Brundle: "Würde am liebsten ihre Köpfe zusammenknallen!"
Experte Martin Brundle übt scharfe Kritik an den Formel-1-Teams und findet, dass diese bei den Regeln gar nichts mehr zu sagen haben sollten
(Motorsport-Total.com) - Der britische TV-Experte Martin Brundle ärgert sich darüber, dass die Teams keinen gemeinsamen Nenner finden, wenn es um die Gestaltung der Zukunft der Formel 1 geht. Denn während die Nachricht über eine Budgetobergrenze in Liberty Medias "Vision 2021" bei Topteams wie Ferrari und Mercedes für Entrüstung sorgt, würde etwa Claire Williams am liebsten die Champagnerkorken knallen lassen.
Diese beiden Gegenpole unter einen Hut zu bekommen, erfordert nach Meinung von Brundle, früher selbst Formel-1-Fahrer, eine starke Führung: "Man sollte ihnen ein fertiges Paket hinlegen, dann gibt man ihnen 48 Stunden Zeit zu überlegen, und dann sind sie dabei oder eben auch nicht. Klingt brutal, und sagt sich leicht für mich, weil ich das alles nicht vor der New Yorker Börse erklären muss. Aber ich glaube wirklich, dass das die einzige Möglichkeit ist, diesen Sauhaufen in den Griff zu bekommen."
Anlassgeber für Brundles deftige Worte ist ein Meeting der Technischen Arbeitsgruppe vergangene Woche in Bahrain, bei dem eigentlich geplant war, Regeländerungen für mehr Überholmanöver auszuarbeiten. Aber die Vorschläge wurden allesamt abgelehnt. Bis auf Williams war niemand dafür. "Dabei wollten sie doch nur einige der Maßnahmen für mehr Überholmanöver von 2020 vorziehen", schüttelt Brundle den Kopf.
Und er wird noch deutlicher: "Da würde man doch am liebsten ihre Köpfe zusammenknallen! Ernsthaft. Benehmt euch! Die sind alle so engstirnig darauf fixiert, zu gewinnen und ihre Position zu schützen. Ich respektiere das, denn das ist ihr Job. Aber gerade deshalb muss man sie vor sich selbst schützen und die Teams aus den Entscheidungen eliminieren. Die Teams sollte Liberty nicht fragen, was sie wollen."
Als größten Erfolg in Zusammenhang mit der Präsentation der "Vision 2021" bezeichnet Brundle, "dass es so scheint, dass die Teams eine Budgetobergrenze grundsätzlich akzeptieren. Es geht da jetzt eher um die Zahl." Mercedes-Teamchef Toto Wolff hat bereits signalisiert, dass die avisierten 150 Millionen US-Dollar (plus zusätzliche, nicht gedeckelte Ausgaben für Marketing, den bestbezahlten Mitarbeiter und die Fahrer) für ihn absolut unmöglich seien.
Brundle warnt diesbezüglich vor Panikmache und wertet kritische Kommentare in erster Linie als Positionierung: "Das Rad wird sich weiterdrehen", sagt er. "Ich rechne damit, dass die Zahlen so frisiert werden, dass die Mittelfeldteams ein bisschen mehr Geld bekommen und die Topteams ein bisschen weniger. Es wird Kosteneinsparungen geben - und trotzdem werden die Topteams weiterhin in einer dominanten Position sein."