Trotz Budgetgrenze: "Weit weg davon, Profit zu erwirtschaften"
Frederic Vasseur, Teamchef von Alfa Romeo, sieht mit dem Kostendeckel ab 2021 einen wichtigen Anfang gemacht - Die Gewinnschwelle erreiche man damit nicht
(Motorsport-Total.com) - Aufgrund der Corona-Krise und ihrer wirtschaftlichen Folgen, auch für die Formel 1, wurde die Budgetobergrenze für 2021 bekanntlich auf 145 Millionen Dollar (133 Millionen Euro) nach unten korrigiert. Während das für die Topteams Einschnitte mit sich bringt, müssen andere kaum bis keine Anpassungen vornehmen.
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Frederic Vasseur hofft mit den neuen F1-Regeln auf mehr Chancengleichheit Zoom Download
Letzteres ist bei Alfa Romeo der Fall. Das Formel-1-Team mit Sitz im schweizerischen Hinwil hat ungefähr 500 Mitarbeiter. Der künftige Kostendeckel schränkt sie jedoch nicht ein, "weil wir 2021 mit unserem Budget unterhalb des Cost-Caps liegen werden", verrät Teamchef Frederic Vasseur im Interview mit 'auto motor und sport'.
Wie es für die Jahre danach aussieht, wenn die Budgetobergrenze um jeweils 5 Millionen Dollar weiter sinkt, lasse sich derzeit nur schwer vorhersagen. "Wir können noch nicht einmal Vorhersagen zu diesem Jahr treffen", betont Vasseur. Das liegt vor allem an der momentan fehlenden Planungssicherheit für die Saison.
Vasseur: Gewinnzone für Alfa Romeo noch nicht in Sicht
"Wir wissen nicht, wie viele Rennen wir tatsächlich haben werden. Und wir wissen nicht, was wir tatsächlich in Zukunft einnehmen werden - von den Sponsoren und aus den Prämientöpfen. Wir wissen nicht, wie sich die Krise auf die Formel 1 im Allgemeinen auswirken wird." Deshalb ließe sich aktuell auch nur schwer kalkulieren.
Nur eines sei sicher: "Mit den 2022er-Autos müssen und gehen die Kosten runter. Aber ich denke, dass wir keine Strukturanpassungen im Team vornehmen müssen und weiterhin unterhalb des Cost-Caps liegen werden", so Vasseurs Prognose. Dass man auf lange Sicht sogar Gewinn erwirtschaften kann, glaubt er allerdings nicht.
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"Auf unsere Situation hat das Cost-Cap keine große Auswirkungen. Wir waren und sind unterhalb der genannten Budgets. Den großen Unterschied macht für uns die erhöhte Ausschüttung des Preisgeldes und die Tatsache, dass die neuen Autos ab 2022 billiger sind. Aber wir werden immer noch weit weg davon sein, Profit zu erwirtschaften."
Mehr Chancengleichheit mit den neuen Regeln 2022?
Zwar seien Kosteneinsparungen und eine gerechtere Geldverteilung ein Schritt nach vorne. "Wir werden trotzdem straucheln, den Break-Even zu erreichen", hält der Alfa-Romeo-Teamchef fest. "Sicher wollen wir mehr. Darauf werden wir hinarbeiten." Die eigene Konkurrenzfähigkeit ist dabei freilich ein wichtiger Teil der Gleichung.
Sie soll, so die Hoffnung, mit den neuen Regeln ab 2022 stärker zum Tragen kommen. "Das ist zumindest das Ziel. Die Budgetverringerung wird eine große Aufgabe für die großen Teams und weniger eine für die kleinen. Mit einem stabilen Reglement werden wir eine Annäherung bei der Performance erleben", sagt Vasseur.
Jedoch nicht von jetzt auf gleich. Zwar dürften die Topteams künftig nicht mehr in der Lage sein, 1.000 oder 1.200 Angestellte zu haben. "Sicher ist aber auch, dass sie einen großen Vorsprung haben mit der Struktur, mit ihrer Technologie und ihrem Wissen in jedem einzelnen Bereich." Das Feld wird sich also erst mit der Zeit annähern.
Corona-Krise holt Formel 1 auf den Boden der Tatsachen
Deshalb schränkt der Franzose ein: "Ich erwarte nicht, dass wir ab 2022 vor Mercedes oder Ferrari liegen. Aber sicher wird es einfacher für uns als für die großen Teams, damit umzugehen." In einem engerem Feld könnten kleine Teams an einem guten Wochenende durchaus nah an die Podestplätze kommen, mutmaßt er.
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Doch bevor es soweit ist, mahnt Vasseur: "Wir müssen jetzt erst einmal weiter am Gesamtbild arbeiten. Die Auswirkungen der Krise werden für alle riesig sein. Vom Topteam bis zur kleinsten Mannschaft. Uns muss allen klar sein, dass es nicht mehr möglich ist, dass jeder ein Vermögen im Jahr ausgibt. Wir müssen auf den Boden kommen."
Das sei nicht zuletzt auch wichtig für das Image des Sports. Deshalb müssten die bisher getroffenen Entscheidungen weiter hinterfragt werden, auch in puncto Budgetobergrenze. "Es gab verschiedene Diskussionen", verrät Vasseur. "Manche wollten die Kosten nicht weg von den ursprünglich veranschlagten 175 Millionen Dollar bringen."
"McLaren und wir setzten uns für 100 Millionen ein. Das war vielleicht etwas optimistisch gedacht. Jedes Team hat unterschiedliche Ansichten. Jeder steckt in einer anderen Situation, vertritt eine andere Position. Im Prinzip sind wir in der Mitte gelandet. Wir haben jetzt zumindest einen Anfang gemacht. Schauen wir, was in Zukunft passiert."