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Formel 1 Hockenheim: So viele Zuschauer wie zur Schumi-Zeit
Erstmals seit über zehn Jahren kamen wieder mehr als 70.000 Fans zum Formel-1-Grand-Prix an den Hockenheimring, doch die Zukunft des Rennens ist ungewiss
(Motorsport-Total.com) - Volles Haus in Hockenheim, Gänsehaut-Stimmung im Motodrom und erstmals seit über zehn Jahren mehr als 70.000 Zuschauer auf den Tribünen: Die Veranstalter des Deutschland-Grand-Prix ziehen ein positives Fazit zum diesjährigen Formel-1-Rennen. Denn der Fanzuspruch am Renntag bewegte sich auf dem Niveau der Schumi-Jahre. Trotzdem ist ungewiss, ob es in der Zukunft weitere Grands Prix in Hockenheim geben wird.
Doch Streckenchef Georg Seiler bemüht sich um eine Lösung - und um eine Fortsetzung der Formel-1-Story am Hockenheimring. Im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' sagt er: "Logischerweise führen wir Verhandlungen. Die Gespräche laufen weiter. Wir haben die Formel 1 nicht abgeschrieben." Doch wann es zu einer Übereinkunft kommen könnte (oder nicht), ist offen. "Wir müssen abwarten, was passiert", meint Seiler. "Das verändert sich vielleicht von heute auf morgen. Aber unsere Aussage gilt immer noch: Wir wollen die Formel 1."
Wenn aber auch 2019 ein Grand Prix in Hockenheim stattfinden soll, dann brauchen Seiler und Co. alsbald Gewissheit. "Dann dürfen wir keine Zeit verlieren", sagt er. Spätestens im Herbst müssten die für ein Rennen im nächsten Jahr notwendigen Planungen anlaufen, der Kartenvorverkauf gestartet werden.
Kein Risiko mehr in Hockenheim
Aber nicht um jeden Preis, wie Seiler betont. "Unsere Absicht ist nicht, in die Bresche zu springen, nur weil 2019 ein Platz im Kalender frei ist. Wir würden gerne eine langfristige Lösung herbeiführen." Und eine, die den Hockenheimring aufgrund horrender Antrittsgebühren in Höhe von mehreren Millionen Euro nicht in den Ruin treibt. "Es gilt jetzt, einen neuen Vertrag zu schließen, der wirtschaftlich passt", erklärt Seiler weiter. "Wir arbeiten mit den Formel-1-Verantwortlichen an einer Lösung. Wenn sie funktioniert, ist gut. Wenn nicht, kann man nichts ändern. Es geht eben nur, wenn Partner da sind, die an die Formel 1 bezahlen oder Risiken abdecken. Denn wir werden in Zukunft keine Verluste mehr schreiben."
Fotostrecke: Camping & Selfies: F1-Fans in Hockenheim
Nichts könnte charakteristischer für die Formel 1 in Hockenheim sein als der Geruch von Holzkohle und das Schnalzen von Dosenbier-Verschlüssen auf einem Campingplatz ... Fotostrecke
Das Rennwochenende 2018 macht Hockenheim Mut. Erstmals seit Jahren hat man im Motodrom wieder eine Zusatztribüne aufgestellt, weil der Vorverkauf "gut gelaufen" ist, wie Seiler betont. Mit 71.000 Fans am Sonntag hat der Hockenheimring sogar das Rennen 2006 (70.000) übertroffen - und das war immerhin die Abschiedsvorstellung von Michael Schumacher vor seinen deutschen Fans, inklusive Heimsieg. An die Bestleistung aus der Zeit nach dem Umbau - 93.000 im Jahr 2002 - kam man allerdings nicht heran.
Deutlich zugelegt hat Hockenheim im Vergleich zum Beginn der Hybrid-Ära: Bei den beiden Grands Prix 2014 und 2016 hatten die Veranstalter lediglich 52.000 beziehungsweise 57.000 Zuschauer am Renntag gezählt. 2018 also der Sprung auf über 70.000 Besucher - weil es das vorerst letzte Formel-1-Rennen in Hockenheim gewesen sein könnte? "Nein, das glaube ich nicht", sagt Seiler als Antwort auf diese These.
71.000 Fans stimmen optimistisch
"Ich glaube eher: Die Formel 1 hat sich insgesamt verändert. Die derzeitige Situation mit Vettel und Hamilton ist sehr interessant. Und das Fanverhalten zur Formel 1 ist positiv", sagt Seiler. Sprich: Nicht das vermeintliche Abschiedsszenario, sondern der enge Titelkampf habe Hockenheim attraktiv gemacht. Und der Aufschwung stimme optimistisch für eine Zukunft der Formel 1 im Motodrom.
Für Seiler wäre ein Neuvertrag mit der Formel 1 eine Herzensangelegenheit. "Ich sage mal: Die Königsklasse gehört zu uns. Ich bin auch stolz darauf, dass es hier zum 36. Mal ein Formel-1-Rennen gab. Denn wir sind eine Rennstrecke und nicht nur eine Allround-Arena, in der sehr viel stattfindet. Letztendlich wollen wir hier Motorsport betreiben. Und da gehört die Formel 1 dazu." Ob auch über 2018 hinaus, das werden die kommenden Wochen und Monate zeigen.