• 17. Juli 2018 · 13:37 Uhr

Zukunft des Deutschland-GP: Darum wird es so schwierig

Hohe Forderungen seitens der Formel 1, kaum Einnahmemöglichkeiten und null Subventionen: Darum wird das Ringen um den Grand Prix von Deutschland so hart

(Motorsport-Total.com) - Lokalheld Sebastian Vettel (Ferrari) im intensiven WM-Kampf, Max Verstappen (Red Bull) mit starken Auftritten und einem orangen Fan-Meer im Gepäck und hochsommerliches Wetter in Deutschland: Die Voraussetzungen vor dem Grand Prix in Hockenheim 2018 sind bestens. Und so freuen sich die Veranstalter über großes Interesse von Fans.

Foto zur News: Zukunft des Deutschland-GP: Darum wird es so schwierig

Die deutschen Farben sollen auch nach 2018 in der Formel 1 präsent bleiben Zoom Download

Der Vorverkauf hat im Vergleich zu 2016 um rund 25 Prozent zugelegt. Am kommenden Wochenende werden (alleine am Rennsonntag) rund 70.000 Zuschauer vor Ort erwartet. Das sind deutlich mehr als 2016 (57.000) und 2014 (52.000). Man musste sogar eine Zusatztribüne aufbauen, um die gestiegene Nachfrage bedienen zu können. Unterm Strich wird trotz der hohen Grand-Prix-Gebühren, die die FOM (Formula One Management) beziehungsweise Liberty Media aufruft, eine schwarze Null stehen. Oder sogar ein geringfügiges Plus.

Alles gut im Formel-1-Land Deutschland? Nein, keineswegs. Denn die Zukunft nach 2018 sieht aktuell düster aus. Der Vertrag der FOM mit den Veranstaltern des Rennens in Baden-Württemberg läuft nach der diesjährigen Auflage aus. Wie es mit weiteren Grands Prix in Deutschland aussieht, steht derzeit in den Sternen. Der Grund ist klar: Auch wenn 2018 unterm Strich kein Verlust stehen wird, kann die Hockenheim-Ring GmbH das finanzielle Risiko in Zukunft nicht mehr alleine schultern.

Die Vertreter der Rennstrecke in Hockenheim und des Nürburgrings sowie der sportlichen Veranstalter AvD und ADAC saßen in den vergangenen Monaten mehrfach mit den Formel-1-Bossen von Liberty zusammen. Das Ergebnis ist bislang enttäuschend. Chase Carey und seine Mitstreiter beharren angeblich auf eine Antrittsprämie von 25 Millionen US-Dollar (rund 21,3 Millionen Euro) pro Jahr. Deutschland soll für den schnellen Zirkus genauso viel zahlen wie beispielsweise Belgien, Großbritannien und Frankreich.

Nachteil Deutschland: Anderswo gibt es Subventionen

Der Unterschied zu den Nachbarn: In Deutschland gibt es keinerlei Subventionen aus europäischen, staatlichen und regionalen Kassen der öffentlichen Hand. Die Organisatoren in Frankreich bekommen beispielsweise umfangreiche Fördermittel vom Departement Var und der Region Provence-Alpes-Cote d'Azur.


Sebastian Vettel: Die Highlights in Hockenheim

Video wird geladen…

Ferrari-Pilot Sebastian Vettel erklärt den Hockenheim-Ring und freut sich bereits auf die Herausforderung bei seinem Heimrennen Weitere Formel-1-Videos

Die dortigen Subventionen sind als Anschubfinanzierung deklariert, da Frankreich in der Formel 1 nach langer Pause einen Neustart hinlegt. In Deutschland würden solche Hilfen aufgrund von EU-Richtlinien nicht möglich sein. Andernorts hat man Umgestaltungen an der Strecke mal eben als "Ausbau des Wander- und Radwegenetzes im touristischen Umfeld" bezeichnet, um an Fördermittel zu kommen. Auch solch ein Weg wird hierzulande kaum möglich sein.

Die Veranstalter in Deutschland müssen die hohe Antrittsprämie allein durch Ticketverkäufe decken, denn alle anderen potenziellen Einnahmequellen (beispielsweise Bandenwerbung, TV-Rechte, Paddock-Club oder Merchandising) hat die FOM fest in ihrer Hand. Dass sich 25 Millionen US-Dollar Antrittsprämie - im Ende 2018 auslaufenden Vertrag sind es deutlich weniger - kaum über den Verkauf von Eintrittskarten abdecken lassen, wird anhand einer einfachen Rechnung deutlich.

Hohe Antrittsprämie macht Geschäftsmodell kaputt

In Hockenheim kostet ein Formel-1-Ticket in diesem Jahr im Durchschnitt etwas mehr als 200 Euro. Bei aktuell rund 70.000 Plätzen können somit im allerbesten Fall rund 15 Millionen Euro eingenommen werden. Es bleibt eine Lücke von mehr als sechs Millionen Euro. Das ist aber noch nicht alles, denn die Veranstalter bleiben auf weiteren Kosten sitzen.

