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Wert der F1-Teams: Aus 1-Euro-Verkäufen werden Milliarden-Dollar-Prognosen
Seit der Übernahme durch Liberty Media im Jahr 2017 befindet sich die Formel 1 im Aufwind - Wie aus der Geldverbrennung ein nachhaltiges Geschäftsmodell wurde
(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 hat sich seit der Übernahme der kommerziellen Rechte durch Liberty Media im Jahr 2017 grundlegend gewandelt. Die Ankunft von Liberty bedeutete eine deutliche Abkehr von der Vergangenheit und ersetzte Bernie Ecclestones Geschäftemacherei und profitorientierten Ansatz durch einen breiteren Blick auf das Wachstum der Serie.
© Motorsport Images
Red-Bull-Teamchef Christian Horner (links), Liberty-Media-CEO Greg Maffei (mitte) und Formel-1-CEO Stefano Domenicali (rechts) im Gespräch Zoom Download
Greg Maffei, CEO von Liberty Media, macht einen interessanten Punkt, um das Wachstum der Formel 1 in den letzten fünf Jahren hervorzuheben, als er auf dem "Business of F1 Forum" spricht, das von der Financial Times und dem Motorsport Network Ende des vergangenen Monats in Monaco veranstaltet wurde.
"Eine der Maßnahmen, die einen echten Erfolg darstellen, ist die Gesundheit der Teams", sagt er. "Als wir 2016 hinzukamen, unsere erste Investition tätigten und 2017 den Deal abschlossen, war Manor, das elfte Team, gerade in der Insolvenz für ein Pfund verkauft worden."
Formel-1-Teams schon über eine Milliarde wert?
"Ich glaube nicht, dass man heute ein Team für weniger als 500 Millionen Pfund kaufen kann, vielleicht sogar für 700 Millionen? Man kann es versuchen, aber ich denke, es wird schwer sein. Es ist eine erstaunliche Wertsteigerung."
Neben Maffei auf der Bühne saß Formel-1-CEO und -Präsident Stefano Domenicali, der mit der Hand nach oben zeigte, als er die Wertvorstellungen hörte. Das mag zwar ironisch gemeint gewesen sein, doch dahinter steckt ein ernstes Anliegen: Realistisch betrachtet müsste ein neuer Investor über diese Zahlen hinausgehen, wenn er ein Team ernsthaft zum Verkauf bewegen wollte.
Im vergangenen Jahr sagte McLaren-CEO Zak Brown voraus, dass in "drei, vier oder fünf Jahren" Formel-1-Teams für mehr als eine Milliarde Dollar gehandelt werden, vorausgesetzt, jemand wolle überhaupt verkaufen. Die Tatsache, dass niemand verkaufen will, treibt den Preis jedoch noch weiter in die Höhe.
Das ist eine Herausforderung, die jeder bewältigen muss, der in die Formel 1 einsteigen will, wie zum Beispiel Andretti gerade erfährt. Ein Vorstoß zur Übernahme von Sauber, dem Betreiber des Alfa-Romeo-Rennstalls, schlug Ende des vergangenen Jahres fehl, während Bemühungen, als elftes Team an den Start zu gehen an der Ungewissheit der Formel 1 und den restlichen Teams scheitern, ob Andretti überhaupt einen signifikanten Mehrwert bieten könne.
Es gibt eine Reihe von Schlüsselfaktoren, die dazu beigetragen haben, dass die Bewertung der Formel-1-Teams dramatisch gestiegen ist, selbst im Vergleich zu vor zwei Jahren, als Dorilton Capital Williams für 150 Millionen Dollar erwarb, was heute wie ein Schnäppchen erscheint.
Die Budgetobergrenze der Formel 1
Die Einführung der Budgetobergrenze in der Formel 1 ist ein nicht zu unterschätzender Faktor, der den Wert der Teams nicht nur schützt, sondern sogar nach oben treibt.
Die im vergangenen Jahr eingeführte und für 2022 auf 140 Millionen Dollar reduzierte Budgetobergrenze soll dazu beitragen, die Wettbewerbsbedingungen in der Formel 1 in Zukunft zu verbessern, um mehr Teams die Chance zu geben, ganz vorne mitzukämpfen.
Zudem bedeutet die Kostenobergrenze, dass jeder potenzielle Käufer genau weiß, worauf er sich einlässt. Kostenschwankungen wie in früheren Jahren sowie die Gefahr, dass sich Formel-1-Teams in Geldfresser verwandeln, gibt es nicht mehr.
"Wir können über Werte reden, die hoch sein können, aber mit den Kosten wird man Sicherheit haben", sagt Domenicali. "Der einzige Weg, um sicherzustellen, dass die Margen größer werden, besteht darin, die Ausgaben zu kontrollieren. Das war ein sehr großer Meilenstein, der die Vision des Sports völlig verändert und dem System Glaubwürdigkeit verliehen hat."
