Toto Wolff zur Formel-1-Kostenkontrolle: Mercedes "will" die Budgetobergrenze
Mercedes-Teamchef Toto Wolff erklärt, welche Hürden es bei der Budgetobergrenze gibt - McLaren und Racing Point für gerechtere Geldverteilung
(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 hat gerade erst in Australien ihren Saisonauftakt 2019 absolviert, doch schon drehen sich die Diskussionen hinter den Kulissen wieder um ein ganz anderes Thema: das Reglement 2021. Für 26. März ist ein Treffen der Formel-1-Strategiegruppe und -Kommission angesetzt, um über ein Regelpaket zu diskutieren, dass die FIA in Zusammenarbeit mit Liberty Media zu Jahresbeginn ausgearbeitet hat. Ein Grundpfeiler der neuen Regeln soll die Budgetobergrenze werden, die gleichzeitig für besonders viel Gesprächsstoff sorgt. Mercedes-Teamchef Toto Wolff hat nun erklärt, dass das Topteam "daran interessiert" sei, eine solche Kostenbremse einzuführen.
Der Österreicher hat am Rande des ersten Formel-1-Rennwochenendes über die Regelfindung und die Treffen mit Liberty Media gesprochen. Bereits im Januar hat Formel-1-Boss Chase Carey einen bestimmteren Ton gegenüber den Teamverantwortlichen angestimmt und auf eine Budgetgrenze gedrängt. Das Modell der Rechteinhaber sieht vor, die Kosten der Teams von 2021 bis 2023 sukzessive auf 135 Millionen Dollar (umgerechnet rund 118,5 Millionen Euro) zu reduzieren, um die Wettbewerbsfähigkeit der kleinen Teams zu stärken und ein ausgeglicheneres Kräfteverhältnis sicherzustellen.
"Ich glaube, dass gerade Schwung im Prozess ist", kommentiert Wolff die Vorgänge hinter den Kulissen. Mercedes sei daran interessiert, eine Budgetobergrenze einzuführen, stellt er klar. Obwohl das für das Topteam deutliche Einbußen bedeuten würde. Denn aktuell operiert der Weltmeister-Rennstall mit rund 350 Millionen Euro Jahresbudget (exklusive Motorenabteilung). Daher fügt der Wiener hinzu: "In der richtigen Höhe, sodass es für alle Sinn ergibt und die großen Teams auch zustimmen können."
Wolff: "Es wird zu einem Budget-Cap kommen"
Die kleineren Mittelfeldteams sollen so die großen Rivalen beschränken. Außerdem solle mit einer Obergrenze sichergestellt werden, dass die Kosten nicht von Jahr zu Jahr steigen. Insgesamt stimmt ihn der aktuelle Prozess "optimistisch", merkt Wolff an. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ergänzt er: "Es ist noch 'Work in Progress', aber es wird zu einem Budget-Cap kommen. Den wollen wir", betont der Mercedes-Teamchef in der 'FAZ'.
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Er sieht jedoch Schwierigkeiten bei der konkreten Umsetzung und Kontrolle, da Teams sehr unterschiedlich strukturiert seien. "Es muss zum Beispiel ein Strafenkatalog aufgestellt werden für den Fall eines absichtlichen Regelverstoßes." Damit liegt er auf Linie von Red Bull, schon Motorsportkonsulent Helmut Marko hat "drastische Strafen" in Form von Punkteabzügen oder Rennsperren gefordert. Allerdings sieht dieser eine Budgetobergrenze "noch weit" entfernt.
"Das alles zu formulieren ist sehr komplex", versteht Wolff. Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost ist hingegen anderer Meinung. Der Landsmann des Mercedes-Motorsportchefs meint sogar, dass die Kontrolle einer Budgetgrenze gar "nicht kompliziert" sei. "Warum sollte es komplizierter sein, die Bücher zu überprüfen, wenn man bereits dazu in der Lage ist, Heckflügel, Frontflügel und das Fahrzeuggewicht zu checken?", fragt sich der Tiroler und schlägt eine ähnliche Art der Kontrolle wie bei Dopingtests vor.
Racing-Point-Teamchef: Gebt den Cleveren eine Chance
Formel-1-Sportchef Ross Brawn hat erklärt, dass das Thema der Kostendeckelung ein sehr flexibles ist. "Es wäre naiv zu glauben, wir stellen finanzielle Spielregeln auf und damit ist der Fall erledigt." Vielmehr befindet sich Liberty Media in einem ständigen Dialog mit den Teams. Alle zehn Mitbewerber auf einen Nenner zu bringen, sei allerdings eine Herausforderung, gibt der Brite zu. Denn jeder Rennstall verfolgt eigene Interessen.
Teams wie McLaren oder Racing Point fordern eine gerechtere Geldverteilung, denn im Vorjahr konnte nur Mercedes einen Gewinn verbuchen. "Ich denke nicht, dass die Erlöse gleich aufgeteilt werden müssen, sondern fair. [Es braucht] eine realistische Budgetgrenze, die viele Teams mit dem Preisgeld, FOM-Geld und Sponsoren erreichen", kommentiert etwa McLaren-Geschäftsführer Zak Brown.
Racing-Point-Teamchef Otmar Szafnauer ist der Ansicht, dass die kommerzielle Seite der Regeln nicht ohne die technische Seite auskommt. "Das ist ein Paket. Ich denke, das alles miteinander verknüpft ist, die technische Freiheit, aber auch wie viel Geld man mit der Kostenobergrenze ausgeben kann." Sein Rennstall kann auf ein Budget von rund 100 Millionen US-Dollar zurückgreifen. Das würde noch unter die geplante Kostenobergrenze fallen.
"Für uns ist die Kostenobergrenze gut. Lasst die schlaueren Kerle eine Chance haben, nicht die reichen Jungs", fordert Szafnauer mit einem Lächeln. "Die bekommen sowieso immer die bestaussehenden Mädels, also sollen auch die Cleveren eine Chance bekommen."