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Toto Wolff mahnt: Harter Brexit wäre für gesamte Formel 1 "fürchterlich"
Angst vor einem erschwerten Arbeitsrecht für EU-Bürger und neuen Zollschranken treibt die Teamchefs um - Ferrari sieht sich als großer Profiteur, hadert aber damit
(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 sieht einem bevorstehenden Brexit mit Befürchtungen, aber auch mit der Hoffnung auf milde Folgen entgegen. Da sieben von zehn Teams mindestens einen Sitz - wenn nicht sogar ihre komplette Infrastruktur - in Großbritannien haben, könnte die Sportart so stark betroffen sein wie kaum eine andere. "Wir beobachten die Situation genau", sagt Mercedes-Sportchef Toto Wolff.
Er weiß: "Ein harter Brexit wäre für uns alle fürchterlich." Mercedes wäre stark betroffen. Viel Personal ist bei zwei britischen Firmen in Brackley und Brixworth angestellt, an denen der Daimler-Konzern unterschiedlich viele Anteile hält. "Unsere gesamte Motorsport-Abteilung, also ungefähr 1.800 Leute und darunter viele EU-Bürger, arbeitet dort", unterstreicht Wolff. Was, wenn teuren Spezialisten aus Deutschland oder Italien die Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung entzogen wird?
Wolff glaubt nicht, dass es so weit kommen wird: "Die Freizügigkeit der Belegschaft aus der EU sollte bestehen bleiben. Ich mache mir kurzfristig keine Sorgen", sagt er. Zumindest darum nicht.
Renault-Teamchef Cyril Abiteboul befürchtet logistische Probleme infolge neuer Zoll-Schranken. Er kündigt Gespräche mit den Behörden an, zumal das französische Team mit Motorenwerk in Viry in den vergangenen Jahren am frühreren Lotus-Standort Enstone massiv investiert hat - auch dank der arbeitgeberfreundlichen Rechtslage in Großbritannien, wo es kaum Kündigungsschutz gibt.
"Wir haben junge Leute geholt, die gerade von der Schule kamen", sagt Abiteboul, "und wir möchten weiterhin an diesem Konzept festhalten." Zeigt auch: Die Formel 1 schafft mit ausländischem Kapital Arbeitsplätze. Die Briten wären also gut beraten, dafür zu sorgen, dass sie nicht abwandern.
Fotostrecke: Blick hinter die Kulissen der RB-Fabrik
Im britischen Milton Keynes sind zahlreiche Formel-1-Teams zu Hause Fotostrecke
Gelassener sieht Red-Bull-Teamchef Christian Horner deshalb die Lage. Er outet sich als Fan der Premierministerin: "Theresa May tut was sie kann ohne viel ausrichten zu können - fast wie Chase Carey", ulkt er mit Blick auf den Formel-1-Boss. "Die Leute werden weiter mit Großbritannien Handel treiben wollen. Und mit der Formel 1 ist das Land zuletzt besonders erfolgreich gewesen."
Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene sieht seine Truppe als möglichen Profiteur der Situation, da sie neben Sauber und Toro Rosso ausschließlich in der EU ansässig ist: "Wenn alles so läuft wie es bisher aussieht, werden zahlreiche Leute in Maranello anklopfen", weiß er, sorgt sich aber um das Wohl der Rennserie und möglicherweise ihren Bestand: "Es wäre für die Formel 1 nicht gut."
Bleibt noch die Frage, was die Formel-1-Verantwortlichen persönlich von einem Brexit halten. Nur Wolff bekennt Farbe: "Ich halte mich aus der Politik raus, aber es ist eine Herzensangelegenheit für mich. Wir vergessen, dass vor 70 Jahren Krieg herrschte und die Europäer es in Zukunft verhindern wollten", mahnt er Österreicher. "In Zeiten des Wandels und des aufkeimenden Nationalismus in vielen Ländern formen sich neue Allianzen und alte zerbrechen."