Teamchef: Im Zweifel kriegt Red Bull wieder Renault-Motoren
Renault-Teamchef Cyril Abiteboul erklärt, wie seine Marke zum diskutierten Motoren-Freeze in der Formel 1 steht und welche Alternativen er dazu sieht
(Motorsport-Total.com) - Cyril Abiteboul ist bereit, Kompromisse einzugehen, um die mittelfristige Zukunft der Formel 1 zu sichern. Das hat der Renault-Teamchef am Rande des Sachir-Grand-Prix in Bahrain erklärt. Gegen eines aber wehrt sich Abiteboul entschieden: Eine Angleichung der Motorleistung soll es nicht geben.
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"Es gibt da eine Grenze", sagt Abiteboul. "Wir können nicht 70 Jahre Motoren-Wettbewerb negieren. Die Entwicklung und die Leistung der Antriebe war immer schon ein Unterscheidungskriterium und steht weiter im Zentrum dessen, was die Formel 1 für uns bedeutet. Darüber darf es nicht gehen. Das ist klar."
Ebenso klar sei allerdings, dass die Formel 1 in Zukunft nicht so weitermachen könne wie bisher, meint der Renault-Teamchef. "Ganz ehrlich: Die Kosten laufen aus dem Ruder." Speziell auf Motorenseite herrsche Handlungsbedarf. Eine Einfrierung der Antriebstechnik sei eine Möglichkeit zur Kosteneinsparung, die Renault unterstützen würde.
Entgegenkommen ja, mehr aber nicht
Dieser Ansatz geht vor allem darauf zurück, dass Red Bull die bestehenden Honda-Antriebe übernehmen und in Eigenregie einsetzen, aber eben nicht mehr weiterentwickeln könnte.
Abiteboul zeigt Verständnis und will Entgegenkommen beweisen, aber mehr nicht: "Wenn wir in die Regeln schreiben müssen, dass Red Bull den besten Motor haben soll, dann ist das was anderes. Doch darum geht es hier ja auch nicht. Wenn sie einen Deal hinkriegen mit Honda, dann alles Gute dafür, aber weiter sollte es nicht gehen."
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Tatsächlich sehen die Formel-1-Regeln für den Fall eines Lieferantenausstiegs wie bei Honda ein bestimmtes Szenario vor: Ein bestehender Motorenhersteller müsste die bisherigen Honda-Kundenteams mit Antrieben versorgen. Und das wäre im konkreten Fall wahrscheinlich Renault, weil man nach dem McLaren-Wechsel zu Mercedes 2021 über kein Kundenteam mehr verfügt.
Oder doch wieder Red-Bull-Renault?
Abiteboul könnte sich das vorstellen und wäre auch nicht abgeneigt: "Ehrlich gesagt wäre das gut." Laut dem Renault-Teamchef sei sogar eine hervorgehobene Zusammenarbeit mit Red Bull denkbar, quasi als Semi-Werksteam, "weil das besser wäre als ein Kundenteam", erklärt Abiteboul. "Wir sehen ja, was in der Formel 1 passiert mit der Grüppchenbildung der Teams."
Ein Paradebeispiel dafür ist die Zusammenarbeit von Ferrari mit seinen Kundenteams Alfa Romeo und Haas, wo nicht nur Ferrari-Nachwuchsfahrer platziert werden, sondern auch prominente Ingenieure, parallel zur technischen Schützenhilfe.
Abiteboul erkennt darin einen gewissen Charme und meint: "Da gibt es wahrscheinlich ein paar Möglichkeiten, seien sie finanzieller, politischer, kommerzieller oder technischer Natur. Wir müssen aber auch akzeptieren, dass dieser Zug praktisch abgefahren ist."
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Weil das Renault-Engagement in der Formel 1 zwischenzeitlich auf dem Prüfstand gestanden habe und die Zukunft des Projekts nicht gesichert war, hätten sich potenzielle Partner eben anderweitig gebunden.
"Wir waren nicht dazu in der Lage, uns ein langfristiges Kunden- oder Partnerteam zu angeln. Jetzt sind die Deals im Prinzip alle gemacht", sagt Abiteboul. "Und wir müssen schauen, wann der nächste Zug vorbeikommt. Deshalb ist unser künftiges Programm aber nicht in Gefahr."
Und vielleicht kommt es sogar zum Comeback von Red-Bull-Renault. "Wir sagen niemals nie", meint Abiteboul dazu. "Im Gegenteil: Wir haben stets betont, dass wir uns an die Regeln halten würden. Würde man uns also in die Pflicht nehmen, dann würden wir auch liefern." Red Bull hätte damit noch eine Alternative zu Honda nach 2021.