"Nachhaltiges Wirtschaften bedeutet, dass die Teams investieren können, das gesamte System wachsen kann und alle Elemente, die mit unserer Welt verbunden sind, jetzt sicher und finanziell stark sind. Das bedeutet, dass wir wachsen und über eine größere Zukunft nachdenken können", so Domenicali.
Der Zustrom von Sponsoren und großen Technologieunternehmen
Die Tabak-Ära mag weithin als die Blütezeit des Sponsorings in der Formel 1 angesehen werden. Eine Zeit, in der unbegrenzt Geld in die Serie zu fließen schien und viele ihrer unkontrollierten Ausgabengewohnheiten beflügelte. Doch wir befinden uns aktuell inmitten einer weiteren Zeit des Booms.
Große Technologieunternehmen auf der ganzen Welt interessieren sich zunehmend für die Vorteile, die die Formel 1 nicht nur aus Sicht des Marketings, sondern auch bei der Förderung ihrer Innovationen bieten kann. Im Vorfeld der neuen Saison hat Red Bull den US-Tech-Giganten Oracle zu seinem neuen Titelpartner ernannt und sich außerdem einen lukrativen Kryptowährungsdeal mit Bybit gesichert.
Fotostrecke: Dubiose Formel-1-Sponsoren
Moneytron (Onyx): Jean-Pierre van Rossem überzeugt Investoren, dass er einen Supercomputer habe, der die Bewegungen des Aktienmarktes vorausberechnen könne. Mit dem erhaltenen Geld tritt er 1989 als Sponsor des Formel-1-Teams Onyx auf. Zwei Jahre später wird von Rossem wegen Betrugs zu fünf Jahren Haft verurteilt. 2018 stirbt der Belgier. Fotostrecke
Maffei behauptet, dass die Teams jetzt sogar an einem Punkt angelangt sind, an dem sie Sponsoren abweisen müssen, da "nicht genügend Platz auf dem Auto ist, um ein weiteres Logo anzubringen". "Schauen Sie sich an, wie viele dieser Autos jetzt einen Technologie-Sponsor haben, wenn nicht sogar mehrere", sagt er.
"Das wachsende Interesse auf verschiedenen Ebenen kommt von Leuten, die die Technologie wirklich verstehen. Es hat eine wirklich große Rolle gespielt, ein Gefühl für diese Technologien zu bekommen, weshalb das Interesse in den Technologiegemeinschaften, im Silicon Valley und dergleichen gewachsen ist."
Maffei ist aber auch der Meinung, dass die gestiegene Popularität der Formel 1 und das größere Publikum dazu geführt hat, dass auch mehr Konsumgüterunternehmen mit den Teams zusammenarbeiten wollen. Ein Beispiel hierfür ist Coca-Cola, die nun schon seit einiger Zeit das McLaren-Team unterstützen.
"Das sinkende Alter unserer Fans hat die Konsumgüterbranche und eine ganze Reihe anderer Marken angelockt, die das attraktiv finden", sagt der Liberty-CEO. "Wir haben also Glück, dass wir alle Arten von Sponsoreninteresse haben."
Anhaltendes Wachstum der Popularität der Formel 1
Der Einfluss von Netflix mit Drive to Survive auf die Steigerung der Popularität der Formel 1 wurde in den vergangenen Jahren ausgiebig besprochen. Doch dieser Erfolg war Teil einer umfassenderen Strategie, die Serie zu öffnen und den Fans mehr Möglichkeiten zu geben, mit ihr in Kontakt zu treten.
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Die Ergebnisse sind verblüffend. In der Fanumfrage der Formel 1, die im vergangenen Jahr in Zusammenarbeit mit dem Motorsport Network durchgeführt wurde, zeigte sich, dass die Fangemeinde der Formel 1 immer jünger und vielfältiger wird, mit einem großen Zustrom an weiblichen Fans. Das hat dazu beigetragen, dass das Publikum der Serie vielseitiger wird und damit besser erschlossen werden kann.
"Wir danken Netflix dafür, dass es uns den Zugang zu vielen Menschen ermöglicht hat", sagt Maffei. "Es ist faszinierend, wie viele dieser Leute über verschiedene Wege wie Social Media oder Spielen zu uns gekommen sind. Sie können zum Beispiel Lando Norris spielen und auf der gleichen Strecke wie Lando Norris fahren."
"Klar gibt es Elemente der Exklusivität, aber es zählt, den Sport zu öffnen, ihn attraktiver zu machen, sodass ihn alle Fans anfassen können."
James Bower, kaufmännischer Direktor bei Williams, ist der Meinung, dass Liberty Media "die Teams von den Beschränkungen der Vergangenheit befreit hat, womit sie die Fans nun direkt ansprechen und beim Aufbau der Fanbasis helfen können".
Williams hat erst vor Kurzem den ehemaligen Vizepräsidenten des Fanengagements der NFL eingestellt, um nordamerikanische Interessen im sozialen und digitalen Bereich zu betreuen. "Wir bauen unsere sozialen Kanäle, unsere Inhalte und das Engagement mit der US-Fanbase aus", sagt er. "Wir wollen mehr Wert für die Marke, aber auch mehr Wert für unsere Partner schaffen."
