So will Liberty mit Streamingangebot "F1 TV" Geld verdienen
Wie die Formel 1 mit dem Streamingangebot "F1 TV" pro Jahr 500 Millionen Dollar einnehmen könnte und wieso für die Pay-TV-Sender harte Zeiten anbrechen
(Motorsport-Total.com) - Jahrelang hat Ex-Boss Bernie Ecclestone davor gewarnt, die Neuen Medien würden eine große Gefahr für das auf dem Rechteverkauf basierendes Geschäftsmodell der Formel 1 darstellen. Doch nun wagt sich Liberty Media mit dem neuen Formel-1-Streamingangebot "F1 TV" in diesen Bereich vor und ist zuversichtlich, damit auch noch richtig Geld verdienen zu können.
Da nach eigenen Schätzungen rund 500 Millionen Menschen - also fünf Prozent der Weltbevölkerung - Formel-1-Fans sind und rund ein Prozent davon zu den absoluten Hardcore-Fans zu zählen sind, dann ortet man ein Potenzial von mindestens fünf Millionen Kunden. Das wären pro Jahr 500 Millionen US-Dollar (umgerechnet 410 Millionen Euro), da ein Saisonabo 100 Dollar (umgerechnet 81 Euro) kostet.
Ob es realistisch sei, dass alle Hardcore-Fans den Dienst beziehen? "Ich würde mir wünschen, dass die gesamte Zielgruppe (also 500 Millionen; Anm. d. Red.) das Abo bezieht", antwortet Formel-1-Digitalchef Frank Arthofer. "Dieser Herausforderung stellen wir uns. Wir sind zuversichtlich, dass die mögliche Größe enorm ist."
Aber noch befindet sich "F1 TV" genau in diesem Spannungsfeld, mit dem auch Ex-Formel-1-Boss Ecclestone seine Probleme hatte, denn in Ländern, wo Pay-TV-Sender Millionen für die Übertragungsrechte zahlen, würde das offizielle Streaming-Angebot ihnen den Markt abgraben. Das ist auch der Grund, warum "F1 TV" zum Beispiel in Großbritannien und in Spanien nicht verfügbar ist.
"Wir sind in den Märkten, in denen wir jetzt starten, absolut transparent vorgegangen", erklärt Arthofer. "All das ist also keine Überraschung für unsere Partner." Doch ausgerechnet im Formel-1-Mutterland Großbritannien ist die Situation eine andere: Dort müssten Sky-Nutzer im Vergleich zu den geplanten 100 US-Dollar, die "F1 TV" kosten soll, fast die vierfache Summe zahlen, hätte "Sky UK" nicht die Preise gesenkt.
Nun kostet ein Abo für die Monate der Formel-1-Saison nur noch rund die Hälfte, also 150 Pfund (umgerechnet 169 Euro). Die Angst scheint groß, dass Formel-1-Fans das Sky-Abo abbestellen, über einen VPN-Zugang die Geosperre umgehen und auch in Großbritannien "F1 TV" nutzen. Währenddessen stellt Arthofer klar, dass man längst daran arbeite, den eigenen Content mit "erstklassigen" Technologien zu schützen.
"Da waren wir als Formel 1 immer schon konservativ", sagt Arthofer und erinnert damit an die Zeiten, als der Grand-Prix-Sport nicht einmal einen eigenen YouTube- oder Twitter-Kanal bespielte.