Beat Zehnder erklärt: So wirkt sich der Ukrainekrieg auf die Formel 1 aus
Wegen der hohen Inflation und der wirtschaftlichen Folgen des Krieges hoffen die meisten F1-Teams auf eine Anpassung der Budgetgrenze, doch nicht alle sind dafür
(Motorsport-Total.com) - Seit 2021 operieren die Formel-1-Teams unter einer Budgetobergrenze, die nach 145 Millionen US-Dollar im ersten Jahr noch einmal auf 140 Millionen Dollar in diesem Jahr reduziert wurde. Doch seit ihrer Einführung haben sich die Rahmenbedingungen infolge der Coronakrise und des Ukrainekrieges verschärft.
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Angesichts gestiegener Kosten müsse nachgebessert werden, so Beat Zehnder Zoom Download
Deshalb sprechen sich viele Teams dafür aus, die Budgetobergrenze anzuheben, um auf gestiegene Kosten zu reagieren. So erklärt Beat Zehnder von Alfa Romeo bei 'Sky': "Ein Problem ist sicher der Krieg in Russland, weil 35 Prozent der Frachtflugzeuge kommen aus Russland und die dürfen jetzt nicht mehr fliegen."
Das führt zu zwei Problemen. "Das eine ist die Seefracht. Die Nachfrage ist so riesig, dass die Schiffe nicht mehr ausreichen und sehr viel auf die Luftfracht verschoben wird. Und auch die Seefracht ist nicht ganz unproblematisch, weil die Schiffe werden immer größer."
"Wir haben heute Containerschiffe mit 28.000 Containern und da dauert das Beladen und das Entladen fünf Tage, das waren früher anderthalb Tage. Und die ganzen 'Lead Times' (Vorlaufzeiten; Anm. d. R.) dauern einfach länger. Früher haben wir door to door mit 45 Tagen gerechnet. Heute sind es 75 Tage", rechnet Zehnder vor.
"Und da reichen halt einfach fünf Seefracht-Sets nicht mehr aus und wir beschaffen jetzt ein sechstes", verrät der Teammanager weiter. "Das ist sehr viel Geld, das ist nicht im Budget-Cap, weil das ist eine Investition. Aber die Frachtpreise sind massiv gestiegen. Flugfracht bezahlen wir hier 160 Prozent mehr als 2020."
Zehnder: Nachbessern ja, aber um wieviel?
Deshalb sieht er bei der Budgetobergrenze Anpassungsbedarf. Aber: "Wir sind wie immer nicht einig, in welcher Höhe wir das nachbessern sollen. Die großen Teams wollen sieben bis acht Millionen. Bei uns würden wir eigentlich mit weniger auskommen."
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Auch AlphaTauri-Teamchef Franz Tost betont: "Wir von der Scuderia AlphaTauri wären dafür, dass man da noch etwas nachbessert, weil die Kosten, gerade was die Logistik betrifft, sind ja wahnsinnig gestiegen. Aber auch die Inflationsrate, das heißt also, wir sind da schon weit über dem Limit, das ist die eine Seite."
"Auf der anderen Seite muss man sagen, okay, das ist das Cost Cap, dann dürfen halt nicht so viel entwickeln. Jetzt werden wir sehen, wie sich die Teams einigen. Momentan sind noch drei dagegen. Und alles andere wird dann in Zukunft entschieden werden. Aber ich denke schon, dass es eine kleine Anpassung geben wird."
Haas-Teamchef Steiner mahnt zu Vorsicht
Günther Steiner von Haas steht dem wiederum skeptisch gegenüber. "Ich stehe dazu, wir haben Budget-Cap und man muss vorsichtig sein, das der nicht wieder aus dem Ruder läuft, meiner Meinung nach", sagt er und warnt vor einer vorschnellen Anpassung. "Man muss da vorsichtig sein, wie man mit dem umgeht.
"Wir müssen noch besprechen, was wir eigentlich wollen, ob das eine einmalige Adjustierung ist wegen der Frachtkosten, die im Moment sehr hoch sind. Die könnten in Zukunft ja wieder sinken. Deswegen glaube ich, dass es da noch ein paar Gespräche geben wird, bevor man hingeht und die Obergrenze ändert", so Steiner.