Enthüllt: Wie entscheidet die FIA eigentlich über neue Formel-1-Teams?
Interessenten können sich ab sofort offiziell um einen Platz in der Formel 1 bewerben, müssen aber ein strenges Auswahlverfahren durchlaufen
(Motorsport-Total.com) - Es gab eine Zeit, vor vielen Jahrzehnten, da reichte es aus, mit einem Auto anzureisen und die technische Abnahme zu bestehen, um einen Platz in der Formel-1-Startaufstellung zu bekommen. Heutzutage ist das Verfahren, um aufgenommen zu werden, sehr viel strenger und bis ins Detail reglementiert.
Es handelt sich jedoch um eine notwendige Formalität, denn die Formel 1 muss sicher sein, dass alle Teilnehmer über den nötigen Rückhalt und die Fähigkeiten verfügen, um in der Königsklasse des Motorsports einen guten Job zu machen.
Das Letzte, was der Dachverband FIA und das Formula One Management (FOM) wollen, ist, dass Teams für ein oder zwei Jahre auftauchen, sich erfolglos abmühen und dann wieder verschwinden. Es geht nur um langfristiges Wachstum.
In dieser Woche wurde das Verfahren zur Bewerbung von Teams, die ab der Saison 2025, 2026 oder 2027 am Grand-Prix-Rennsport teilnehmen möchten, offiziell eröffnet.
Die E-Mail-Bewerbung
Um festzustellen, ob jemand als geeignet genug erachtet wird, gibt es mehrere Kriterien. Der erste Schritt besteht darin, dass potenzielle neue Teams der FIA per E-Mail eine vorläufige Interessensbekundung über ihren Wunsch, der Formel 1 beizutreten, zukommen lassen. Diese muss sechs verschiedene Elemente enthalten:
* Ein Anschreiben, in dem der Kandidat vorgestellt wird.
* Die vollständigen Kontaktdaten des Bewerbers, einschließlich des Namens der Hauptkontaktperson, Telefonnummer, E-Mail-Adresse und Postanschrift.
* Angaben zum Unternehmen, einschließlich Anschrift, Gesellschaftsvertrag und Infrastrukturangaben.
* Die Identität aller Aktionäre und des wirtschaftlichen Eigentümers aller Aktien.
* Lebenslauf für jedes Mitglied der Geschäftsleitung und jede Führungskraft des Unternehmens.
* Informationen über die einschlägigen Erfahrungen und Fähigkeiten des Bewerbers im Automobil- und/oder Motorsportsektor, einschließlich technischer Erfahrung, Rennerfahrung, Anlagen, Ausrüstung und technischer Ressourcen.
Kommen jetzt doch neue Teams in die F1?
Die Formel 1 will keine neuen Teams. Das dachte zuletzt nicht nur Michael Andretti. Oder etwa doch? Weitere Formel-1-Videos
Die Teams müssen außerdem eine Geheimhaltungsvereinbarung im Zusammenhang mit den laufenden Gesprächen mit der FIA unterzeichnen und eine nicht erstattungsfähige Verwaltungsgebühr in Höhe von 20.000 US-Dollar entrichten.
Das formale Verfahren
Innerhalb von 48 Stunden nach Einreichung der Interessensbekundung oder spätestens am 17. Februar wird die FIA alle Kandidaten, die sie für geeignet hält, darüber informieren, dass sie einem formelleren Bewertungsverfahren unterzogen werden.
Dabei müssen die Teams eine Bewerbungsgebühr von 300.000 US-Dollar entrichten (wobei die anfänglichen 20.000 Dollar abgezogen werden können), um die Kosten der FIA für die Durchführung einer sorgfältigen Prüfung zu decken.
Die endgültigen Einzelheiten der Bewertung in dieser zweiten Phase werden zu gegebener Zeit bekannt gegeben. Klar ist, dass sie mehrere Schlüsselkriterien abdecken wird. Das sind:
1. Die technischen Fähigkeiten und Ressourcen des Teams.
2. Die Fähigkeit des Teams, ausreichende finanzielle Mittel aufzubringen und aufrechtzuerhalten, um seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen und wettbewerbsfähig zu sein.
3. Die Fähigkeit des Teams, seine Verpflichtungen gemäß dem sportlichen, technischen und finanziellen Reglement der Formel 1 zu erfüllen und einzuhalten.
4. Einen detaillierten Geschäftsplan (einschließlich Finanzprognosen) für die ersten fünf Jahre des Projekts.
Fotostrecke: Neue Formel-1-Teams seit der Saison 1990
Michael Andretti will in die Formel 1. Doch das ist gar nicht so leicht! In den vergangenen Jahrzehnten gab es zahlreiche Teamübernahmen und Umbenennungen, doch nur 13 Mannschaften gründeten sich seit dem Jahr 1990 neu. Überlebt haben nur vier Projekte, davon lediglich eines in der ursprünglichen Form. Wir erzählen die Storys dahinter! Fotostrecke
5. Die Erfahrung und die Fähigkeiten des Teams im Automobil- und/oder Motorsportsektor (einschließlich technischer Erfahrung, Rennerfahrung, Anlagen, Ausrüstung und technischer Ressourcen) sowie die Anzahl und Erfahrung der Mitarbeiter.
6. Sind das Team und alle Personen, die sich an den Eigentumsverhältnissen, der Kontrolle oder dem Management des Teams beteiligen wollen, geeignete und ordnungsgemäße Personen?
7. Überlegungen zu Nachhaltigkeit, EDI (Equality, Diversity, and Inclusion, zu deutsch: Gleichheit, Vielfalt und Inklusion) und gesellschaftlichem Nutzen.
8. Die Einschätzung der FIA über den Wert, den der Kandidat in die Meisterschaft einbringen kann, einschließlich der Berücksichtigung seines Rufs und seiner Integrität.
Es ist auch möglich, dass der Inhaber der kommerziellen Rechte der Formel 1, Liberty Media, seine eigenen zusätzlichen Kriterien aufstellt, die dann zu berücksichtigen sind.
Der Zeitplan
Die FIA geht davon aus, dass die Teams die oben genannten Details bis zum 30. April einreichen müssen. Danach werden der Dachverband und die FOM ihre Prüfung vornehmen und bis zum 30. Juni eine endgültige Entscheidung über alle Anträge treffen.
Die FIA hat klargestellt, dass es selbst dann, wenn Teams für die zweite Phase ausgewählt werden, keine Garantie dafür gibt, dass diese einen Platz in der Startaufstellung erhalten.
In einer Mitteilung, in der die Einzelheiten des Verfahrens dargelegt werden, heißt es: "Kein neuer Bewerber hat ein automatisches Recht auf die Teilnahme an der Meisterschaft, und die maximale Anzahl der Teams, die bis einschließlich der Saison 2025 an der Meisterschaft teilnehmen, ist auf zwölf begrenzt."
"Bestehende Formel-1-Teams werden gegenüber neuen Bewerbern bevorzugt. Sollte kein Bewerber von der FIA und/oder dem Inhaber der kommerziellen Formel-1-Rechte als geeignet erachtet werden, werden keine neuen Formel-1-Teams ausgewählt."