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Zak Brown: Was mit "Matrix-Management" verkehrt ist
McLaren-Boss Zak Brown offenbart, wie das unter Ron Dennis eingeführte "Matrix-Management" das Team lähmt und wie er McLaren wieder auf Kurs bringen will
(Motorsport-Total.com) - Das McLaren-Team erlebt derzeit die schlimmste Krise seit Jahrzehnten: Nach dem Honda-Debakel klafft ein großes Loch in der Teamkasse, durch den "Schoko-Gate"-Skandal, der Rennleiter Eric Boullier den Job kostete, hat sich gezeigt, das auch intern die Fetzen fliegen. Und die Erfolge bleiben auch dieses Jahr mit dem Renault-Motor aus.
© LAT
Zak Brown weiß, warum sein Team derzeit an einen schwerfälligen Öltanker erinnert Zoom Download
Die Ursachen für die aktuelle Schieflage dürften unmittelbar nach der Jahrtausendwende zu finden sein. Denn da hat der damalige Boss Ron Dennis auf den Plan von Stardesigner Adrian Newey, das Team in Richtung Jaguar zu verlassen, reagiert und von seinem Stellvertreter Martin Whitmarsh das sogenannte "Matrix-Management" einführen lassen - eine Managementstruktur, in der die Verantwortung nicht wie im Pyramidensystem linear verteilt ist, sondern in Form einer Matrix auf möglichst viele Köpfe. So sollen Abgänge besser verkraftet werden.
Doch genau das scheint seitdem das Team zu lähmen, wenn rasche Entscheidungen notwendig sind. "Die aktuelle Struktur erlaubt es gewissen Menschen nicht, schnell genug zu entscheiden und so unternehmerisch zu agieren, wie ich es gerne hätte", bestätigt Teamboss Zak Brown. "Es ist zwar manchmal angemessen, in der Gruppe zu entscheiden, aber es gibt auch Entscheidungen, die von Einzelpersonen getroffen werden müssen."
Brown stellt klar: "Matrix-Management" ist Geschichte
Der Entscheidungsfindungsprozess und vor allem dessen Geschwindigkeit sei bei McLaren "festgefahren", meint der US-amerikanische Marketingexperte. "Wir reagieren zu langsam, könnten besser kommunizieren, könnten die Dinge vereinfachen. Das muss sich ändern. Ich denke, unser größtes Problem liegt in der Struktur und in der Organisation."
Man habe zwar hochtalentierte Mitarbeiter in den eigenen Reihen, könne dessen Potenzial aber nicht nutzen. Das bedeutet allerdings nicht, dass Brown nicht auf neue Leute von außen setzen will: "Sie haben andere Erfahrungen, die uns dabei helfen sollen, die Organisation schneller zu machen."
Das "Matrix-Management" sei in jedem Fall Geschichte, stellt Brown klar: "Ich werde mit der Führungsetage etwas anderes entwickeln. Die aktuelle Situation ist inakzeptabel und nicht wettbewerbsfähig."
Brown: Turbulenzen haben Spuren hinterlassen
All das führt er auch auf die Turbulenzen bei McLaren seit Beginn des aktuellen Jahrzehnts zurück: Ende 2009 übernahm Whitmarsh die Führung des Teams von Dennis, der sich um die Entwicklung der McLaren-Gruppe und sein Sportwagen-Projekt konzentrierte, dann stiegen Mitbesitzer Mercedes und Hauptsponsor Vodafone aus. 2015 riss Dennis die Kontrolle des Teams wieder an sich und setzte den erfolglosen Whitmarsh vor die Tür, wurde aber selbst 2017 von den Teambesitzern gefeuert.
"Da hat einfach die Stabilität gefehlt", sagt Brown, der nach Dennis die Führung übernahm. "Und egal, ob es sich um ein Formel-1-Team oder eine Konsumgüterfirma handelt: Wenn sich ständig alles ändert, ist es immer schwierig, auf Kurs zu bleiben. Wir werden also dieses Kapitel schließen und etwas Neues aufbauen. Mein Job ist es nun, wieder für Tempo zu sorgen und die Richtung vorzugeben."
Die Lösung sei es allerdings nicht, sich von Personal zu trennen und das Team schlanker zu machen. "Mercedes und Ferrari haben 200 bis 300 Leute mehr als wir", sagt Brown. "Wir müssen also keine Leute loswerden, sondern einfach besser arbeiten, um schneller zu werden. Ich glaube nicht, dass wir unsere Kapazitäten derzeit im Verhältnis zu unserem Personal und den Ressourcen voll ausschöpfen."