Williams-Dorilton-Deal: Kaufpreis lag bei 152 Millionen Euro
Claire Williams lässt offen, welche Familie hinter Dorilton Capital steckt, dem Käufer des traditionsreichen Formel-1-Teams - Gerüchte um Einstieg von Bernie Ecclestone
(Motorsport-Total.com) - Es war eines der spannenderen Internetgerüchte der vergangenen Tage: Aus den Transaktionsunterlagen rund um den Verkauf von Williams Grand Prix Holdings PLC (WGPH) geht hervor, dass nicht direkt an die New Yorker Investmentgesellschaft Dorilton Capital verkauft wurde, sondern an einen von Dorilton verwalteten Fonds namens BCE Limited. Das wiederum sorgte für hochgezogene Augenbrauen in der Branche, weil BCE die Initialen von einem gewissen Bernard Charles Ecclestone sind.
Wirklich nur Zufall? Oder hat der Milliardär Ecclestone (89) seinem alten Freund Frank Williams (78) ein letztes Mal aus der Patsche geholfen, indem er dessen Team gekauft hat? Grund genug, Claire Williams in der Freitags-Pressekonferenz in Spa danach zu fragen. Die Antwort: "Ich habe das auch gesehen. Ich habe Anfang der Woche mit Herrn Ecclestone gesprochen und ihn gefragt, ob er dahintersteht."
Nur um zu ergänzen: "Das ist ein Witz", lacht Williams. "Bernie", stellt sie klar, "hat nichts mit unseren neuen Eigentümern zu tun. Bernie ist nicht der neue Eigentümer von Williams." Allerdings bejaht sie Recherchen des Journalisten Joe Saward, wonach Dorilton Capital keine Investmentgesellschaft im klassischen Sinn sei, sondern in erster Linie das Vermögen einer sehr reichen Familie verwaltet.
Was die Frage aufwirft: Wer ist diese Familie? Williams winkt ab: "Ich möchte darauf keinen Kommentar abgeben." Und: "Ich kann derzeit nicht viel dazu sagen, wer die Leute hinter Dorilton sind. Wir werden in den nächsten Wochen und Monaten dazu in der Lage sein, diesbezüglich klarer zu werden."
Hollinger und Wolff haben ihre Aktien auch verkauft
Klar ist: Dorilton sei jetzt 100-Prozent-Eigentümer von WGPH. Das bedeutet, dass der Geschäftsmann Brad Hollinger und Mercedes-Teamchef Toto Wolff im Zuge der Transaktion ihre Aktien mitverkauft haben. Der Kaufpreis lag bei 152 Millionen Euro. In Cash geflossen sind davon 112 Millionen Euro. Mit der Differenz mussten akute Schulden getilgt und Transaktionskosten bezahlt werden.
Fotostrecke: Die Williams-Story
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Dorilton Capital steigt damit - das wissen viele Fans nicht - nicht nur beim Formel-1-Team Williams ein. WGPH hält unter anderem auch einen Anteil an der Technologiefirma Williams Advanced Engineering. Die Gruppe ist seit 2011 in Frankfurt börsennotiert. Ein Emissionskurs von 25 Euro pro Aktie entsprach damals einer Bewertung von 250 Millionen Euro.
Heißt: Williams hat in den vergangenen zehn Jahren rund die Hälfte an Wert verloren. "Das Team", räumt Claire Williams ein, "hat dieses Investment gebraucht. Jetzt liegt, unter den neuen Eigentümern, eine strahlende Zukunft vor dem Team. Und das Wichtigste für die Fans ist, dass der Name Williams im Formel-1-Rennsport erhalten bleibt."
Bleiben Sie Teamchefin? Williams weicht aus ...
Aber auch Claire Williams als Teamchefin? "Ich bin Stellvertretende Teamchefin", korrigiert sie eine entsprechende Frage. "Mein Vater ist immer noch Teamchef." Prinzipiell sei derzeit alles "Business as usual" und das bisherige Management in bekannten Positionen tätig. Um Fragen, ob das auch langfristig so bleiben wird, legt Williams aber einen Eiertanz hin.
"Es ist noch sehr früh. Im Moment ist alles wie bisher. Ich bin hier in meiner Funktion ... Ich habe in Barcelona das Team geführt und auch in den Rennen davor, und das wird weiterhin der Fall sein", sagt sie. Auch langfristig? "Diese Frage bekomme ich immer wieder gestellt, und meine Antwort ist immer die gleiche: Für den Moment ist es Business as usual. Mehr kann ich dazu nicht sagen."
Das klingt nicht so, als sei sich die 44-Jährige sicher, noch lange als De-facto-Teamchefin tätig zu sein. Darüber entscheiden die neuen Eigentümer - die in der Öffentlichkeit noch niemand kennt. Aber Williams verspricht immerhin: "Ich bin mir sicher, dass man sie sehr bald auch an der Rennstrecke sehen wird."
Dorilton habe sich vor dem Kauf intensiv mit der Materie auseinandergesetzt und habe auch "sehr starke Berater, die ihnen dabei geholfen haben, Wissen aufzubauen. Natürlich wird es ein Lernprozess, aber sie sind schon Teil des Teams, arbeiten in Grove mit und versuchen zu verstehen, was erforderlich ist, um nach vorne zu kommen."
"Ich habe großes Vertrauen, dass das die richtigen Leute sind."