Porno-Produzent und Rauschebart: Ist Haas' neuer Hauptsponsor seriös?
Rich Energy wird von skurrilen Unternehmer-Persönlichkeiten geführt und blitzte in der Formel 1 oft ab - Haas will das Unternehmen aber sorgfältig geprüft haben
(Motorsport-Total.com) - Wer glaubt, Haas' neuer Hauptsponsor Rich Energy sei nach Red Bull, Monster und Hype einfach nur der vierte Hersteller von angeblicher Aufputsch-Brause in der Formel 1, täuscht sich gewaltig. Das Unternehmen aus dem englischen Richmond wird von zwei kantigen Persönlichkeiten geführt, die - positiv umschrieben - exzentrisch sind. Kritiker wiederum meinen: Rich Energy ist unseriös.
© Rich Energy (Twitter)
Gene Haas und William Storey (rechts) gehen ihren Weg nun gemeinsam Zoom Download
Anlass zu der Annahme gibt ein Blick in die Biografien von Geschäftsführer William Storey und Mitbesitzer David Sullivan. Storey, dessen Markenzeichen ein gewaltiger Rauschebart im Stile eines Fantasyfilms und lässige Lederklamotten sind, verdiente als Manager offenbar viel Geld. Er arbeitete mit Sportgrößen wie Boxweltmeister Gennadi Golowkin, Musikgruppen und Künstlern. Nach eigenen Angaben will er auch Formel-1-Fahrer betreut haben. Namen nennt er aber keine.
Sullivan machte in den Siebzigern als Porno-Produzent ein Vermögen. Nicht Filme, sondern Zeitschriften und 150 Sexshops in Großbritannien ließen ihn mit 25 Jahren Millionär werden. Er verlegte sich auf das Immobiliengeschäft und mehrte sein Geld, um es in Fußballklubs zu investieren.
1993 stieg Sullivan bei Premier-League-Verein Birmingham City ein und versuchte, Diego Maradona zu verpflichten - angeblich mit der Offerte, dass er eine Rolle in einem Porno bekommen könnte. 2009 stieg Sullivan aus und kaufte mit einem Geschäftspartner 50 Prozent von West Ham United. Zwischenzeitlich erhöhte er sein Investment, um persönlich auf 30 Prozent Anteile zu kommen.
Mit Rich Energy haben Storey und Sullivan die Formel 1 lange umgarnt. Sie brachten sich vor einigen Jahren als Seriensponsor ins Gespräch und versuchten, den Force-India-Rennstall zu kaufen, scheiterten aber am Insolvenzverwalter, der das Angebot als zu unseriös ausschlug. Gespräche mit McLaren und Williams scheiterten, ehe vor wenigen Tagen überraschend der Haas-Deal unter Dach und Fach gebracht wurde - vier Tage nach einem ersten Treffen am Rande des US-Grand-Prix.
Haas erklärt, sich genau überlegt zu haben, wen man ins Boot holt. Eine Risikoprüfung fand nach Angaben des Teams bereits vor dem ersten Treffen mit Storey statt. "Wir haben getan, was wir tun mussten. Unsere Anwälte waren damit zufrieden", sagt Teamchef Günther Steiner und reagiert auf Nachfragen nach der Seriosität von Rich Energy ungewohnt gereizt: "Warum zweifeln Sie daran?"
Auch von der Behauptung, die Zusammenarbeit sei ein Schnellschuss, will Steiner nichts wissen. "Wie können Sie beurteilen, ob wir uns zusammengesetzt und vier Tage später den Vertrag unterschrieben haben?", fragt er im Gespräch mit Journalisten - ohne eine andere Version dazulegen.
Fotostrecke: Die 10 kuriosesten Formel-1-Sponsoren
#10 Sauber & Chelsea FC: Ab 2012 waren das Schweizer Formel-1-Team und die Londoner Fußballmannschaft Partner. Die Idee hinter dem Deal war es, beiden Marken Präsenz außerhalb ihres Kernpublikums zu verschaffen und Know-how auszutauschen. Eigentümer des Chelsea FC war damals der russische Milliardär Roman Abramowitsch, den Bernie Ecclestone jahrelang vergeblich von einem Formel-1-Engagement überzeugen wollte. Fotostrecke
Unklar ist indes, ob der Rich-Energy-Deal das Budget der Mannschaft erhöht oder ob Besitzer Gene Haas sein eigenes Investment im gleichen Umfang zusammenstreicht. Den Schritt, nicht mehr für die eigene Maschinenwerkzeug-Firma die Werbetrommel zu rühren, sondern nach drei Jahren in der Formel 1 Fremdfirmen an Bord zu holen, hält Steiner aber für richtig: "Haas ist als Name gut etabliert, das ist klar. Jeder kennt Haas mittlerweile, was am Anfang so nicht der Fall gewesen wäre."
Dass Rich Energy mit seinen ungewöhnlichen Führungskräften nun argwöhnisch gesehen wird, ärgert Steiner offenbar. Haas will in der Formel 1 neue Wege gehen und aus Strukturen der etablierten Teams ausbrechen. "Statt uns nur aus diesem ewigen Kreislauf von Personal zu speisen, versuchen wir eben, neue Partner und Sponsoren zu finden. Das ist doch nur gut für den Sport", so Steiner.
Rich Energy, das 2012 den Markteintritt in Großbritannien schaffte, ist derzeit in 30 Ländern erhältlich und baut seine Präsenz weltweit aus. Gegenüber seinen Konkurrenten will sich das Getränk durch hochwertige natürliche Inhaltsstoffe und durch einen geringeren Zuckergehalt absetzen.