• 27. März 2020 · 09:07 Uhr

Vasseurs Coronawarnung: "Dann werden viele Teams nicht überleben"

Frederic Vasseur glaubt, dass die Coronakrise mehrere Formel-1-Teams in ihrer Existenz bedrohen könnte - Explodieren die Kosten bei einem Saisonstart im Herbst?

(Motorsport-Total.com) - Werden alle zehn Formel-1-Teams die aktuelle Coronakrise überstehen? Alfa-Romeo Teamchef Frederic Vasseur ist sich da nicht so sicher. Weil die Rennställe aktuell ohne Rennen keine großen Einnahmen haben, die Kosten aber weiterlaufen, könnte das einige in ernsthafte finanzielle Probleme stürzen. "Das ist die größte Krise, die die Formel 1 in den vergangenen Jahren hatte", so Vasseur gegenüber 'Canal+'.

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Frederic Vasseur sieht die Formel 1 in ihrer größten Krise seit Jahren Zoom Download

"Eine Krise, die dafür sorgt, dass die halbe Saison verschoben werden muss, gab es noch nie. Die Teams werden die finanziellen Auswirkungen enorm spüren", prophezeit er und erinnert an die letzte große Krise ab 2007. Damals stiegen mit Honda, BMW und Toyota gleich drei Hersteller aus der Formel 1 aus. "Das könnte dieses Jahr wieder passieren", warnt Vasseur.

"Einige Teams könnten [die Formel 1] verlassen, wenn Rennen abgesagt werden und wir unseren Anteil am TV-Geld nicht bekommen", so der Teamchef. Daher müsse man jetzt "Lösungen" finden. "Wenn wir nicht reagieren und Lösungen vorschlagen, dann werden wir es schwer haben, diese Krise zu überstehen", so Vasseur, der in diesem Zusammenhang zu Solidarität unter den Teams aufruft.

"Alle müssen realisieren, dass wir im gleichen Boot sitzen", sagt der Franzose und kritisiert: "Die größten Teams haben das [bisher] noch nicht erkannt." Immerhin finde in die Krise nun aber ein Umdenken statt. "Die Dinge ändern sich jetzt. In der vergangenen Woche wurden die Änderungen fast einstimmig beschlossen", spielt er auf die Verschiebung des neuen Reglements auf 2022 an.

Explodieren die Kosten bei einem zu vollen Kalender?

"Die Entscheidungen, die wir vor drei Wochen noch nicht treffen konnten, sehen für uns jetzt offensichtlich aus. Es wäre gut, die [nächsten] Entscheidungen jetzt zu treffen und nicht erst in drei Monaten. Andernfalls werden viele Teams nicht überleben", so Vasseurs eindringliche Warnung. Gegenüber 'Auto Hebdo' erklärt er, er rechne bereits jetzt mit "15 bis 20 Prozent weniger Einnahmen".

Hintergrund sind die aktuell ausbleibenden TV-Einnahmen und Probleme der Sponsoren, die ebenfalls durch die Coronakrise bedingt sind. Gleichzeitig warnt Vasseur davor, dass die Kosten "explodieren" könnten, sobald die Saison irgendwann beginnt. Aktuell plant die Formel 1 mit 15 bis 18 Rennen, was bedeutet, dass es ab Herbst mehrere "Triple Header" geben könnte - also drei Rennen an drei Wochenenden ohne Pause.


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"Wenn es mehr Triple Header gibt, dann müssen wir neue Mitarbeiter einstellen", erklärt der Alfa-Romeo-Teamchef. Sollten die Rennen gegen Ende des Jahres Schlag auf Schlag kommen, dann sei es für die Teams "sehr schwierig", so schnell neue Teile zu produzieren. "Manche werden wir vielleicht gar nicht verwenden, aber wir brauchen sie für den Fall der Fälle", so Vasseur.

Für die Formel 1 ist das eine Zwickmühle. Einerseits braucht man die Rennen, um Einnahmen zu generieren. Anderseits kann man den Teams in dieser schwierigen Phase eigentlich keine zusätzlichen Kosten aufhalsen. Für Vasseur ist es daher ein wichtiger Schritt gewesen, dass neue Reglement auf 2022 zu verschieben, die Budgetobergrenze aber wie geplant 2021 einzuführen.

Vasseur erinnert: Formel 1 nicht der Mittelpunkt der Welt

"Dadurch werden wir eine etwas sanftere Landung haben, wenn die Epidemie abklingt", atmet Vasseur durch und ergänzt: "Außerdem wird es die größten Teams davon abhalten, übermäßig viel Geld für die 2022er-Autos auszugeben." Trotzdem warnt er: "Die Zeiten, die vor uns liegen, werden hart. Es wird eine Zeit vor und eine nach COVID-19 geben, was unsere Prioritäten betrifft."


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"Und ich bin mir nicht sicher, ob der Motorsport dazugehören wird", so Vasseur, der bei 'Canal+' erinnert: "Die Welt dreht sich nicht um uns. Ich will nicht gemein klingen, aber für die Gesellschaft sind wir nicht besonders nützlich." Es gebe in der Krise aktuell "andere Sorgen" auf der Welt. Er erinnert zum Beispiel an die schwierige Situation für das medizinische Personal weltweit.

Die Formel 1 müsse daher "demütig" und "ruhig" bleiben. "Wenn Leute krank sind [...], dann ist es vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt, um Autos im Kreis zu fahren", ordnet Vasseur die Lage ein und kündigt an: "Wenn es an der Zeit ist, auf die Bühne zurückzukehren und eine Show abzuliefern, dann werden wir da sein." Ob dann aber auch alle zehn Teams noch dabei sein werden, das steht auf einem anderen Blatt.

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