Foto zur News: Zukunft des Deutschland-GP: Darum wird es so schwierig

Das Motodrom in Hockenheim wird am Wochenende voll besetzt sein Zoom Download

So muss der Veranstalter beispielsweise auch alle Kosten für Maßnahmen tragen, die für einen reibungslosen Verlauf des Grand Prix erforderlich sind. Etwa Einsätze der Feuerwehr, des Rettungshubschraubers oder das Equipment der Streckenposten. Durch diese "Nebenkosten" kommt schnell nochmal die eine oder andere Million obendrauf.

Mit einer absehbaren Deckungslücke von knapp zehn Millionen Euro sollen weitere Formel-1-Gastspiele in den kommenden Jahren ermöglicht werden? Das wird nicht passieren. Die Vertreter aus Hockenheim und vom Nürburgring werden weitere Verhandlungen mit Carey und seinen Mitstreitern führen. "So langsam versteht er, warum es Deutschland so schwer hat", sagt einer der Beteiligten. Es gibt noch Hoffnung auf eine Zukunft der Formel 1 in Deutschland.

Weitere Verhandlungen mit Liberty und FOM werden folgen

Die Macher aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz geben nicht auf. Sie präferieren auch für die Zukunft ein alternierendes System. Hockenheim und Nürburgring sollen sich bei der Ausrichtung eines Grand Prix jährlich abwechseln - ein bewährtes Modell aus früheren Jahren. Die Formel 1 muss für Liberty eine Rendite bringen, gleichzeitig steht jedoch das Versprechen von Carey im Raum, dass man traditionsreiche Grand-Prix-Standorte schützen wird.


Fotostrecke: GP Deutschland, Highlights 2016

Mehr Geld lässt sich für die FOM ohnehin an anderen Standorten verdienen. Abu Dhabi zahlt beispielsweise für den fixen Platz als Saisonfinale ebenso 50 Millionen US-Dollar pro Jahr wie die Veranstalter in Sotschi für den Russland-Grand-Prix. Auch in Melbourne lässt man sich bisher den Status als etabliertes Auftaktrennen der Formel-1-Saison eine solche Summe kosten. Dort werden Verluste bislang immer aus öffentlichen Kassen ausgeglichen.

Solche Summen sind für den Hockenheim- und auch den Nürburgring Utopie. Präferiert wird daher ein Modell, bei dem die feste Grand-Prix-Gebühr für die Rennstrecken in einem vertretbaren Rahmen bleibt, also auch die FOM einen Teil der Kosten übernimmt. Dafür aber auch ein etwaiger Gewinn nicht nur in Deutschland bleiben würde, sondern auch der Rechteinhaber der Formel 1 davon partizipieren könnte.

Aktuelles Top-Video
Foto zur News: Verstappen in Brasilien: "Unglaubliche Watschen für das gesamte Feld!"
Verstappen in Brasilien: "Unglaubliche Watschen für das gesamte Feld!"

Was Max Verstappen mit MotoGP-Superstar Marc Marquez gemeinsam hat und er...

Fotos & Fotostrecken
Foto zur News: Prominente Formel-1-"Testfahrer"
Prominente Formel-1-"Testfahrer"
Foto zur News: Formel-1-Test von WRC-Champion Rovanperä
Formel-1-Test von WRC-Champion Rovanperä

Foto zur News: Die Vertragslaufzeiten der aktuellen Formel-1-Fahrer
Die Vertragslaufzeiten der aktuellen Formel-1-Fahrer

Foto zur News: Die Formel-1-Fahrer 2026
Die Formel-1-Fahrer 2026

Foto zur News: Die Formel-1-Fahrer 2025
Die Formel-1-Fahrer 2025
Folge Formel1.de
Videos
Foto zur News: Verstappen in Brasilien: "Unglaubliche Watschen für das gesamte Feld!"
Verstappen in Brasilien: "Unglaubliche Watschen für das gesamte Feld!"
Foto zur News: Verlorene Siegchance? Frust bei Russell und Norris nach Strategieflop
Verlorene Siegchance? Frust bei Russell und Norris nach Strategieflop

Foto zur News: Ralf Schumacher: "Was ich an Max cool finde ..."
Ralf Schumacher: "Was ich an Max cool finde ..."

Foto zur News: Hamilton statt Sainz: Macht Ferrari einen Fehler?
Hamilton statt Sainz: Macht Ferrari einen Fehler?
Top-Motorsport-News
Foto zur News: Gounons verrückte DTM-Premiere: Wieso er in Marvel-Kinderunterhosen fuhr!
DTM - Gounons verrückte DTM-Premiere: Wieso er in Marvel-Kinderunterhosen fuhr!

Foto zur News: Vereinfachtes Punktesystem: FIA will Format erneut anpassen
WRC - Vereinfachtes Punktesystem: FIA will Format erneut anpassen

Foto zur News: Türkischer Sim-Racer Cem Bölükbasi bekommt Chance in der Formel 2
F2 - Türkischer Sim-Racer Cem Bölükbasi bekommt Chance in der Formel 2

Foto zur News: Be part of it: Green Hell Driving Days 2024
Sonst - Be part of it: Green Hell Driving Days 2024
formel-1-countdown
AnzeigeFormel-1 Tickets 2025 kaufen