Oliver Mintzlaff die Ansage gemacht hat, dass das Team finanziell unabhängiger werden muss, wurden hinter den Kulissen einige Weichen neu gestellt. Unter anderem mit Bayer als CEO, aber auch mit Laurent Mekies, der zum 1. Januar 2024 als neuer Teamchef kommt.
Red Bull schießt pro Jahr 50 Millionen Euro zu
Denn: AlphaTauri hat Red Bull in der Vergangenheit zu viel Geld gekostet. Auf den ersten Blick hat das Team im Geschäftsjahr 2022 zwar 2,261 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet. Schaut man jedoch genauer in die Bilanz, sieht man, dass die Red Bull GmbH aus Fuschl fast 50 Millionen Euro an Subventionen zugeschossen hat.
Die will die Konzernmutter, das hat Mintzlaff in Gesprächen mit Helmut Marko klargemacht, in Zukunft nicht mehr bereitstellen. Sondern in einer Zeit, in der die Formel 1 boomt, soll sich das Team selbst tragen. Die Situation habe sich "drastisch verbessert", sagt Marko und ergänzt: "Das Ziel ist eine deutliche Reduzierung. Und das ist jetzt schon gelungen."
Die bisherigen Verluste des AlphaTauri-Teams, erklärt Marko, seien "mit ein Grund, warum es da Änderungen gibt". Bayer tritt an mit dem Auftrag, den Rennstall finanziell auf gesunde Beine zu stellen. Und Mekies soll die Wettbewerbsfähigkeit auf Vordermann bringen. Schließlich liegt AlphaTauri derzeit auf dem letzten Platz der Konstrukteurs-WM.
Dennoch ist das Team ein attraktiver Partner für potenzielle Titelsponsoren. Denn während Firmen wie Hugo Boss bei Aston Martin mit kleinen Flächen abgespeist werden und in der Kommunikation kaum stattfinden, ist ein namensgebender Sponsor eines Rennstalls in der Berichterstattung omnipräsent - wie zum Beispiel Alfa Romeo, der Sponsor des Sauber-Teams, vorexerziert.