Wie Mercedes den Personalabgang in Richtung Red Bull verkraftet
Was Formel-1-Team Mercedes unternimmt, um den hohen Personalabgang in Richtung Red Bull abzufedern, und welche Auswirkungen diese Dynamik hat
(Motorsport-Total.com) - Über 120 Angestellte haben Mercedes bereits verlassen, seitdem Red Bull angekündigt hat, für die neue Formel-1-Ära ab 2026 einen eigenen Antrieb zu bauen. Und das sind nicht wenige: Bei einer Gesamtstärke von derzeit rund 1.650 Mitarbeitern im Rennteam und der Mercedes-Motorenabteilung machen die Abgänge immerhin sieben Prozent der Belegschaft aus.
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Boxenstopp bei Mercedes mit Valtteri Bottas im Formel-1-Auto (Archiv) Zoom Download
Wie Mercedes damit umgeht, dass Red Bull seine Angestellten abwirbt und nun ebenfalls als ein Hersteller auf dem Arbeitsmarkt in Großbritannien aufritt? Dazu hat Mercedes-Teamchef Toto Wolff nun eine Stellungnahme abgegeben.
Er meint: "Bei Red Bull Powertrains handelt es sich um ein sehr ehrgeiziges und sehr mutiges Projekt." Sein Rennstall habe deshalb "einige Angestellte an Red Bull verloren", aber eben nicht nur an Red Bull. Mitarbeiter habe es auch zu Ferrari und zu Renault gezogen, sagt Wolff. Und: "Es ging auch andersherum."
Mercedes macht seine Personal-Coups nicht publik
Letzteres falle jedoch nicht besonders auf, denn "wir brüsten uns nicht damit, wenn Leute von Red Bull zu uns kommen", sagt Wolff. "Ich nenne da keine Namen. Aber: Es kommen ständig Leute von Red Bull zu uns, genau wie von anderen Teams. Das ist ganz normal."
Deshalb hege er auch keinen Groll gegen die ehemaligen Mercedes-Angestellten, die jetzt bei Red Bull oder anderen Formel-1-Projekten arbeiten. Ihnen "wünschen wir das Beste", meint Wolff und fügt hinzu: "Manche dieser Leute sind bei uns in den Ruhestand gegangen, tauchen dort aber in Führungspositionen wieder auf. Aber das ist schon in Ordnung. Sie haben eine zweite Lebenslinie erhalten."
Wie Mercedes auf die Personalabgänge reagiert
Auch Hywel Thomas als Leiter der Mercedes-Abteilung High Performance Powertrains (HPP) gibt sich in diesem Punkt gleichgültig: Red Bull habe zweifelsohne "einige Leute" von Mercedes abgeworben. "Das ist aber ein Geheimnis und es ist auch kein Problem", so erklärt er.
Thomas zeigt Verständnis für die nun ehemaligen Mitarbeiter: "Die Leute wollen einfach ihre Karrieren voranbringen und in unterschiedliche Projekte involviert sein."
Bei Mercedes hinterlasse das aber keine großen Lücken, schließlich habe das Team ebenso den Arbeitsmarkt sondiert und neue Mitarbeiter rekrutiert. "Es sind viele gute neue Leute zu uns gestoßen, um die zu ersetzen, die uns verlassen haben", sagt Thomas. "Ebenso haben wir viele wirklich starke Leute intern befördert."
"Wir haben eine wirklich starke Projektgruppe, die sehr erfolgreich daran arbeiten wird, einen tollen Antriebsstrang für 2026 zu bauen. Davon bin ich überzeugt."
Die räumliche Nähe zum Rivalen schafft neue Probleme
Dass mit Red Bull Powertrains nun aber ein zweiter Player auf dem lokalen Markt in Großbritannien tätig sei, das sei spürbar, räumt Thomas ein. Er spricht von einer "großen Veränderung" für Mercedes, "dass wir jetzt ein paar Meilen weiter die Straße runter einen Konkurrenten haben".
"Das gab es seit den frühen 2000er-Jahren nicht mehr. Damals befand sich Cosworth in Northampton, und es waren zwei Hersteller nahe beisammen", erklärt er.
Jetzt liegen knapp 50 Kilometer zwischen Mercedes-HPP in Brixworth und Red Bull Powertrains in Milton Keynes, und zwischen den beiden Städten liegen keine größeren Orte. Mercedes und Red Bull bemühen sich in der Region rund um die Rennstrecke in Silverstone also um die gleichen Arbeitnehmer.
Deshalb habe HPP intern "ein paar Richtungswechsel beim Personalgewinn vorgenommen", sagt Thomas. Er will diese Maßnahme aber nicht überbewertet wissen: "Wir hatten stets eine gute Pipeline, was junge, motivierte Ingenieure anbelangt. Diesen Prozess haben wir teilweise beschleunigt und holen jetzt vielleicht etwas intensiver Leute von außen dazu als bisher."