TV-Rechte Formel 1 2023 in Deutschland: Kommt ein neuer Sender?
Die Formel 1 wird auch 2023 zumindest teilweise im deutschen Free-TV zu sehen sein, bei welchem Sender, das steht aber noch nicht fest
(Motorsport-Total.com) - Die Situation in Bezug auf die Senderechte der Formel 1 in Deutschland für 2023 ist kurz nach Ende der Saison 2022 noch nicht restlos geklärt. Zwar steht fest, dass die komplette Saison nur beim Pay-TV-Anbieter Sky live zu sehen sein wird. Noch nicht entschieden ist hingegen, wo die Königsklasse des Motorsports im Free-TV ausgestrahlt wird.
2021 und 2022 hatte RTL als Sublizenznehmer von Sky (deutscher Rechtinhaber bis 2027) vier Grands Prix pro Saison live gezeigt. Sky ist der Formel 1 gegenüber auch 2023 vertraglich verpflichtet, mindestens vier Rennen im Free-TV auszustrahlen. Ob das weiterhin in Partnerschaft mit RTL passieren wird, das steht jedoch Stand November 2022 noch nicht fest.
Auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com', ob RTL auch 2023 wie bisher vier Rennen als Sublizenznehmer von Sky live zeigen wird, antwortet der Kölner Privatsender: "Wir sind sehr zufrieden mit der zurückliegenden Saison. Über die Zukunft werden wir uns zu gegebener Zeit äußern."
RTL setzt seinen Fokus in der Sportberichterstattung ab 2023 neu. Prunkstück der Sendergruppe sind die Rechte an der National Football League (NFL) im American Football. RTL zeigt nicht nur die prestigeträchtige Superbowl, sondern auch jeweils das Topspiel der Woche der "regular Season" sowie die Playoffs live.
Formel 1 bleibt definitiv teilweise im Free-TV
Fest steht aber, unabhängig vom Ausgang der Gespräche zwischen Sky und RTL, dass auch 2023 mindestens vier Rennen im deutschen Free-TV zu sehen sein werden. Sollte RTL wirklich abspringen, könnte sich Sky einen neuen Sublizenzpartner besorgen - oder aber, sozusagen Plan B, man zeigt die vier Rennen einfach selbst auf einem frei empfangbaren Kanal.
Eine starke Präsenz im Free-TV, davon ist 'RTL'-Experte Christian Danner überzeugt, sei "das größte Problem", das die Formel 1 in Deutschland derzeit hat: "Unser Motorsport ist im Bezahlfernsehen verschwunden", bedauert der ehemalige Rennfahrer im Interview mit dem 'SPORT1 AvD Motor & Sport Magazin'.
"Das ist ganz, ganz bitter, weil wir da nur noch einen klitzekleinen Bruchteil der Bevölkerung in Deutschland erreichen, und Motorsport ist nun mal nicht Fußball. Fußball ist in aller Munde, das ist ganz klar. Selbst die Formel 1, die attraktivste Form des Motorsports, braucht eine Bühne, wo man sie sehen kann."
RTL hat mit den vier gezeigten Rennen 2022 in der Spitze 2,93 Millionen Zuschauer erreicht, und zwar beim Grand Prix der Emilia-Romagna in Imola im April. Zum Vergleich: Sky erzielte im Pay-TV einen Bestwert von 1,07 Millionen Zuschauern beim Grand Prix von Saudi-Arabien in Dschidda, ebenfalls im April. (Übersicht: TV-Quoten Formel 1 2023)
Warum das Free-TV so wichtig ist
Das ist weit entfernt von den Hochzeiten der Formel 1 in Deutschland, als bei RTL teilweise mehr als zehn Millionen Zuschauer eingeschaltet haben, um Michael Schumacher siegen zu sehen. Genau das müsse wieder passieren, denn "dann schauen die Kinder zu und sagen: 'Wow, das möchte ich auch mal können!' Genau so, wie das bei Michael Schumacher war", sagt Danner.
Er erzählt: "Ich habe rührende und entzückende E-Mails bekommen von jungen Leuten, die über die Jahre hinweg Formel 1 geguckt und gesagt haben: 'Mit dir habe ich meine Kindheit verbracht, und deswegen mache ich jetzt Motorsport.' Sowas ist toll, und das muss auch in Zukunft wieder passieren."
Denn die Formel 1 boomt zwar weltweit, stagniert aber in Deutschland. Seit dem Nürburgring-Rennen mitten in der Coronakrise 2020 gab es hierzulande keinen Grand Prix mehr, RTL ist als offizieller Broadcaster ausgestiegen, und nach dem Aus für Sebastian Vettel und Mick Schumacher gibt es 2023 mit Nico Hülkenberg nur noch einen deutschen Fahrer.
Danner hat "schon Hoffnung, dass wir in Deutschland den Anschluss an die internationale Motorsportwelt nicht verlieren", sagt er. Aber: "Es ist natürlich ohne Grand Prix erstmal schwierig. Es ist ohne aktuelle Youngsters, die kommen - wenn wir Mick mal außen vor lassen -, schon ein Problem in Deutschland."