Werksteams: Mit Kundenteams kann man keinen Profit mehr machen
Wird in Zukunft ein Formel-1-Hersteller nur noch ein oder maximal zwei Kunden beliefern können? Finanziell hätte dieses Szenario scheinbar keine Auswirkungen
(Motorsport-Total.com) - Aktuell gibt es in der Formel 1 vier Motorenhersteller: Mercedes, Ferrari, Renault und Red Bull Powertrains. Die Zahl könnte sich mit dem neuen Motorenreglement 2026 aber drastisch erhöhen, denn neben den aktuellen vier wird auf jeden Fall Audi dazukommen, wobei sich auch Honda bei der FIA eingeschrieben hat.
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Christian Horner und Frederic Vasseur beteuern: Motoren an Kunden zu liefern bringt kein Profit Zoom Download
Die Formel 1 wehrt sich jedoch, mehr als zehn Teams in die Startaufstellung zu lassen, weshalb einige Motorenhersteller womöglich nur ein einziges Team beliefern werden, wie es aktuell bei Renault schon der Fall ist. Daher stellt sich die Frage: Sechs Motorenhersteller für gerade einmal zehn Teams, lohnt sich das finanziell für die Motorenhersteller überhaupt?
Für die Werksteams ist es in der Vergangenheit nicht nur von Vorteil gewesen, mehr Teams mit dem eigenen Motor zu beliefern, um mehr Daten zu erhalten, denn der Verkauf der Antriebseinheiten war auch finanziell lukrativ.
Horner: "Es ist kein profitables Geschäft"
Laut Red-Bull-Teamchef Christian Horner ist dies jedoch nicht mehr der Fall: "Da wir natürlich unter der Budgetobergrenze liegen, hilft uns das, die Kosten einzudämmen und zu kontrollieren. Die Kosten für die Versorgung [an andere Teams] werden diktiert. Und wie wir jetzt sehen, lässt sich mit der Belieferung von Kundenteams kein Geld verdienen. Es ist kein profitables Geschäft."
"Dass so viele Hersteller in den Sport einsteigen, ist meiner Meinung nach großartig für die Formel 1, weil es so eine Vielfalt gibt", fügt er hinzu. "Wir werden Audi willkommen heißen und wir werden als Red Bull Ford, eine neue Reise antreten."
"Ich denke also, die Formel 1 ist fantastisch aufregend. Es ist eine Blütezeit für den Sport, und dass die Hersteller mitmachen wollen, ist ein Beweis für die Stärke, die der Sport derzeit genießt", sagt der Red-Bull-Teamchef.
Vasseur stimmt Horner zu: "Ist kein Geschäft"
Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur ist sich mit dem Einstieg der neuen Hersteller aber auch bewusst, dass sein Team in Zukunft wahrscheinlich nicht mehr drei Teams wie jetzt beliefern wird. Neben dem Werksteam selbst, erhalten Haas und Sauber die Aggregate von Ferrari, wobei mit dem Einstieg von Audi jetzt schon klar ist, dass Sauber ab 2026 keine Ferrari-Motoren mehr nutzen wird.
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"Wenn man das ganze mathematisch sieht, denke ich, dass wir mit Sicherheit nicht in der Lage sein werden, drei oder vier Kunden pro Triebwerkshersteller zu haben, das ist mathematisch", sagt Vasseur. "Und ich denke, wir müssen darauf vorbereitet sein."
"Aber wie Christian schon sagte, ich denke, es ist kein Geschäft, auch wenn ich nicht immer überzeugt war, aber es ist überhaupt kein Geschäft. Und wir müssen es so nehmen, das ist klar. Und ich denke, dass die Neulinge vielleicht nicht bereit sind, mehr als ein Team zu beliefern, denn es ist schon eine große Herausforderung, ein Team zu beliefern, wenn man in die Formel 1 einsteigt."
Horner: Bei 2026er-Motoren muss alles passen
Um Kosten zu sparen wurde nach dem Engine-Freeze 2022 seit dieser Saison nun auch eine Budgetobergrenze bei den Motoren eingeführt. Bis 2025 beträgt sie 95 Millionen Dollar, wobei der Kostendeckel für die Antriebseinheit mit dem neuen Reglement 2026 auf 130 Millionen Dollar angehoben wird. Zudem werden Neueinsteiger wie Audi noch ein paar Zuschüsse bekommen.
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"Wir müssen nur sicherstellen, dass wir das Produkt für 2026 richtig hinbekommen", fügt Horner hinzu. "Denn wenn wir diese Newcomer und so weiter einführen, müssen wir sicherstellen, dass das Motorenreglement und das Chassisreglement zusammenpassen, dass das Produkt, das wir haben, nicht beeinträchtigt wird, oder dass es nicht von der Art des Rennsports ablenkt, den wir mit diesen Autos zu erreichen beginnen."
"Ich denke, das ist ein grundlegender Punkt, der über die individuellen Interessen der Teams und der Hersteller hinausgeht. Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, dass das Produkt für 2026 die Erwartungen erfüllt, die es gibt."