Ferrari droht mit Veto: Toto Wolff wird nicht Formel-1-Boss
Lange wurde Toto Wolff als Nachfolger von Chase Carey gehandelt, doch Ferrari-CEO Louis Camilleri setzt diesen Diskussionen nun mit einer klaren Ansage ein Ende
(Motorsport-Total.com) - Seit Monaten kursieren Gerüchte, wonach Toto Wolff 2021 Nachfolger von Chase Carey als Vorsitzender der Formel 1 werden könnte. Bei den obersten Chefs von Rechteinhaber Liberty Media, John Malone und Greg Maffei, steht er, das ist ein offenes Geheimnis, hoch im Kurs. Aber Stand heute gilt ein solcher Aufstieg für Wolff als faktisch ausgeschlossen.
Denn selbst wenn kein anderes Team ein Problem damit haben sollte, dass ausgerechnet ein Mercedes-Mann neuer Boss der Formel 1 wird - Ferrari würde eine solche Konstellation nicht akzeptieren.
"Dass jemand, der in den vergangenen Jahren eine aktive und wichtige Rolle in einem Team gespielt hat, Verantwortung in der Formel 1 übernimmt, würde automatisch Interessenkonflikte mit sich bringen", sagt Ferrari-CEO Louis Camilleri.
Ferraris Position in dieser Frage sei klar: "Wenn Mattia [Binotto] der Kandidat wäre, Chase Carey zu ersetzen, wäre der Rest des Fahrerlagers auch nicht glücklich drüber. Ist ja auch logisch."
Veto wäre nur "letzter Ausweg" für Ferrari
Camilleri erklärt, er würde diese Position in einem "konstruktiven Dialog" auch gegenüber Liberty "sehr klar" vertreten, sollte es tatsächlich dazu kommen, dass der Rechteinhaber Wolff in Erwägung zieht. Und zur Not könnte Ferrari immer noch sein "verfassungsmäßiges" Veto einlegen - als "letzten Ausweg", wie Camilleri es formuliert.
"Chase", sagt der Ferrari-CEO, "hat ziemlich gute Arbeit geleistet. Er kommt aus der Unterhaltungsbranche, hatte keinen Formel-1-Background. Ich denke, es braucht einen echten CEO mit einem Entertainment-Background, immerhin reden wir von einem börsennotierten Unternehmen."
"Das ist meine persönliche Meinung. Aber letztendlich muss Greg Maffei die Entscheidung treffen, wer Chase nachfolgt, sollte es dazu kommen."
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Was Camilleri nicht dazusagt: Als der langjährige Ferrari-Teamchef Jean Todt zum FIA-Präsidenten gewählt wurde, hatte man derlei Bedenken über die Neutralität von Spitzenpersönlichkeiten im Grand-Prix-Sport nicht.
Bernie Ecclestone, Careys Vorgänger als Formel-1-Boss, glaubt indes, dass sich die Frage, ob Wolff den Vorsitz der Königsklasse übernehmen könnte, ohnehin nicht stellt. Ein erfolgreicher Mercedes-Teamchef zu sein, sei eine Sache, sagt der 89-Jährige gegenüber der 'Daily Mail'. Aber die Formel 1 zu führen, das berühmteste "Piranhabecken" des Sports, sei damit nicht vergleichbar.
"Toto hat bei Mercedes gezeigt, dass er ein guter Manager ist. Aber da ist es leicht, dass dir die Leute zustimmen", sagt Ecclestone. "Ich weiß nicht, ob es ihm immer noch so leicht fallen würde, wenn er die Leute nicht so kontrollieren kann."
Wolff & Liberty: Keine Erfindung der Medien
Ungeachtet dessen: Dass es bei Liberty Media Strömungen gibt, die Wolff gern an der Spitze des Sports sehen würde, hat bisher keiner dementiert. Es soll sogar erste Kontakte zwischen Liberty und dem Mercedes-Teamchef gegeben haben, allerdings noch auf einer oberflächlichen Ebene.
Und in Abu Dhabi goss Lewis Hamilton mit einer Aussage zusätzliches Öl ins Feuer: "Ich weiß, dass sich Toto auch gerade die Optionen für seine Zukunft anschaut [...]. Ich warte ab, wie er sich entscheidet." Was suggeriert, dass ein Verbleib in seiner Mercedes-Position nach 2020 für Wolff kein Selbstläufer ist, sondern er das Thema zumindest mit Hamilton schon besprochen hat.
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Doch Wolff hat bisher stets betont, dass er seine derzeitige Rolle sehr genießt - und tut das nach wie vor: "Ich werde immer schätzen, dass mir Mercedes 2012 diese Chance gegeben und so großes Vertrauen in mich gesetzt hat. Für ein Unternehmen wie Daimler muss es nicht leicht gewesen sein, Niki und mich als Shareholder zuzulassen und an Bord zu holen."
"Seither ist die Beziehung zu den Entscheidungsträgern im Daimler-Vorstand aber noch stärker geworden, und auch zu den vielen Mitarbeitern, die Teil unserer Reise innerhalb des Daimler-Konzerns sind", sagt der 47-Jährige. "Und genau diese Beziehungen sind etwas, was die Lebensqualität maßgeblich beeinflusst."
Es klingt fast schon wie ein Bekenntnis zu Mercedes, wenn Wolff sagt: "Wenn man mir weiterhin die Freiheit lässt, das Team unternehmerisch so zu führen wie die vergangenen Jahre, und daran habe ich keinen Zweifel, dann ist das eine Aufgabe, die mir unheimlich Spaß macht und mir auch unternehmerische Herausforderungen und Chancen bietet."
"Ich sehe mich nicht als Fußballtrainer, der einen Drei- oder Fünfjahresvertrag absolviert und sich dann selbst in einem anderen Team neu erfinden muss", geht Wolff auch auf die Frage ein, ob Ferrari eine Aufgabe wäre, die ihn reizen würde. "Meine Position ist da eine andere. Eben weil man mir diese Chance als Shareholder gegeben hat."