"Lächerlich": Ferrari warnt vor skurrilen Auswüchsen einer Budgetobergrenze
Maurizio Arrivabene hält Kostenersparnisse im Kampf gegen Spielekonsolen und Co. für sinnvoll, wehrt sich jedoch gegen Anleihen aus dem American Football
(Motorsport-Total.com) - Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene wird mit einer Budgetobergrenze für die Formel 1 weiterhin nicht richtig warm. Auch wenn die Kostenbremse auf Druck von Liberty Media ab der Saison 2021 wohl schrittweise eingeführt werden wird, hat der ehemalige Werbemanager Bedenken. "Wie könnte man Real Madrid verklickern, dass sie nicht mit der besten Mannschaft auflaufen sollen, sondern nur mit einer mittelmäßigen?", fragt Arrivabene und kommt zu dem Schluss: "Das ist lächerlich!"
Anderer Meinung ist McLaren-Boss Zak Brown, der nicht an Fußball, sondern an American Football denkt. "Die NFL ist mit dem Modell am erfolgreichsten", sagt er über die nordamerikanische Profiliga, in der strenge Finanzauflagen gelten. "Alle Klubs sind mehr oder weniger gleichwertig. Es gibt die meisten Überraschungen und Sensationsmeister. Das würde auch unserem Sport guttun."
Dass mehr Ausgeglichenheit ihren Reiz hätte und sich so neue Fans gewinnen ließen, bezweifelt auch Arrivabene nicht. "Der Sport lebt zwar von großen Teams. Zu Zeiten Jean Todts und Michael Schumachers hat Ferrari jahrelang gewonnen. Dann kam Red Bull, niemand hat sich beschwert", argumentiert er. In der Zwischenzeit sei das Formel-1-Publikum allerdings in die Jahre gekommen, ohne dass eine neue Generation Fans herangewachsen wäre. Folge: die aktuelle Akzeptanz-Krise.
Arrivabene sieht die Formel 1 im Wettstreit mit Spielekonsolen um die Aufmerksamkeit von Teenagern und jungen Erwachsenen. "Wie schlagen wir also eine Playstation?", sinniert er, ohne sich seine Frage wirklich zu beantworten. Nur so viel: Ansätze, um das Dilemma zu überwinden, müssten in der Unterhaltungsindustrie gesucht werden. Mit dem Ziel, interessanter zu sein als Videospiele.
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Claire Williams verspricht sich von der Budgetobergrenze in erster Linie die Chance, ihre klamme Mannschaft wieder ernsthaft gegen die großen Werksteams ins Rennen zu schicken. "Sie geben das Doppelte, wenn nicht sogar das Drei- oder Vierfache aus", stöhnt die Teamchefin des gleichnamigen Rennstalls über die Aussichtslosigkeit, die sie seit Jahren plagt. "Ich würde nicht im Traum daran denken, gegen Mercedes, Ferrari und Red Bull ernsthaft um Rennsiege und um Titel zu kämpfen."
Dass Williams' Comeback mit einem Kostenlimit von zum Beispiel 150 Millionen US-Dollar im Jahr gelingt, sieht Arrivabene nicht als gegeben an. Auch wenn er den Mitarbeiterstab von aktuell 800 Leuten deutlich reduzieren müsste, prognostiziert er: "Eine Budgetobergrenze wird auf die Leistung keine Auswirkung haben, weil sie viel mehr von der Qualität der Arbeit, von der Professionalität und von weiteren Faktoren abhängt." Vielleicht würde Ferrari sogar davon profitieren.
Wer sparen muss, muss kreativer und innovativer sein. "Wer talentierte Burschen für das Chassis, die Aerodynamik und die Motoren hat, dem kommt es zugute", findet Arrivabene und sieht auch kein Hemmnis für die Serienentwicklung. "Für einen Autoherstellers ist die Formel 1 ein Investment, speziell was Motoren betrifft. Was wir erforschen und entwickeln, kann übertragen werden."