Mercedes: "Schmerzhafte" Budgetgrenze wird an 2021er-Geschäftszahlen deutlich
Die vom Formel-1-Team Mercedes veröffentlichten Zahlen des Geschäftsjahres 2021 zeigen laut Toto Wolff, wie weh die Budgetobergrenze im ersten Jahr tat, aber ...
(Motorsport-Total.com) - Laut den kürzlich veröffentlichten 2021er-Geschäftszahlen von Mercedes-Benz Grand Prix Limited sind die finanziellen Ausgaben im ersten Jahr der Formel-1-Budgetobergrenze massiv zurückgegangen.
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Für Mercedes war die Einführung der Budgetgrenze schmerzhaft, hatte aber auch Positives Zoom Download
Demnach sanken die Ausgaben des Mercedes-Teams von 324,9 Millionen Britischen Pfund im Jahr 2020 auf 297,4 Millionen Britische Pfund im vergangenen Jahr - und das, obwohl der Formel-1-Kalender für 2021 mit Nachlassen der Coronavirus-Pandemie von 17 auf 22 Rennen anwuchs.
Zwar sind einige der Ausgaben des Jahres 2021 von der Budgetobergrenze ausgenommen. Dennoch zeigt der Rückgang um 27,4 Millionen Britische Pfund, wie sich das Mercedes-Team auf die neuen Rahmenbedingungen einstellen musste. Im Gegenzug ist der Gewinn, den das Team gemacht hat, von 13 Millionen Britischen Pfund im Jahr 2020 auf 68,8 Millionen Britische Pfund im Jahr 2021 angewachsen.
Mercedes 2021: Ausgaben gesenkt, Gewinn und Umsatz gesteigert
Das andere entscheidende Faktor im Zusammenhang mit dem erhöhten Gewinn ist ein Anstieg des Umsatzes, das heißt der Einnahmen aus Sponsoring und Formel-1-Preisgeldern. Hier gab es von 2020 auf 2021 einen Anstieg von 355,3 Millionen auf 383,3 Millionen Britische Pfund.
Die Muttergesellschaft - die Mercedes-Benz AG - musste keinen finanziellen Beitrag leisten. Das zeigt, wie viele Einnahmen das Formel-1-Team generiert. Mercedes-Benz finanziert allerdings nach wie vor die separate HPP-Organisation, von der das Formel-1-Team seine Antriebseinheiten kauft.
Ein weiterer Hinweis darauf, wie sich die Budgetgrenze auswirkt, ist der Rückgang der Gesamtzahl der Mitarbeiter bei Mercedes-Benz Grand Prix im Jahr 2021. Sie stieg von 1.016 Mitarbeitern im Jahr 2019 auf 1.063 Mitarbeiter im Jahr 2020, dem letzten Jahr ohne Budgetobergrenze. Damals nahmen die meisten Formel-1-Teams jede Menge Geld in die Hand, um sich für die Einführung der Beschränkungen zu rüsten.
Im Jahr 2021, dem ersten Jahr der Budgetobergrenze, ging die Mitarbeiterzahl bei Mercedes-Benz Grand Prix auf 1.004 zurück. Entscheidender als der Gesamtrückgang war allerdings der Rückgang der Zahl der Beschäftigten in den Bereichen Design und Technik - also in den Bereichen, die direkt unter die Budgetgrenze fallen. Nach einem Anstieg um 34 Mitarbeiter im Jahr 2020 sank die Zahl in diesen Bereichen im vergangenen Jahr um 75 Mitarbeiter, nämlich von 906 auf 831.
Im Gegensatz dazu stieg die Gesamtzahl der Beschäftigten in der Verwaltung, die nicht unter die Budgetobergrenze fällt, von 157 im Jahr 2020 auf 173 im Jahr 2021. Dies ist auf zusätzliche Mitarbeiter in den Bereichen Personal, Recht und Buchhaltung zurückzuführen. Viele von ihnen wurden eingestellt, um das Team bei der Bewältigung der zusätzlichen Arbeit zu unterstützen, die durch Überwachung und Einhaltung der Budgetobergrenze entstanden ist.
Toto Wolff: Entlassungen "besonders schmerzhaft, wenn ...
Mercedes-Teamchef Toto Wolff sagt, die Einhaltung der Budgetobergrenze im Jahr 2021 sei "schmerzhaft" gewesen, habe letztlich aber dazu beigetragen, die Rentabilität des Teams zu steigern.
