Daniel Ricciardo: Fette Verteidigung gegen Millionenklage
Daniel Ricciardos Anwälte zerpflücken die Forderungen seines Ex-Beraters Glenn Beavis - 16 Seiten Dauerfeuer im Kampf um einen zweistelligen Millionenbetrag
(Motorsport-Total.com) - Daniel Ricciardos Anwälte haben Informationen von 'Motorsport-Total.com' zufolge eine scharfe Verteidigung gegen eine Forderung von über zehn Millionen Britischer Pfund seines früheren Beraters eingereicht.
Wie von 'Motorsport-Total.com' berichtet, fordert Glenn Beavis eine 20-Prozent-Beteiligung an Ricciardos Renault-Gehalt und weiterer Inhalte des lukrativen Deals für den Australier.
Ricciardos Anwälte hingegen bestreiten, dass Abmachungen gebrochen wurden. Ihre Verteidigungsschrift, die dem High Court of Justice in London vorgelegt und von 'Motorsport-Total.com' eingesehen wurde, fechtet sämtliche Elemente der angeblich abgemachten Provision an.
In der Verteidigungsschrift für Ricciardo und Whitedunes - der Firma, die seine kommerziellen Interessen vertritt - heißt es, dass Beavis seine 20-prozentige Beteiligung erst eingefordert habe, nachdem Ricciardo ihn im vergangenen Dezember über seine Absicht informiert hat, die Zusammenarbeit nicht fortzusetzen.
Die Schrift sagt außerdem aus, dass die Summe von mehr als 10.000.000 Britischen Pfund "in starkem Widerspruch zu E-Mail-Kontakten" stehe - sowohl vor als auch nach dem jüngsten Vertrag von Mitte 2015.
Das 16-seitige Dokument geht in 41 Anmerkungen gegen Beavis' Behauptung vor, dass ihm Zahlungen "vorenthalten" worden seien, und in drei Anmerkungen auf "vage und peinliche persönliche Details". Dabei geht es zweimal um nicht weiter spezifizierte "Instruktionen" von Whitedunes und einmal um die Behauptung, dass Beavis "zahlreiche Deals" eingefädelt habe, die nie in die Tat umgesetzt wurden.
Ricciardo habe eine 20-prozentige Gewinnbeteiligung nur per Handschlag-Vereinbarung für Sponsoren- und weitere kommerzielle Deals zugesagt. Das allerdings nur von Fall zu Fall und nicht anhand einer schriftlichen Übereinkunft.
"Jeder Versuch wurde sofort abgelehnt"
Beavis' Klage bezieht sich auf einen Vertrag, der Mitte 2015 geschlossen wurde. Durch diesen glaubt der frühere Berater, dass ihm ein monatliches Grundgehalt von 20.000 US-Dollar plus eine 20-prozentige Beteiligung an Ricciardos Einnahmen zustehe.
Ricciardos Verteidigung widerspricht Beavis' Ansprüchen in zahlreichen Punkten. Sie bezieht sich auf die Kommunikation zwischen den beiden Parteien von Januar bis Juli 2015 - dem Zeitraum, in dem jener Vertrag diskutiert wurde.
Dabei heißt es, dass eine 20-prozentige Beteiligung in sämtlichen Schriftwechseln ab Ende Januar 2015 weder besprochen, noch von Beavis vorgeschlagen worden sei.
Weiter wird festgehalten: wenn Beavis glaube, eine "bindende Verpflichtung" auf eine 20-prozentige Beteiligung an der Gesamtsumme eines von ihm eingefädelten Deals zu haben, würden sich solche Abmachungen nur auf "Sponsoren- und Merchandising-Verträge" beziehen.
Das bedeutet, dass die "Deals", auf die sich Beavis bezieht, sich rein auf kommerzielle oder Sponsorenverträge beschränken, "nicht aber auf Fahr- und Motorsportverträge".
"Jeglicher Versuch von Herrn Beavis, eine Beteiligung an Herrn Ricciardos Einnahmen zu erwirken, wurde auf der Stelle zurückgewiesen", sagt die Verteidigungsschrift über den Schriftwechsel zwischen Januar und Juli 2015. Zu keinem Zeitpunkt habe Ricciardo einer Abmachung zugestimmt, die über Beavis' feststehende Bezüge hinausgingen.
Die Schlüsselfaktoren über den Wechsel zu Renault
Daniel Ricciardo wechselte völlig überraschend im Sommer 2018 in der Formel 1 von Red Bull zu Renault. Die erste Absichtserklärung wurde Anfang August getroffen.
Beavis behauptet, diesen Wechsel eingefädelt zu haben. Er bezieht sich dabei auf Gespräche mit Renault-Motorsportchef Cyril Abiteboul, die bis ins Jahr 2017 zurückreichen. Ricciardos Verteidiger konstatieren hingegen, dass Beavis keinen Deal eingefädelt habe, sondern dass der Renault-Wechsel von Ricciardos Vater initiiert worden sei.
Ohnehin falle dieser Fahrervertrag außerhalb der Definition jeglicher "Deals", an denen Beavis eine Beteiligung einfordert.
Im August 2018 bröckelte die Allianz dann: So soll Beavis eine 15-prozentige Beteiligung an allen Einkünften Ricciardos und eine 20-prozentige an sämtlichen Sponsorendeals eingefordert haben. Das hätte ab Anfang 2019 gegolten. Ricciardos Antwort darauf ist in der Verteidigung nicht dokumentiert - nur dass Ricciardo Mitte Dezember Beavis darüber informierte, den Vertrag von 2015 auflösen zu wollen.
Es sei vereinbart worden, dass Beavis weiterhin auf Basis der Abmachungen von 2015 "für eine Übergangsperiode" weitermachen sollte. Die Verteidigungsschrift betont an dieser Stelle noch einmal, dass "zu keinem Zeitpunkt ein Anspruch auf Provision vereinbart" worden sei.
Eine Rolex als Geschenk oder Provision?
Beavis bezieht sich bei seinen Forderungen unter anderem auf eine Rolex, die Ricciardo ihm "anstelle einer Provision" für den Red-Bull-Vertrag im Jahre 2017 überlassen haben soll. Die Verteidigung wiederum sagt aus, dass sie ein Geschenk gewesen sei.
Auch erhielt Beavis eine Zahlung in Höhe von 20 Prozent des Wertes eines Vertrags mit BPS Healthcare am 3. Dezember 2018. Auch hierfür hat es der Verteidigung zufolge "keine vertragliche Verpflichtung oder Basis" gegeben. Es habe lediglich "in Einklang mit den Prinzipien Ricciardos" gestanden, basierend auf einem Treffen im April 2015 in Monaco.
Somit seien Beavis' Forderungen ohne rechtliche Grundlage und sämtliche Zahlungen aus besagter Periode seien beglichen. Ein Vertragsbruch liege nicht vor.
Die Verteidigungsschrift kommt zu dem Ergebnis, dass Beavis keinerlei Anspruch auf eine 20-prozentige Beteiligung an Ricciardos Gehalt habe, das auf 25 Millionen Euro geschätzt wird. Außerdem bestehe "keine rechtliche Grundlage" für weitere Forderungen in Zukunft wie etwa
an Erfolgsboni.
Schlussendlich fordert die Verteidigung Beavis dazu auf, "eindeutige Beweise" zu liefern, die die angeblichen Zahlungsausfälle belegen - nicht ohne zu betonen, dass er darauf ohnehin keinen Anspruch habe.