Zak Brown warnt vor Krise: Formel 1 könnte bis zu vier Teams verlieren
Eine Formel 1 mit nur zwölf Autos? Laut McLaren-Boss Zak Brown kein komplett unrealistisches Szenario, wenn die Königsklasse keine Maßnahmen ergreift
(Motorsport-Total.com) - Ziehen in Folge der Coronakrise bis zu vier Formel-1-Teams den Stecker? McLaren-Boss Zak Brown hält das nicht für ausgeschlossen, wenn die Königsklasse keine Maßnahmen ergreift, um die Kosten für die Rennställe in diesem und auch in den folgenden Jahren deutlich zu reduzieren. Gegenüber der 'BBC' erklärt er, dass sich die Formel 1 aktuell "in einem sehr fragilen Zustand" befinde.
Er halte es für möglich, dass sich mindestens zwei Teams aus der Königsklasse verabschieden - möglicherweise sogar noch mehr. "Ich könnte mir sogar vorstellen, dass es vier Teams trifft, wenn man es nicht richtig handhabt", nimmt er die verantwortlichen Personen in die Pflicht. Mit seinen Aussagen baut Brown bewusst Druck vor einem wichtigen Meeting der Formel-1-Teamchefs am Montag auf.
Dort wird es unter anderem darum gehen, die für 2021 geplante Budgetobergrenze noch einmal zu senken. Aktuell liegt sie bei 175 Millionen US-Dollar - inklusive zahlreicher Ausnahmen. "Alle [Teams] sind für 150 Millionen Dollar und die überwiegende Mehrheit - inklusive eines der großen Teams - sogar für deutlich weniger als 150 Millionen", berichtet Brown.
Der McLaren-Boss selbst spricht sich sogar für eine Obergrenze von nur 100 Millionen Dollar aus. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass sich alle Teams darauf einlassen werden. Laut Brown ist die Meinung geteilt. "Nicht 50:50, ich würde eher sagen 80:20", sagt er und ergänzt: "Die Realität ist, dass man mit 80 Prozent der Teams überleben kann - aber nicht mit 20 Prozent."
Schon zwei Teams weniger eine Gefahr für die Formel 1
Ein Verhältnis von 80:20 würde bei zehn Teams bedeuten, dass nur zwei Rennställe gegen eine Absenkung der Obergrenze auf weniger als 150 Millionen Dollar sind. Die 'BBC' berichtet, dass es sich dabei um Ferrari und Red Bull handelt, während Weltmeister Mercedes eine weitere Absenkung akzeptieren würde. Für die beiden "Bremsklötze" hat Brown wenig Verständnis.
"Einige Teams stellen ihre eigenen sportlichen Interessen über das Gesamtwohl [der Formel 1] und sehen nicht, dass sie damit den ganzen Sport in Gefahr bringen könnten. Und dann verlieren wir alle", ärgert er sich und ergänzt: "Man könnte fast denken, dass sie keinen fairen Kampf mit Teams wollen, die sie zuvor vielleicht nicht als Gegner gesehen haben. Vielleicht wollen sie keinen echten Kampf, weil sie nie einen hatten."
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"Es ist wie ein Schwergewichtsboxer, der nur gegen Mittelgewichte kämpfen möchte", kritisiert Brown, der erinnert: "Für die Teams hat [die Krise] ein verheerendes Potenzial. Und wenn es genug Teams erwischt - und das müssen nicht mehr als zwei sein -, dann ist das Formel 1 insgesamt sehr gefährlich." Bereits ein Abgang von zwei Teams würde dafür sorgen, dass nur noch 16 Autos am Start wären.
Keinesfalls ein unrealistisches Szenario, denn im Zuge der letzten großen Wirtschaftskrise verabschiedeten sich mit Honda, Toyota und BMW gleich drei Hersteller aus der Formel 1. Damals fiel die Königsklasse vergleichsweise weich, weil Ross Brawn das Honda-Werksteam übernahm und BMW den Rennstall zurück an Peter Sauber verkaufte. Brown warnt allerdings vor der Annahme, dass es dieses Mal auch so laufen würde.
Streitpunkte: Budgetobergrenze und neues Reglement
"Ich denke, das Timing könnte dafür nicht schlechter sein", erklärt er. Und auch komplett neue Formel-1-Teams werde es nicht von heute auf morgen geben. "Wenn man bedenkt, wie lange es dauert, ein Formel-1-Team auf die Beine zu stellen, besonders in der wirtschaftlichen [...] Krise, in der wir uns aktuell befinden", holt Brown aus und erklärt, dass ein Ausstieg von mehreren Teams für die ganze Formel 1 gefährlich wäre.
Ein weiterer Streitpunkt ist die Einführung des neuen Reglements. Dieses wurde bereits von 2021 auf 2022 verschoben, einige möchten es nun sogar noch einmal auf 2023 verschieben. Brown gehört zu den Gegnern - aus nachvollziehbaren Gründen. Denn je länger das aktuelle Reglement beibehalten wird, desto länger bleiben auch die aktuellen Kräfteverhältnisse in der Formel 1 stabil.
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Wie ernst die Lage bei McLaren ist, wurde in der vergangenen Woche deutlich, als das Team einen Teil seiner Belegschaft in Kurzarbeit schickte. "Wir sind ein gut aufgestelltes Rennteam, aber jeder hat Grenzen. Und es ist kein Geheimnis, dass wir in der Formel 1 eine Menge Geld verlieren", erklärt Brown, für den es eine harte Entscheidung gewesen sei. Doch er erinnert daran, dass die Anteilseigner Gewinne erwarten.
Und weil man mit der Formel 1 aktuell sowieso kein Geld verdienen könne, sei es in der momentanen Situation "keine Option" gewesen, die Verluste noch größer werden zu lassen. "Ich habe kein unlimitiertes Scheckbuch. Daher war es eine vernünftige Entscheidung", so Brown. Aktuell ist offen, wie lange sich die Coronakrise noch ziehen wird. Die Auswirkungen könnten so oder so noch über Jahre spürbar sein.