Alte Vereinbarung zwischen Williams und Dennis Geschichte?
Warum Claire Williams sensibel darauf reagiert, dass ihr McLaren-Boss Zak Brown Sponsoren wegschnappen könnte und wieso ein altes Abkommen das untersagt
(Motorsport-Total.com) - McLaren-Boss Zak Brown sucht nach wie vor nach einem großen Sponsor für sein Team. Und da die Geldgeber in der Formel 1 immer weniger werden, ist nicht auszuschließen, dass der Marketingexperte im Revier der Konkurrenz wildern muss. Claire Williams knallt ihm nun einen Schuss vor den Bug, als sie von Journalisten auf ein potenzielles Szenario angesprochen wird. "Wollt ihr sagen, dass uns Zak unsere Sponsoren stehlen wird? Ich dachte McLaren und Williams hätten ein Abkommen, dass wir das niemals tun werden. Das galt zumindest bei Frank und Ron."
Angst vor derartigen Versuchen habe sie keine: "Zak soll es es ruhig probieren, aber da kann er sich auf einen Kampf gefasst machen. Ich gebe Sponsoren ungern auf, denn sie sind unser Lebenselixier." Tatsächlich steht Williams mit dem Rücken zur Wand: Zuletzt gingen zwei Sponsoren über Bord, Ende 2018 wird man auch noch Hauptsponsor Martini verlieren. Außerdem muss man dieses Jahr auf die zweistellige Millionensumme verzichten, die man im Vorjahr für Valtteri Bottas erhalten hat.
Und der brasilianische Mineralölsponsor Petrobras ist nach dem Williams-Aus für Felipe Massa bereits zu McLaren übergelaufen. Es wäre nicht das erste Mal, dass Williams auf Kosten des Konkurrenten aus Woking auf Sponsorgelder verzichten muss.
Rücksichtsloser Dennis: Die Vorgeschichte der Vereinbarung
Ende 1981 hat Dennis den saudiarabischen Geschäftsmann Mansour Ojjeh, der mit seinen TAG-Millionen Williams ab 1979 zum Sieger- und Weltmeisterteam gemacht hatte, nach Woking gelockt. So entstand damals der TAG-Turbomotor, der von Ojjeh finanziert und von Porsche gebaut wurde und Niki Lauda und Alain Prost zwischen 1984 und 1986 zu drei WM-Titeln verhalf. Ojjeh ist nach wie vor Anteilseigner in Woking.
Fotostrecke: Die Williams-Story
Auf geht's ins Abenteuer Formel 1: Nach zwei erfolglosen Anläufen in der Königsklasse gründen Frank Williams (70 Prozent) und Patrick Head (30 Prozent) ihr eigenes Team. Mit einem March-Chassis steigt man beim Grand Prix von Spanien in die Weltmeisterschaft ein. Fotostrecke
Ende 1987 wiederholte sich die Geschichte: Nach dem TAG-Ausstieg hatte Williams Motorenhersteller Honda von einem Formel-1-Einstieg überzeugt und feierte gemeinsam zahlreiche Erfolge, ehe erneut Dennis der Truppe von Frank Williams einen Strich durch die Rechnung machte und Honda in sein Team lotste. Kein Wunder, dass der Brite auf Dennis nicht gut zu sprechen war. Die Übereinkunft, dass so etwas in Zukunft nicht mehr passieren dürfe, war die Folge.
Warum Sponsoren in der Formel 1 inzwischen rar sind
Die 41-jährige Claire Williams, die ein Jahr älter ist als das Team, das sie nun führt, hat all das nur am Rande mitbekommen. Aber sie ist in der Formel 1 aufgewachsen und weiß daher: "Das ist ein hartes Geschäft, und jeder schaut auf sich. Daher müssen unsere Leistungen gut genug sein, damit Partner nicht zu einem anderen Team wechseln. Das ist unsere Verantwortung."
Ihr ist aber auch bewusst, dass es als Formel-1-Team immer schwieriger wird, Sponsoren anzuziehen. Beweis dafür ist die Tatsache, dass mit Martini und der Santander-Bank, die bisher Ferrari sponserte, gleich zwei große Geldgeber den Sport verlassen. "Der Marketing-Mix hat sich sehr verändert", mutmaßt sie über die Ursachen. "Es gibt heute so viele Kanäle, über die Marken ihre Marketing-Millionen ausgeben können."
Sie fordert von den großen Playern in der Formel 1 mehr gemeinsame Bemühungen, um mehr Geldgeber anzulocken, anstatt einander gegenseitig das Leben schwer zu machen: "Die Formel 1 muss als Kollektiv härter arbeiten, um nach dieser wunderbaren Zeit, in der wir im Mittelpunkt vieler Marketing-Kampagnen waren, wieder ein attraktives Ziel sind. Wir haben viel definitiv viel Arbeit vor uns."