Williams-Verhandlungen: Warum bleiben die Masepins so vage?
Claire Williams dementiert energisch, dass sie mit Dmitri Masepin über einen Verkauf verhandelt, doch aus gut informierten Kreisen kommen andere Signale
(Motorsport-Total.com) - Claire Williams drückt sich eigentlich klar aus: "Ich habe keine Absicht, Williams zu verkaufen", sagt sie. "Ich habe mich nicht mit Herrn Masepin getroffen. Wir hatten im Vorjahr ein unverbindliches Gespräch. Aber danach folgten keine weiteren Gespräche mehr."
© Sutton
Der russische Sportminister Dmitri Kosak, Dmitri und Nikita Masepin in Sotschi 2018 Zoom Download
Eine Aussage, die keinen Spielraum für Interpretationen lässt. Zwischen Williams und dem russischen Geschäftsmann Dmitri Masepin gibt es keine Verhandlungen. Die Story, dass Masepin akut an einer Übernahme des britischen Rennstalls interessiert sein soll, gescoopt von unseren italienischen Kollegen von 'Motorsport.com', ist also totaler Unfug. Geklärt, ein für alle Mal. Oder?
Es gibt Informanten, unserer Meinung nach durchaus glaubwürdig, die behaupten, dass Williams lügt, wenn sie sagt, dass es keine Gespräche mit Masepin über einen Einstieg als Investor gibt. Trotz ihres klaren Dementis am Rande des Grand Prix von Aserbaidschan in Baku.
Interessant auch, dass die Masepins betont vage bleiben, wenn sie auf das Thema angesprochen werden. Dmitris Sohn Nikita, aktuell Gesamt-15. in der Formel 2, weicht der Frage aus: "Ich kann nur so viel sagen: Ich rede mit meinem Vater, wie das zwischen einem Sohn und seinem Vater normal ist. Aber ich rede mit ihm nicht über Formel-1-Teams."
"Das ist sein Business. Ich interessiere mich nur fürs Rennfahren, und natürlich höre ich da auf den Rat meines Vaters", sagt der 20-Jährige im Interview mit der russischen Website 'Championat'. Etwaige Verhandlungen mit Williams fallen aber "nicht in meine Zuständigkeit. Mein Job ist, meine Arbeit zu tun und aufs Podium zu fahren."
Williams-Kritiker meinen über diese Masepin-Aussagen: Wenn wirklich nichts dran wäre an einem Einstieg als Investor, dann hätte er auch einfach "Nein" sagen können. Doch Masepin sen. träumt davon, wie sein Erzfeind Lawrence Stroll sein eigenes Formel-1-Team zu haben - und das am liebsten mit dem eigenen Sohn am Steuer.
Die Familien Stroll und Masepin verbindet seit langem eine erbitterte Feindschaft. Als Stroll das Nachwuchsteam Prema kaufte, stieg Masepin bei Hitech ein. Während Stroll seinen Sohn mit einem alten Williams-Chassis auf die Formel 1 vorbereitete, schloss Masepin für die Formel-1-Tests seines Sohnes eine Kooperation mit dem Mercedes-Team.
Die bisher jüngste Anekdote zwischen den beiden ist überliefert, aber nicht hundertprozentig verifiziert: Stroll wollte, so erzählt man sich, einem Bauern in Silverstone für die Erweiterung der Racing-Point-Fabrik ein Grundstück abkaufen. Masepin bekam Wind davon - und bot dem Bauern das Doppelte.
Letztendlich erhielt Racing Point den Zuschlag, aber für ein Vielfaches des eigentlichen Grundstückswerts. Sehr zur Freude eines nunmehr steinreichen Bauern und von Masepin, dem es so gelungen ist, seinem Erzfeind Stroll eins auszuwischen.
Ob die Geschichte wahr ist? Zumindest konnte sie Racing Point auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com' nicht dementieren.
Es ist gut möglich, dass Williams das Traditionsteam nicht verkaufen wird. Ein Teil der Anteile ist ohnehin schon an der Frankfurter Börse notiert und nicht mehr im Familienbesitz. Aber so klein, wie die Gerüchte um Masepin gemacht werden, sind sie unseren Informationen nach nicht ...