Der Blick auf das große Ganze, den die Formel 1 selbst und die Teams unter Einbindung der Fans einnehmen, ist für ihre Partner von großem Interesse und trägt ebenfalls zur Wertsteigerung bei.
Die Einschaltquoten entwickeln sich in eine positive Richtung, insbesondere in den Vereinigten Staaten, wo ESPN kontinuierlich neue Rekordeinschaltquoten für die Rennen meldet. Dies trägt dazu bei, dass die Gebühren für die Übertragungsrechte steigen werden, was wiederum zu höheren Einnahmen für die Teams führt.
Die steigende Popularität spiegelt sich auch im Rennkalender wider, der im nächsten Jahr mit den zusätzlichen Rennen in Katar und Las Vegas die derzeitige Grenze von 24 Rennen erreichen wird.
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Die Anforderungen des wachsenden Kalenders sind allen im Fahrerlager bekannt, weshalb sich die Frage aufwirft, ob dies eine nachhaltige Entwicklung ist. Aus finanzieller Sicht verhilft es der Serie jedoch zu mehr Einnahmen, was wiederum die Werte in die Höhe treibt.
Der geschlossene Charakter des Formel-1-Starterfeldes
So umstritten die Debatte über die Aufnahme eines elften Teams in die Formel 1 angesichts des anhaltenden Interesses von Andretti auch sein mag, so ist die Tatsache, dass die Formel 1 ein "geschlossenes Geschäft" bleibt, ein wichtiger Faktor zur Steigerung der Unternehmenswerte.
Die Tatsache, dass nicht jeder ein Formel-1-Team gründen kann, trägt dazu bei, den Wert eines jeden Startplatzes zu steigern, ähnlich wie in anderen Sportligen, in denen die Zahl der Franchises begrenzt ist, zum Beispiel in der NFL. Wer einsteigen will, ist also gezwungen, ein bestehendes Team kaufen.
Die in der Concorde-Vereinbarung vorgesehene Verwässerungsgebühr in Höhe von 200 Millionen Dollar für jeden Neueinsteiger erscheint viel zu niedrig, weshalb einige Teamchefs bezweifeln, dass eine solche einmalige Zahlung ausreichen würde, um die folgenden Einnahmeverluste ausgleichen zu können.
Wenn ein neues Team in die Formel 1 einsteigen sollte, würde somit jedes der zehn Stammteams eine Einmalzahlung von 20 Millionen Dollar erhalten, jedoch wird der Einnahmenkuchen in Zukunft nicht mehr durch zehn, sondern durch elf geteilt, wodurch den bestehenden Teams zukünftige Einnahmen wegbrechen würden.
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Da die Einnahmen steigen, der Kostendeckel stabil bleibt und die Gewinnspannen dadurch immer größer werden, kann es daher nur in eine Richtung gehen. Es ist wenig überraschend, dass sich aktuell kein Team zurückziehen und auch die Formel 1 keine Kompromisse eingehen will, sondern von einer "großen Belohnung" für die Teams spricht, indem sie vom aktuellen Boom profitieren.
"Sie haben in uns investiert und das ist der Grund, warum wir glauben, dass die Gemeinschaft der Teams respektiert werden muss", sagt Domenicali. "Heute ist es kein Problem, mehr Teams zu haben, denn wir haben eine große Liste."
"Einige von ihnen sind lauter als die anderen, aber wir haben viele Leute oder viele Investoren, die gerne in der Formel 1 wären. Aber wir müssen die bestehenden Teams schützen. Das ist wirklich ein weiteres Zeichen für ein sehr gesundes System", so der Formel-1-CEO.
Wie werden die nächsten fünf Jahre unter dem Eigentümer Liberty Media aussehen?
Die ersten fünf Jahre der Formel 1 unter Liberty haben schon einige große Veränderungen mit sich gebracht. Mit Blick auf die nächsten fünf Jahre ist man jedoch entschlossen, das derzeitige Wachstum nicht nur aufrechtzuerhalten, sondern es voll auszuschöpfen.
"Wir haben den Vorteil, dass wir ein 72 Jahre altes Unternehmen leiten, also denken wir natürlich über die langfristige Entwicklung nach", sagt Maffei. "Wir haben jetzt ein großes Interesse, und wir wollen das Wachstum dieses Interesses aufrechterhalten, und zwar auf breiterer Ebene."
"Wenn wir Dinge tun, wie nach Afrika zu gehen und über Nachhaltigkeit nachzudenken, dann geht es darum, wie wir dieses 72-jährige Franchise in den nächsten fünf Jahren ausbauen können, und dann in den nächsten fünf Jahren, und dann wieder in den nächsten fünf Jahren."
"Es gibt jetzt einen enormen Schwung. Daraus möchten wir Kapital schlagen, nicht nur finanziell, sondern auch für das Wachstum des Sports", erklärt der Liberty-Media-CEO.