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Vettel über Saudi: "Wie mutig kann man sein, wenn man bezahlt ist?"
Sebastian Vettel hat in einem Interview darüber gesprochen, welchen Umgang die Formel 1 mit Ländern wie Saudi-Arabien pflegen sollte
(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel ist womöglich, das unterstellen viele, die dieser Tage über die Formel 1 berichten, gar nicht so unglücklich darüber, dass er aktuell zu Hause in der Schweiz sitzt und Nico Hülkenberg an seiner Stelle beim Grand Prix von Saudi-Arabien den Aston Martin fährt.
© Motorsport Images
Sebastian Vettels Team wird von Aramco und damit indirekt vom saudischen Regime finanziert Zoom Download
Aston Martins Kommunikation zu Vettels erneutem Fernbleiben war ziemlich knapp. Kein Wort darüber, ob ein positiver Coronatest der Grund dafür war, dass er zu Hause ist und nicht in Dschidda. Und auch kein Wort darüber, wie sehr es Vettel bedauert, ausgerechnet den wichtigen Heim-Grand-Prix von Aston Martins Titelsponsor Aramco zu verpassen.
Zum Thema Saudi-Arabien hat sich Vettel schon geäußert, lange bevor die Bombe auf die Aramco-Anlage in Dschidda, ganz in der Nähe der Rennstrecke, gefallen ist. Das Thema sei "schwierig", sagt er in einem von der 'FAZ' veröffentlichten Doppelinterview mit Klimaaktivistin Luisa Neubauer ("Fridays for Future"), das auch bei der 'dpa' und dem 'Bayerischen Rundfunk' erschienen ist.
"Wie unabhängig kann man sein, wenn man auf der Lohnliste steht? Man kann sagen: Boykottieren, gar nicht erst hingehen", sagt Vettel. Und er muss sich damit auch selbst meinen, wenn er von Unabhängigkeit und finanziellen Zusammenhängen spricht, schließlich fährt er für ein Team, das aus saudischen Petrodollars subventioniert wird.
"Anderseits kann man mit dem Gedanken hingehen: Wir vertreten unsere westlichen Werte, zeigen unsere Freiheit und stehen dafür ein", stimmt Vettel ein in das Narrativ, das die Formel 1 selbst am liebsten erzählt, dass der Motorsport den "Wind of Change" in diese Länder bringen soll. "Die Frage ist, wie mutig man sein kann, wenn man bezahlter Gast ist", weiß er.
Es sei "Teil des Geschäftsmodells, dass Austragungsorte sehr viel Geld dafür in die Hand nehmen", ein Formel-1-Rennen austragen zu dürfen: "Traut man sich, etwas dagegen zu unternehmen, wenn man dort ist? Andererseits gibt es gewisse Werte, für die wir einstehen müssen, weil sie größer sind als finanzielle Interessen", unterstreicht der 34-Jährige.
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Die Diskussion darüber wird die Formel 1 nach dem Wochenende in Saudi-Arabien führen müssen. Ob es nicht vielleicht doch einen strengen Wertekodex braucht, an den sich die Partner der Formel 1 zu halten haben, und wenn nicht, dann gibt's eben keinen Grand Prix. "Man muss den Sport allgemein in die Pflicht nehmen", fordert Vettel.
"Es ist ein Spagat zwischen finanziellen Interessen, um den Sport so auszutragen, wie wir ihn kennen, und der kritischen Betrachtung. Es geht nicht nur um Saudi-Arabien und Bahrain, die Olympischen Spiele waren in China. Die Frage ist, wie viele Länder noch übrigbleiben, wenn man sich allein den Formel-1-Kalender ansieht", weiß er.
Im Grunde genommen, philosophiert er, sollten diese Fragen "einfach" zu beantworten sein, denn: "Es geht ja um Vorbilder, gerade auch für junge Leute. Einerseits ist es Unterhaltung, anderseits hat man auch Verantwortung und sollte schauen, dass man mit den richtigen Werten und Symbolen vorangeht", sagt Vettel.