"Durch die in der Formel 1 vorgegebene Einführung einer Budgetgrenze für den größten Teil der Kostenstellen im Team mussten wir unsere Prozesse umstrukturieren und ändern. Und um die Budgetobergrenze einzuhalten mussten wir leider auch Leute entlassen", sagt Wolff gegenüber unserer englischsprachigen Schwesterplattform 'Motorsport.com'.
"Das ist besonders schmerzhaft, wenn man die Diskussionen über Teams hört, die das nicht getan haben", so Wolff mit Verweis auf die aktuellen Schlagzeilen rund um allen voran Red Bull.
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"Für ein Team, das in die Technik investiert hat, um die beste Performance zu erzielen, ist es sehr schmerzhaft und schwierig, wenn es plötzlich eine Struktur braucht, um von Einkauf über Produktion, Logistik und Einsatz der Autos alles zu analysieren und Prioritäten zu setzen, was man ans Auto schraubt und was nicht", sagt Wolff.
"Der Vorteil ist, dass wir es so gemacht haben wie die amerikanischen [Sport-]Franchises", sagt Wolff und erklärt: "Wir haben ein Ausgabenlimit festgelegt und wir haben die Nebenbereiche davon ausgenommen. Die Nebenbereiche, die zur Unterstützung da sind, mussten aber enorm wachsen, um das Team im Zusammenhang mit der Budgetobergrenze zu unterstützen. Wenn man auf der Rennstrecke erfolgreich ist und jede Menge TV-Gelder kassiert, dann fließt das Sponsoring im Grunde direkt in die Gewinnspanne. Genau so funktioniert das in den USA."
"Der Gewinn macht sich selbst bezahlt, weil wir nicht mehr ausgeben können als das. Wir erhöhen dafür die Kosten in den Nebenbereichen", sagt der Mercedes-Teamchef und schlussfolgert: "Aufgrund der notwendigen Umstrukturierung war die Budgetobergrenze eine schmerzhafte Angelegenheit. Aber in finanzieller Hinsicht hat sie das Geschäftsmodell von einem leicht profitablen Unternehmen, oder sagen wir einem gerade noch profitablen Unternehmen, geändert in ein Unternehmen mit 25 Prozent EBIT (earnings before interest and taxes, also Gewinn vor Zinsen und Steuern; Anm. d. Red.)."
Personal in der Verwaltung wurde aufgestockt - 2022 nochmals
Wolff merkt an, dass der Personalbestand in der Verwaltung des Unternehmens im Jahr 2022 sogar noch weiter angewachsen ist: "Das ist ein Vorgriff auf 2022er-Zahlen, aber wir haben 30 Leute mehr in der Finanzabteilung, wir haben acht Leute mehr in der Rechtsabteilung, wir haben 50 Köpfe mehr in den Bereichen Marketing, Kommunikation, Sponsoring und so weiter, um die Budgetgrenze einzuhalten."
Und der Mercedes-Teamchef nennt ein konkretes Beispiel: Während früher ein leitender Ingenieur Bewerbungsgespräche mit Bewerbern führte, wird diese Aufgabe jetzt von einem Personalspezialisten übernommen, sodass sich der Ingenieur (der unter die Budgetobergrenze fällt) ganz auf seine Hauptaufgabe konzentrieren kann.
"Stellen Sie sich den Einstellungsprozess vor", so Wolff. "Früher stellte ein Ingenieur einen Bewerber ein oder führte ein Vorstellungsgespräch mit ihm. Erstens kann man sich das [zeitlich] nicht leisten und zweitens wissen wir nicht, ob wir uns das finanziell leisten können. Er muss sich also mit der Personalabteilung in Verbindung setzen. Die Personalabteilung muss sich daraufhin mit der Finanzabteilung in Verbindung setzen und sagen, dass wir einen weiteren Mitarbeiter brauchen, der uns 45.000 Britische Pfund pro Jahr kostet. Können wir uns das leisten?"
Wie andere Spitzenteams, so hat auch Mercedes viele Mitarbeiter aus der Formel 1 für Projekte außerhalb des Motorsports abgestellt. "In der angewandten Wissenschaft haben wir den America's Cup und das eine oder andere weitere Projekt im Bereich Performance-Engineering. Wir wollen keine Ingenieursboutique sein, die Dienstleistungen für die Industrie anbietet. Es geht wirklich um Rekorde, wo auch immer - Rekorde zu Land, zu Wasser, in der Luft oder im Weltraum", erklärt Wolff.