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TV-Reichweiten der Formel 1 in Deutschland nur noch ein Zehntel von früher
1997 haben noch 18 von 100 Deutschen Formel 1 live geschaut, inzwischen sind es nur noch zwei von 100 - "ein Problem", findet TV-Experte Marc Surer ...
(Motorsport-Total.com) - Die Zeiten, als in Deutschland bis zu 15 Millionen Zuschauer live via RTL dabei waren, wenn Michael Schumacher gewann, sind längst vorbei. Im Vergleich zu damaligen Rekordquoten fristet die Formel 1 heute nur noch ein Nischendasein. Das Rennen vor einer Woche in Barcelona haben rund 1,5 Millionen Menschen bei Sky gesehen. Das sind nur zehn Prozent früherer Rekordwerte.
Für die Formel 1 in Deutschland sei es "ein Problem", dass es die Rennen normalerweise nicht mehr im Free-TV zu sehen gibt, findet der langjährige Sky-Experte Marc Surer: "Das ist natürlich traurig, und das spürt man auch, wenn man in Deutschland über die Formel 1 spricht", sagt er in einem Interview auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de.
Surer war von 1996 bis 2017 Experte und Co-Kommentator bei Sky (DF1, Premiere World, Premiere). 2018 setzte er eine Saison aus, als Sky die Rechte verlor. Seit 2019 arbeitet er für das Schweizer Fernsehen. Surer kommentiert dort an der Seite von Hauptkommentator Oliver Sittler nicht alle, aber ausgewählte Rennen im Wechsel mit anderen Experten.
"Wir in der Schweiz haben den Vorteil, dass wir im Free-TV sind", sagt er. "Und in Österreich kann man es ja auch im Free-TV sehen. Aber in vielen Länder ist es nur noch im Pay-TV zu sehen. Natürlich kann man dann auf YouTube oder wo auch immer die besten Szenen nach dem Rennen anschauen und kann sich informieren. Das ist toll. Aber es geht nichts über Live."
Surer: Ich würde wieder mit Jacques kommentieren!
Jacques Schulz und Marc Surer waren ein legendäres Kommentatorenduo in der Formel 1. Ein Gespräch über das Fernsehen im Wandel. Weitere Formel-1-Videos
Sollte die Formel 1 dauerhaft im Pay-TV verschwinden, droht die Gefahr, dass junge Menschen nicht mehr in so breiter Masse wie früher mit ihr sozialisiert werden. Für viele war der erste Kontakt mit der Formel 1 der, dass die Eltern am Sonntagnachmittag bei RTL Formel 1 geguckt haben, und sind so Fans geworden. Wenn keine Formel 1 mehr läuft in den Haushalten, geht das verloren.
"Wenn es einfach normal ist, dass am Sonntagnachmittag Formel 1 geschaut wird, dann schaut die ganze Familie mit. Das hört man immer wieder", nickt Surer. Heute hingegen sei die Formel 1 etwas "Exotisches, das man eigentlich nur noch im Pay-TV sehen kann, gegen Bezahlung". Und das könnte sich langfristig auf das Interesse an der Formel 1 auswirken.
Auch wenn die Formel 1 natürlich versucht, diesem Effekt entgegenzusteuern. Neue Angebote wie die Netflix-Dokuserie "Drive To Survive" oder die fiktive Dramaserie "One" mit Felicity Jones in der Hauptrolle sollen junge Menschen an die Formel 1 heranführen, sodass sie diese vielleicht irgendwann auch via Pay-TV verfolgen.
Ob diese Wette aufgeht, wird man jedoch erst in vielen Jahren sehen. Dann nämlich, wenn die heutigen Pay-TV-Kunden älter werden und wegsterben und eine neue Kundenschicht nachrücken muss, die in der Kindheit eben nicht mit RTL an die Formel 1 herangeführt wurde. Effekte, die sich nur sehr, sehr langfristig messen lassen.